Das Ergebnis akribischer Arbeit

Von Christian Lehmann

(24.03.22) "Ramsdorf ist total stark geworden!" Das Derby gegen Eintracht Coesfeld war gerade einmal ein paar Minuten beendet, da richtete SG-Coach Zoui Allali den Blick bereits auf den kommenden Gegner. Dass der VfL Ramsdorf inzwischen als ganz schwer zu knackende Nuss wahrgenommen wird, hat sich die Truppe um Trainer Marco Weitz in den vergangenen Monaten hart erarbeitet. Die Zwischenbilanz nach 17 Spielen ist fast schon sensationell: Von vielen als Abstiegskandidat gehandelt, ist der Aufsteiger von 2020 aktuell mit 30 Punkten Fünfter - und hat dabei sogar noch weniger Spiele ausgetragen als drei der vier weiter vorne platzierten Teams. 

"Wir haben es schnell hinbekommen, eine Einheit zu formen. Ich trainiere einen eingeschworenen Haufen, der in jedem Spiel bereit ist, das Maximale aus sich herauszuholen. Die Jungs sind wissbegierig und geben sich niemals auf", sagt Weitz, der erst im Sommer das Traineramt übernommen hat. Mit einer klaren Spielidee und akribischer Spielvorbereitung hat das Team schon neun Saisonsiege eingefahren und so manches mal überrascht. Einen Gegner an die Wand spielen und aus dem Stadion schießen, das machen die Ramsdorfer höchst selten - aber sie gewinnen ihre engen Spiele. Olli Kahn würde hier wohl von mentaler Stärke sprechen.

Den einen, alles überragenden Fußballer hat Weitz nicht in seinen Reihen, allerdings bereut er es nicht, zu Saisonbeginn Niklas Kormann zum Kapitän ernannt zu haben. "Es gab ein paar eingefahrene Strukturen, die man aufbrechen musste. Niklas mehr Verantwortung zu übertragen, war ein wichtiger Schritt, weil er sich zum absoluten Anführer entwickelt hat. Nun ist zur Winterpause mit Koray Arslan noch ein wichtiger Mosaikstein hinzugekommen, der spielende Co-Trainer benötigte in seiner neuen Mannschaft nicht viel Anlaufzeit. Generell ist der Überraschungstruppe der Liga neben ihrem guten sportlichen Abschneiden entgegen gekommen, dass sich die Verantwortlichen sehr früh an die Kaderplanung machten - Stichwort akribisches Arbeiten.

"Die Jungs hatten vor der Saison den Wunsch, die Klasse zu halten. Ich glaube, wir haben schnell gesehen, dass das machbar ist. Ich habe immer betont, wir wollen das Maximale rausholen. Was das Maximum ist, werden wir sehen", sagt Weitz voller Vorfreude auf den Saison-Endspurt, in dem sein Team weiter die Liga verblüffen kann. Fußballerisch hat sich die Mannschaft im neuen Jahr vorgenommen, noch mehr Eigeninitiative zu übernehmen. In den Spielen gegen Adler Weseke (2:0), den RC Borken-Hoxfeld (2:2) und den VfL Billerbeck (1:0) verzeichnete das Team ein hohes Ballbesitz-Plus, nun muss nur noch am Kreieren und Verwerten von Torchancen gearbeitet werden. Mit nur 30 erzielten Toren ist Ramsdorf nämlich in der Liga eher Mittelmaß. "Natürlich haben wir zu wenige Tore geschossen, aber wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess. Alles Step by Step", sagt Weitz. Die Zeit dafür wird der Coach, der im Winter für ganze zwei weitere Spielzeiten zugesagt hat, beim VfL bekommen. 

