Alles andere als die letzte Wahl

Von Fabian Renger

(25.08.22) Noch weiß Niklas Huesmann nicht so recht, was auf ihn zu kommt. Aber das wird er wohl noch erfahren. Seit dieser Saison ist der noch 21-Jährige Mitglied im Mannschaftsrat des SC Altenrheine. "Der wurde von den alten Hasen gefordert", berichtet SCA-Cheftrainer Marc Wiethölter, der über die Entwicklung Huesmanns entzückt ist. Offensichtlich genießt Huesmann aber auch innerhalb der Mannschaft ein gewisses Ansehen. In den Mannschaftsrat wählst du ja nicht jeden Deppen. "Ich glaube nicht, dass ich die letzte Wahl war", sagt Huesmann lachend. "Will ich zumindest hoffen." Ne, das glauben wir auch nicht. Es ist ja auch eine Art Wertschätzung für den Außenverteidiger.

Aus dem alten Mannschaftsrat schieden Spieler aus. "Die wollten dann gerne einen in der gleichen Altersklasse dazu gewinnen und einen, der schon ein paar Jahre dabei ist", erklärt Huesmann. Da traf die Wahl auf ihn: Er ist immerhin bereits im vierten Jahr Teil der Ersten. Schon bald ein alter Hase. Fast.

Ein langer Prozess

Aber erst in der vergangenen Rückrunde wurde er so richtig zum Stammspieler. In zwölf von 16 möglichen Spielen in der abgelaufenen Halbserie stand er in der Startaufstellung. Auch in dieser Saison waren es eine Einwechslung gegen Borken sowie ein 90-Minüter gegen Ahaus. "In den ersten zwei Jahren habe ich nicht die Rolle gespielt, die ich vielleicht spielen will", sagt Huesmann. Anfangs sammelte er oft Spielpraxis in der Reserve (mittlerweile B-Liga). Er verbachte schließlich seine Jugend beim SCA, spielte dort nie überkreislich. Und dann direkt Herren-Landesliga zu zocken? Eine riesige Veränderung. "Der Schritt ist kein Schritt, den du mal eben an zwei Wochenenden machst", sagt Huesmann. "Gerade als junger Spieler ist es wichtig, Spielpraxis zu sammeln. Da sollte es einem meiner Meinung nach erstmal egal sein, ob man in der zweiten Mannschaft Praxis sammelt oder über Einwechslungen in der Landesliga." Er hat diesen Prozess, diese Entwicklung mit peu á peu wachsender Einsatzdauer aber inzwischen fast abgeschlossen. Hat sich gelohnt.

Freilich: Es gibt immer noch Verbesserungspotenzial. Daniel Apke schulte den gelernten Rechtsaußen zum Rechtsverteidiger um. Dort spielt er auch heute noch meistens. Den Offensivdrang hat der Industriekaufmanns-Azubi noch immer in sich drin. Wie der Rechtsaußen vor ihm tickt, wann er ihn hinterlaufen kann, wann er wie wo zugange sein muss - das weiß er. "Die Rückwärtsarbeit ist aber noch weiterhin ein bisschen ungewohnt", räumt Huesmann ein. Gerade gegen manch erfahrenen Landesliga-Recken stehe er ab und an noch vor einer kleinen Herausforderung. Aber das legt sich. Noch ist er ja jung. Erst in drei Wochen wird er 22.

"Spiele da, wo mich der Trainer aufstellt"

Sowieso: "Doof gesagt: Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt." Gegen Ahaus startete Huesmann rechts vorne und endete hinten links. Nicht so dramatisch, aber lieber kickt der Rechtsfuß Huesmann dann auch rechts. "Obwohl ich meinen linken Fuß nicht als so schlecht beziffern würde." Und manch jemand hat ihm auch schon nette Umschreibungen mit auf den Weg gegeben. "Ich hab schon öfter gehört, dass ich mehr wie so ein dreckiger Rechtsverteidiger bin." Das werden wir zukünftig mal beobachten.

Anschwitzen, der 3. Spieltag

Vorwärts Wettringen - Concordia Albachten (Do., 20 Uhr)
Ein Duell, das es so erst einmal gegeben hat. Damals, im Oktober 2019, trennten sich beide Teams 3:3. Albachten kassierte zwei Platzverweise und holte dennoch in der 90. Minute noch einen Punkt. Wir behaupten jedoch, dass Sebastian Hänsel heute Abend nicht vor hat, wieder zwei in zweifacher Unterzahl um ein Remis zu strampeln. Wäre aber eigentlich mal 'ne ausgebuffte Taktik. Bei Albachten steht laut der Club-Instagram-Seite Vorjahres-Top-Torjäger Nemanja Kovacevic wieder im Kader.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Es gibt tatsächlich einen Platzverweis - diesmal jedoch auf Wettringer Seite. Doch Patty - oder Patti? - Wensings Mannschaft holt trotzdem den Dreier. Bissige Leistung. Albachten feiert trotzdem - am Wochenende ist schließlich Schützenfest vor Ort.
Wensing: 3:1

SG Borken - Eintracht Ahaus (So., 15 Uhr)
Schiedsrichterin Lea Bramkamp sollte sich lieber mal einen Collegeblock einpacken. Schließlich könnte sie reichlich Treffer eintragen müssen. Das Hinspiel der Vorsaison endete 5:1 für die Borkener. Das Rückspiel war eine fußballerischer Orgasmus: FÜNF ZU FÜNF! Wo soll das bitte am Sonntag jetzt wieder enden?
Heimspiel-Tipp: Borken bleibt punktlos, Ahaus bleibt ungeschlagen und holt den ersten Sieg. 1:2. Endlich trifft Lennart Varwick - und das gleich doppelt.
Huesmann: 3:4. Ich setze auf die Offensivabteilung von Ahaus

