Latte, Pfosten und kein Klassenerhalt

von Fabian Renger

(17.05.19) Eines hob Steffen Molitor besonders hervor. Der Trainer von GW Rheine ist mit seiner Mannschaft nicht erst am Donnerstagabend auswärts bei Westfalia Leer abgestiegen - das Spiel endete 1:1 (0:0), der Abstieg der Schotthocker war damit besiegelt -, sondern schon etwas früher. "Das hat sich nicht in den letzten Spielen entschieden", meinte Molitor. Sinnbildlich für diese wirklich absolute verkorkste Spielzeit war der kurios-traurige Schlussakkord, als Grün-Weiß in einer Angriffszene den Pfosten und die Latte traf - aber eben nicht ins Tor.

Das war kurz vor Schluss. Alles läuft da wie geplant und am Reißbrett ertüftelt. Alian Berisha zieht Verteidiger auf sich und läuft den Passweg frei, Steffen Schmidt spielt fein zum in die Tiefe gestarteten Sedat Yildiz, der trifft den Pfosten. Den Abpraller verpasst Manuel Stegemann in der Minute hauchdünn, aber Dominik Tiekötter ist auch noch da - doch der trifft die Latte. Das muss geschmerzt haben in der 88. Minute. Gleichwohl: Auch Leer, das von der Couch am Sonntag jubeln könnte, sofern Matellia Metelen und Emsdetten 05 ihre Spiele nicht gewinnen, hatte auch so seine Möglichkeiten. Und auch so ein gaaaanz dickes Ding in der Schlussphase.

Selker schießt daneben - wieso auch immer

Nach 85 Minuten war Timo Selker nämlich bereits an Rheines Torwart Stefan Bohne vorbei. Er hätte nur noch einschieben müssen - schoss aber neben die Hütte. "Ich glaube, es war schwerer daneben zu schießen", war Leers Coach Thomas Overesch etwas frustriert, wie er den Kollegen der WN verriet. Bohne vereitelte in der Schlussphase einen weiteren Versuch von Selker sowie einen von Max Joormann (91.).

Zu dem Zeitpunkt war die Begegnung ein richtig offener Schlagabtausch. Beide Teams mussten schließlich gewinnen. Rheine, um noch ein Fünkchen Hoffnung zu haben, Leer, um den Klassenerhalt endgültig unter Dach und Fach zu bringen. Beides klappte nicht.

Rheine setzt all-in

"Eigentlich hatten wir nur vor, für die letzte Viertelstunde volles Risiko zu gehen", erzählte Molitor, dass er sich von diesem Plan bereits in der 52. Minuten verabschiedet hatte. Erik Schulte profitierte davon, dass die GW-Hintermannschaft einen langen Ball unterschätzte und netzte zum bis dato überraschenden 1:0 für die Westfalia ein. Molitor setzte alles auf eine Karte: Aus dem 4-3-3 machte er ein 4-2-4-System. Wie gesagt: Risiko pur. Die Hütte fiel allerdings erst in Minute 79. Die machte Dennis Gottschlich aus dem Gewühl heraus.

Auch vor der Pause überzeugte Grün-Weiß eigentlich und hatte die wie immer mehr gegen den Ball arbeitenden Leerer recht gut im Griff. "Das war richtig guter, kontrollierter Offensivfußball", lobte Molitor. "Man hat gestern mal wieder gesehen, dass wir eigentlich in die Kreisliga A gehören." Mag sein. Sieht man nur nicht in der Tabelle. "Das ist einfach schade, wenn man auch so ein Spiel wieder sieht, wo du fußballerisch gut drin bist. Aber vielleicht lernen die Jungs auch daraus und sehen, dass es viel wert sein kann, eine Vorbereitung ernsthaft durchzuziehen." Man merke nämlich mehr und mehr, dass da doch etwas entstanden sei. 

Westfalia Leer - GW Rheine     1:1 (0:0)

1:0 Schulte (52.), 1:1 Gottschlich (79.)