Bezirksliga 11, der 21. Spieltag

Eintracht Coesfeld - VfB Alstätte (Sonntag, 15 Uhr)
Am Sonntagmorgen dürfte nach rauschender Derbysieg-Feier der eine oder andere Eintrachtler noch um Orientierung gerungen haben, mittlerweile sind aber alle wieder nüchtern und heiß darauf, die 0:4-Schmach aus dem Hinspiel wettzumachen. Die Hausherren haben daheim nur einmal verloren, die Gäste gingen in der Fremde nur zweimal als Verlierer vom Feld. Gut drauf sind beide: Coesfeld ist seit sieben Ligaspielen ungeschlagen, Alstätte gewann die letzten beiden Spiele. Allerdings musste die Elf um Spielertrainer Niklas Hilgemann und Seitenlinien-Chef Dirk Haveloh zuletzt zweimal Corona-bedingt pausieren. 
Hinspiel: 0:4
Heimspiel-Tipp: 2:1
Weitz: 2:2

VfL Ramsdorf - SG Coesfeld 06 (Sonntag, 15 Uhr)
"Im Hinspiel haben die Coesfelder ihren Derbyfrust an uns ausgelassen - obwohl die Partie lange ausgeglichen war", erinnert sich Marco Weitz ungern an die 1:4-Pleite seiner Truppe. Er erwartet eine Begegnung auf Augenhöhe. In der Tabelle liegt der VfL einen Punkt vor den Gästen, die eine hundsmiserable Auswärtsbilanz für ein Spitzenteam aufweisen (nur zwei Siege aus acht Spielen). Ramsdorf konnte keine der vergangenen vier Begegnungen gegen die SG gewinnen.
Hinspiel: 1:4
Heimspiel-Tipp: 2:2
Weitz: Coesfeld ist eine verdammt gute Mannschaft mit klaren Abläufen, die über ihre spielerische Qualität kommt. Trotzdem gewinnen wir mit 2:1.

Adler Weseke - Vorwärts Epe (Sonntag, 15 Uhr)
Die Hausherren drohen, zum "Tasmania Berlin der Bezirksliga 11" zu werden. 31 Spiele in Folge verlor in der Bundesliga-Saison 1965/66 der Verein, der damit als Synonym für Erfolglosigkeit in die Geschichte eingegangen ist. Bei den Adlern sind es mittlerweile 13 Partien in Serie. Ein Ende dieses Negativlaufs gegen den Tabellenvierten, der nach dem SV Heek die stärkste Offensive der Liga stellt, erscheint eher unwahrscheinlich. Allerdings riss Vorwärts in dieser Saison speziell auswärts keine Bäume aus, gewann nur zweimal. Ihre vier Saison-Zähler holten die Weseker derweil allesamt daheim.
Hinspiel: 1:4
Heimspiel-Tipp: 1:4
Weitz: Tut mir schon echt leid für Weseke, aber das wird ein klares Ding - 0:4.

RC Borken-Hoxfeld - VfL Billerbeck (Sonntag, 15 Uhr)
Abstiegskampf mit allem, was dazugehört erwartet uns am Kaninchenberg. Für die Gäste aus Billerbeck ist es die vielleicht letzte Chance, noch einmal die eigene Kugel in den Verlosungstopf für den Klassenerhalt einzuwerfen. Acht Punkte Rückstand hat Pepe Daldrups Team auf den SC Reken auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, zwei mehr sind es auf den Gegner aus dem Kreis Borken, der allerdings ebenso wie Reken ein Spiel mehr ausgetragen hat. Dennis Seegers RC holte aus den vergangenen beiden Spielen vier Punkte, Billerbeck holte aus den vier schweren Spielen nach der Winterpause nur einen Punkt (1:1 in Gescher) und wartet seit acht Partien auf einen Dreier.
Hinspiel: 5:1
Heimspiel-Tipp: 1:2
Weitz: Das wird sauspannend. Wenn ich nur die beiden Spiele gegen uns betrachte, dann fand ich Billerbeck stärker. Borken-Hoxfeld gewinnt aber, Joschi Kamp ist gerade gut drauf. 2:1. 

TuS Wüllen - ASV Ellewick (Sonntag, 15 Uhr)
Es sind schwierige Tage für den TuS Wüllen. Ohne so richtig viel dafür zu können, ist die Mannschaft von Johannes Dönnebrink und Maik Hollweg in der Tabelle durchgereicht worden. Mit teils vier Spielen weniger als die Konkurrenz rutschte das Team, das zu Saisonbeginn oben mitmischte und sogar zwei Spieltage lang Erster war, auf einen Abstiegsplatz ab. Zuletzt gab's zwei 0:3-Pleiten bei Vorwärts Epe und in Reken. Besser lief's zuletzt für die Gäste, die beim 2:1 gegen Gescher nach langem Warten und sechs sieglosen Spielen in Serie endlich mal wieder einen Dreier einfuhren. Der Weg zum Klassenerhalt ist für Alex Buning, Marc van den Berg und Co. aber noch weit, der Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze beträgt fünf Punkte.
Hinspiel: 4:0
Heimspiel-Tipp: 1:0
Weitz: 1:0

