Heftige Kritik an Meister Amisia

von Marius Holthaus

(21.05.17) Der frisch gebackene Meister Amisia Rheine steht am Pranger. In die Glückwünsche zum Titel mischen sich heftige Vorwürfe einiger Konkurrenten. Wie konnte es passieren, dass sich der Spitzenreiter am Sonntag vom Abstiegskandidaten Westfalia Leer auf eigenem Platz mit 5:2 auseinander nehmen ließ?

Ganz klar: Die Amisen waren neben der Kappe. „Kann man nicht leugnen“, räumt Trainer Ralf Althoff ein. Seine Mannschaft stand nach dem 1:1 von Verfolger Nordwalde tags zuvor in Ochtrup bereits als Meister fest. „Danach haben wir uns an unserem Stadion getroffen“, erzählt Althoff.

Die spontane Aufstiegsfeier artete offenbar aus. „Wenn so was einmal läuft, ist es schwer zu bremsen“, sagt Althoff. Nutznießer: Westfalia Leer. Der krasse Außenseiter lag nach 55 Minuten durch Treffer von Marcel Wewers (6.), Max Joormann (23., 45., 46.) und Marcel Thiemann (55.) mit sage und schreibe 5:0 vorne. „Wir hätten höher führen können“, sagt Trainer Thomas Overesch. Hatten die Amisen im Laufe der Partie den Alkohol einigermaßen ausgeschwitzt? Jedenfalls verkürzten sie durch Fabio da Costa Pereiras Doppelpack (58., 90.) auf 2:5. In der Nachspielzeit verschoss Leers Lennard Raus noch einen Elfer.

"Ist mir egal, was die Liga sagt"

Mit diesem unerwarteten Auswärtscoup sprang die Westfalia auf einen Nichtabstiegsplatz, kann nächsten Sonntag im Saisonfinale gegen Wettringens Reserve die Rettung aus eigener Kraft packen. Doch statt Lobeshymnen für Leer gibt’s Kritik an Amisia. Weiners Trainer Florian Dudek etwa, der noch um den Klassenerhalt bangt, richtet die „Charakterfrage“ an den Meister.

Althoff: „Ist mir egal, was die Liga sagt. Jeder soll vor seiner eigenen Haustür kehren.“ Sein Rat an die Kellerkinder, die sich über Leers locker-leichten Sieg ärgern: „Nächstes Mal einfach früher anfangen zu punkten.“ Seine Jungs, so Althoff, „haben eine fantastische Saison gespielt“ und sich ihre Aufstiegsparty zweifelsohne verdient. Dass sie wenige Stunden später gegen Leer ein Schatten ihrer selbst waren, „ärgert uns auch. Und tut uns auch leid. Aber so ist es nun mal. So ist Kreisliga.“

Overesch angefressen

Leers Leistung gerät angesichts der Umstände in den Hintergrund. Was Coach Overesch extrem nervt. „Wie schön. Jetzt muss man sich schon für einen Sieg rechtfertigen. Die ganze Diskussion geht mir auf den Sack. Wir haben heute richtig gut gespielt. Wie Amisia drauf war und was die vorher gemacht haben, interessiert mich nicht.“ Aber: Wäre das Spiel auch so gelaufen, wenn Amisia nicht tags zuvor Meister geworden wäre? „Konjunktiv“, antwortet Overesch. Mit Hätte, Wenn und Aber will er sich nicht befassen. Hat er sich denn über das 1:1 von Ochtrup gegen Nordwalde gefreut? „Natürlich hat uns das in die Karten gespielt. Wir können aber nichts dafür, dass der Staffelleiter einer Vorverlegung zwischen Ochtrup und Nordwalde zugestimmt hat.“ Diese Entscheidung von Gerhard Rühlow ist das eigentliche Problem gewesen, meint Amisen-Coach Althoff: „Die A-Karte hat der Staffelleiter gezogen.“

Amisias Aufstiegsfeier hin oder her – „Leers Sieg war verdient. Das muss man so akzeptieren“, sagt Althoff. Und Overesch? Der hätte es gerne auch mit fitten, fokussierten Amisen aufgenommen: „So, wie wir gespielt haben, hätten wir trotzdem unsere Tore gemacht.“

Amisia Rheine - Westfalia Leer    2:5 (0:3)
0:1 M. Wewers (6.), 0:2 Joormann (23.),
0:3 Joormann (45.), 0:4 Joormann (46.),
0:5 Thiemann (55.), 1:5 da Costa Pereira (58.),
2:5 da Costa Pereira (90.)