Entspannt ausgetrudelt

Von Finn Bruns

(21.05.23) Ja, es war ein Derby. Ja, zwischen Münster 08 und der Reserve von Westfalia Kinderhaus gibt es einige personelle Verstrickungen. Ja, bei Nullacht war Stadiontag und Sommerfest. Nein, ein wirklich packendes Spiel war es trotzdem nicht. Dazu passte auch die 2:2-Punkteteilung. Irgendwie symbolisch für die Spielzeit der Kanalkicker: Trotz der 2:0-Halbzeitführung ließ sich die Heimelf nach einer guten Stunde die Butter vom Brot nehmen und Kinderhaus erwachte zu neuem Leben. Das wiederum passt ganz gut zur Saison von der Westfalia. 

Die steckte nämlich lange Zeit ganz tief drin im Abstiegskampf, zum Ende hin gelang ihr der Klassenerhalt aber doch ziemlich souverän. Aber von vorne: Joscha Lange hatte Nullacht früh per Volley in Führung gebracht, nachdem Finn Lenze zuvor noch geblockt worden war (5.). Zwanzig Minuten später legte Lange nach, dieses Mal schloss er eine schöne Kombination über Jürgen Venikh und Dennis Hamsen ab (25.). Kurz danach hätte Noah Bönte für Kinderhaus verkürzen können, aber sein Schuss ging knapp am Tor vorbei. In Hälfte zwei hätte Ex-Kinderhäuser Rui Guimares mehrfach das Spiel entscheiden können, aber einmal schoss er frei vor K-Town-Keeper Sebastian Weitz über Tor, ein anderes Mal versprang ihm der Ball, als das Tor eigentlich schon frei war. 

Gogoll verkürzt

Moment mal - Sebastian Weitz?! Wer ist das denn?, wird sich manch ein junger Leser fragen, der nicht unsere Kreisliga-A-Berichterstattung verfolgt. Und die älteren Leser werden nicht minder verwirrt sein - Was macht der denn im Tor? Beide Einwände haben durchaus ihre Berechtigung, denn mit 43 Jahren gab Weitz, eigentlich Feldspieler in Westfalias Dritter, sein Bezirksliga-Debüt im Tor. "Die Mannschaft war ganz besorgt, als sie das erfahren hat", lachte Kinderhaus-Coach Stefan Kloer, der aber von Weitz' Qualitäten im Kasten wusste. 

Nach einer guten Stunde wechselte Nullacht dann durch und brachte vier neue Akteure auf den Platz. Und irgendwie gab die Mannschaft von Gerrit Göcking das Spiel in der Folge aus der Hand. "Aber ich möchte jetzt nicht die vier neuen Spieler alleine dafür verantwortlich machen, eigentlich muss es der Anspruch von uns allen sein, das dann runterzuspielen", fand der Nullacht-Trainer. Westfalias Vincent Gogoll verkürzte nach 71 Minuten, nachdem sein Teamkollege Jan Zimmermann zuvor noch an Keeper Malte Remmert gescheitert war. Jetzt hatten die Gäste Lunte gerochen und neuer Mut machte sich breit.

"Unterm Strich können wir damit leben"

"Es ging ein Ruck durch die Mannschaft, die Körpersprache war eine ganz andere", fand Stefan Kloer. Drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit belohnten sich seine Männer dann für ihr Aufbäumen, Paul Klee traf mit einem schönen Fernschuss. "Das ist so ein running gag zwischen uns beiden, dass er immer aus der Distanz draufhält und dabei einen unglaublichen Streufaktor hat. Am Freitag hat er beim Training noch einen Ball in den Wald geschossen", freute sich der Coach für seinen Schützling. Einen etwas unschönen Abschluss fand die Partie dann in der Ampelkarte für den Kinderhäuser Philipp Hollenhorst, der zunächst ein Foul begangen hatte und sich dann - nun ja - mit dem Schiedsrichter "angelegt" hat. 

Angelegt steht in Anführungsstrichen, weil er dem Schiri auf dessen Ansage "Ich will jetzt nichts mehr hören" geantwortet hatte: "Okay, dann gehe ich jetzt nach hinten." Auch irgendwie geil. Die gelb-rote Karte passte eigentlich nicht zu einer sehr friedlichen Partie, in der sich die für ein Derby typischen verbalen Auseinandersetzungen immer in einem angemessenen Rahmen abspielten. Für Münster 08 war das Unentschieden gleichzeitig das letzte Spiel der Saison, am 34. Spieltag haben die Herren von der Manfred-von-Richthofen-Straße nämlich spielfrei. 

Gerrit Göcking zog nach seinem ersten Jahr als Trainer am Kanal folgendes Fazit: "Wir sind jetzt froh, dass die Saison vorbei ist, weil es schon sehr lange um nichts mehr ging. Dafür waren wir zu früh aus dem Titelrennen raus. Mit dem vierten Platz sind wir trotzdem ganz zufrieden, das war auch das Ziel, das wir uns intern vor der Saison gegeben hatten. Unterm Strich können wir damit leben, auch weil wir unsere Ziele im Kreispokal und bei den Stadtmeisterschaften (Nullacht kam jeweils bis ins Halbfinale, d.Red.) erreicht haben. Im nächsten Jahr wollen wir dann noch ein bisschen mehr schaffen."

SC Münster 08 - Westfalia Kinderhaus II 2:2 (2:0)
Tore: 1:0 Lange (5.), 2:0 Lange (25.),
2:1 Gogoll (71.), 2:2 Klee (87.)
Gelb-Rote Karte: Westfalias Philipp Hollenhorst (89. / Foulspiel und Meckern)