Leidenschaftlich, geschlossen und mit harter Arbeit: Freckenhorst mit töftem Comeback

Von Fabian Renger

(05.12.22) Mit Leidenschaft und Geschlossenheit hart erarbeitet: So könnte titeln nach dem Jahresabschluss des TuS Freckenhorst. Wie so oft schmolz dessen Spieltagskader auch fürs Heimspiel gegen den Spitzenreiter VfL Kamen dahin. Doch wie sich dieser TuS hier die drei Zähler holte, das war astrein. Er lag 1:3 hinten (Halbzeitstand 2:3) und gewann dank eines Treffers in der 98. Minute noch mit 4:3. Mike Liszka erzielte den Siegtreffer. Die Vorlage gab mit Marius Becker eine selbstbewusste Verstärkung aus der B-Liga-Reserve des TuS...

Mittags schoss Becker dort noch zwei Tore. Dann machte er sich schnell von Handorf auf den Weg in den Feidiek, um die Erste unterstützen zu können. Dort angekommen, plante ihn TuS-Coach Christian Franz-Pohlmann als Joker ein. Kurz vor Schluss war Beckers Zeit gekommtn. "Er sagt mir bei seiner Einwechslung: Heute mache ich einen", berichtete Franz-Pohlmann. Becker hielt fast Wort. Er lief auf der linken Seite hinter die Kette, brachte den Ball von der Grundlinie scharf vorher zu Liszka, der in den Ball und den herauseilenden Kamener Keeper David Hellebrandt reinlief und das Leder versenkte. Die restlichen vier Minuten der insgesamt zwölfminütigen Nachspielzeit überstanden die Hausherren schadlos.

Bahonjic eröffnet den Torreigen

Neben Becker müssen wir auch über Yannick Pumpe, ebenfalls eigentlich B-Liga-Zocker, sprechen. Der agierte als linker Außenverteidiger und erledigte einen "Riesenjob", wie Freckenhorsts Coach hervorhob. Sowieso: Franz-Pohlmann war und ist einfach dankbar über die Hilfe von 'unten'. Und offenbar fand er vorm Spiel die richtigen Worte. Freckenhorst startete nämlich engagiert, war griffiger in den Zweikämpfen und kreierte reihenweise Umschaltmomente - vor allem im Zentrum gehörten die meisten Bälle den Gastgebern. Nach einem solchen Umschalter war Nermin Bahonjic mit dem 1:0-Führungstor zur Stelle (5.).

Dadurch war der Ligaprimus angefixt und spielte für runde 25 Minuten seine ganze Klasse aus. Mehmet Kara bereitete sowohl das 1:1 (Engin Duman/29.) als auch das 1:2 (René Lindner/32.) vor. Duman erhöhte nach einer Sahne-Flanke von Ricardo Nagler auf 1:3 (34.). Manch Beobachter rechnete wohl schon mit dem Untergang des TuS. Aber dem war nicht so. Hellebrandt hielt die Kugel zu lange in den Händen (Sechs-Sekunden-Regel!), also gab es indirekten Freistoß für den TuS: Pierre "Pelle" Jöcker verkürzte auf 2:3 (41.).

"Schiri, bist du taub?"

Im zweiten Durchgang flog Kamens Markus Maier für einen unnötigen Spruch ("Schiri, bist du taub?!") mit glatt Rot vom Platz (52.). Das spielte Freckenhorst freilich in die Karten. Bahonjic schnürte den Doppelpack und machte das 3:3 klar (71.). Freckenhorst hätte es in der Folge längst nicht so spannend machen müssen: Daniel Golparvari traf die Kamener Latte, Liszka scheiterte am Pfosten und obendrein an Hellebrandt.

Und so ging es mit Gleichstand in die Verlängerung. Becker kam ins Spiel, machte eine vollmundige Ankündigung und hielt sie zumindest in Teilen. Liszka warf sich mit letztem Einsatz in die Hereingabe und wurde zum Matchwinner. "Man geht jetzt mit einem guten Gefühl in die Winterpause", war Franz-Pohlmann mächtig gut gelaunt. "Ich hab mir gestern Abend nach Langem mal wieder die Tabelle angeguckt." Freckenhorst ist auf den fünften Platz geklettert und damit sozusagen Anführer des Verfolgerfelds.

TuS Freckenhorst - VfL Kamen 4:3 (2:3)
1:0 Bahonjic (5.), 1:1 Duman (29.)
1:2 Lindner (32.), 1:3 Duman (34.)
2:3 Jöcker (41.), 3:3 Bahonjic (71.)
4:3 Liszka (90+8.)
Bes. Vorkommnisse: Rote Karte für Kamens Markus Maier (Beleidigung/52.)