SV Heek - SC Reken (Sonntag, 15 Uhr)
Reken rollt das Feld von hinten auf. Das hatten viele schon direkt zum Start der Restserie erwartet, mit ein wenig Anlauf scheint die Mannschaft von Trainer Daniel Sekic nun aber aus den Socken zu kommen. Zuletzt holte der SCR sieben Punkte aus drei Spielen. Zeit, sich zurückzulehnen, bleibt aber nicht. Soviel dürfte klar sein: Ähnlich wie beim 3:3 im Hinspiel dürfte es gegen die offensivstärkste Mannschaft der Liga (49 Saisontore) gut zur Sache gehen vor den Toren. Heek steht als Siebter in der Tabelle prima da, outete sich zuletzt aber vermehrt als launische Diva. Im Jahr 2022 gab's drei Pleiten mit mindestens drei Gegentoren, dafür aber auch einen bärenstarken Auftritt beim 3:1-Überraschungssieg über Vorwärts Epe.
Hinspiel: 3:3
Heimspiel-Tipp: 2:3
Weitz: Es wird sich zeigen, ob Reken jetzt wirklich da unten rausmarschiert. Es ist super unangenehm, in Heek zu spielen. Beide haben eine ähnliche Spielanlage. 1:2. 

FC Epe - SpVgg Vreden II (Sonntag, 15 Uhr)
Nachdem der Tabellenführer zunächst von der Zwangspause von Verfolger SuS Stadtlohn profitiert hatte und zwischenzeitlich auf acht Punkte davongezogen war, musste das Team von Trainer André Hippers am Sonntag gegen Alstätte pausieren. Nun geht's gegen einen unangenehmen Gegner, dessen erste Mannschaft am Wochenende auch noch spielfrei hat. Vreden ist darüber hinaus seit vier Ligaspielen ungeschlagen. Die Hausherren haben mehr anzubieten, haben von den vergangenen 15 Bezirksliga-Partien keine verloren. Daheim ist der Primus als einziges Team noch ungeschlagen. 
Hinspiel: 5:1
Heimspiel-Tipp: 1:0
Weitz: 3:1

SV Gescher - SuS Stadtlohn (Sonntag, 15.30 Uhr)
Auweia, SV Gescher! Das größte anzunehmende Unheil ist eingetreten in der Glockenstadt, die Mannschaft, die von einigen vor der Saison in die Riege der Titel- oder zumindest Geheimfavoriten einsortiert wurde, rutscht in den Abstiegskampf. Ausgerechnet vor der Partie gegen seinen künftigen Verein, der sich wiederum um den Landesliga-Aufstieg bewirbt, hat GSV-Trainer Hendrik Maduschka dringend Punkte nötig. Die wollen Stefan Rahsing und sein Team trotzdem unter keinen Umständen freiwillig hergeben. Nach langer Wettkampfpause und zuvor zwei Spielen ohne Sieg hat der Tabellenzweite zuletzt beim 4:0 gegen Billerbeck wieder in die Spur gefunden, obschon er etwas Anlaufzeit benötigte. Gescher hat daheim, der SuS auswärts erst eine Pleite kassiert. Das wird vermutlich ähnlich spannend wie im Hinspiel, das der SuS dank eines Treffers von Lars Sparwel in der 4. Minute für sich entschied - und das, obwohl die Hausherren seinerzeit knapp 80 Minuten in Unterzahl agierten. Frohe Kunde für den SuS: Tobias Preckel hat seinen Auslandsaufenthalt planmäßig beendet und steht seit dieser Woche wieder zur Verfügung.
Hinspiel: 0:1
Heimspiel-Tipp: 1:3
Weitz: Ich glaube schon, dass Stadtlohn erfolgreich sein wird, weil sie die Punkte im Titelkampf brauchen. Meine Sympathien sind trotzdem bei meinem Ex-Verein Gescher - auch wenn es gerade nicht so gut läuft. Ich hoffe auf ein 2:2.