SuS Neuenkirchen - BSV Roxel (So., 15 Uhr)
Als beide Teams letztmals in der Saison 2017/18 aufeinandergetroffen sind, waren sowohl Neuenkirchen als auch Roxel noch Westfalenligist. Da wollen beide Teams auch wohl wieder hin. Neuenkirchen vermasselte in der Vorwoche den Auftritt beim Aufsteiger FC Epe. SuS-Coach Tobias "Tube" Wehmschulte vermisste den Fokus, den er in der Woche zuvor noch gelobt hatte. Das ist nie gut...
Heimspiel-Tipp: Neuenkirchen ist höggschd konzentriert. 2:0. Einmal Eigentor, einmal ein Elfmeter. BSV-Coach Olli Logermann versteht die Welt nicht mehr.
Huesmann: Es werden viele Tore fallen. Ein Spiel von zwei Mannschaften, die ich oben einschätze. 4:2

FC Nordkirchen - SV Dorsten-Hardt (So., 15 Uhr)
Der SV Dorsten-Hardt sucht jemanden, der die neue Ballsäule am Platz sponsern möchte, schreibt der Club auf seiner facebook-Seite.  Mehr spannende Infos habe ich jetzt nicht für euch. Beide Teams haben vier Zähler, beide sind damit noch ungeschlagen. Nordkirchens Tordifferenz lautet 5:2, die von Dorsten 3:2. Joar.
Heimspiel-Tipp: Kein Schimmer. 1:1 vielleicht?
Huesmann: Dreckiges 1:0 für Nordkirchen

TSG Dülmen - Beckumer SpVg (So., 15 Uhr)
Tore können die Dülmener schon schießen. Jeweils zwei waren es in den ersten beiden Partien. Das ist das Positive am Saisonstart der Truppe von Manni Wölpper. Aber ohne Zähler kann sich der Aufsteiger dafür natürlich nichts kaufen. Die Beckumer kicken am Donnerstagabend noch beim örtlichen A-Ligisten Barissport Oelde im Kreispokal. Könnten also entweder am Sonntag völlig müde sein oder halt absolut im Flow sein.
Heimspiel-Tipp: 3:2. Tolles Spiel.
Huesmann: 1:2

Westfalia Gemen - VfL Senden (So.., 15 Uhr)
Noch so'n Spiel, das Tore garantiert. Hinspiel der Vorsaison: 10:1 für den VfL. Rückspiel: 4:0 für die Westfalia. Hö? Sendens Defensive steht bislang aber ihren Mann. Nur zwei Gegentreffer in zwei Partien ist für die sonst offensiv geprägte, spielfreudige Bande ein guter Wert zum Start. Gemen kassierte gar erst einen Gegentreffer in dieser Spielzeit. Und das ist ein Quantensprung. Zum Vergleich: In der gesamten Vorsaison waren die damaligen 72 Gegentore der zweitschlechteste Wert der Liga.
Heimspiel-Tipp: 2:2. 
Huesmann: 2:3

Werner SC - SC Altenrheine (So., 15 Uhr)
Von einem guten, aber nicht perfekten Saisonstart spricht Huesmann nach den vier Zählern aus zwei Begegnungen: "Perfekt wäre es, wenn wir sechs Punkte aus zwei Spielen geholt hätten. Aber so sind wir dann doch gut gestartet. Man merkt innerhalb: Die Stimmung ist gut, es macht Spaß, zum Training und Spiel zu gehen." Vorm Gegner Werne, dessen Kunstrasen er nicht gerade als super in Erinnerung hat, hat er Respekt. Der WSC ist schließlich Tabellenletzter noch ohne jedweden Zähler. "Die haben sich den Saisonstart mit Sicherheit anders vorgestellt." Doch das soll auch so bleiben - auch wenn's bislang nie wirklich gut lief. "Wir haben noch nie in Werne gewonnen. Das steht ganz oben, dass wir dort gewinnen wollen. Wir haben auf jeden Fall Bock!" 
Heimspiel-Tipp: 0:2
Huesmann: 1:3

SG Bockum-Hövel - Viktoria Heiden (So., 15 Uhr)
Die SG hat als einzige Truppe der Liga ihre beiden ersten Saisonspiele gewonnen. Das ist schonmal nicht ganz so verkehrt. Heiden ist noch sieglos (Ein Punkt, 1:5-Tore) und aktuell Tabellen-14. Es gab bislang vier Duelle der beiden Kontrahenten. Jeweils gewann die Heimmannschaft. Gespielt wird im Adolf-Brühl-Stadion an der Römerstraße. Namen für die Ewigkeit.
Heimspiel-Tipp: Bockum-Hövel vor, noch ein Tor. Heiden hinterher, zwei Tore mehr? Nee. Andersherum. 3:1.
Huesmann: Wundert mich nicht, dass Bockum-Hövel so gut gestartet ist. 4:1

SV Herbern - FC Epe (So., 15 Uhr)
Ey, Julian Wiedenhöft, wenn wir dich um etwas bitten dürften: Bitte sorge mit dem SV Herbern jetzt doch mal um etwas mehr Spektakel. Drei Tore fielen bisher in beiden Begegnungen mit Herbener Beteiligung. Das ist ja ein Hauch von nichts. Zuletzt gegen Heiden holte die Mannschaft auch nur einen Zähler - "grundsätzlich zwei zu wenig", wie Wiedenhöft nachher meinte. Aber seine Elf verpasste den Führungstreffer. Und hatte nachher Glück, überhaupt noch 1:1 zu spielen. Grmpf. Da geht noch mehr.
Heimspiel-Tipp: 4:3. Julian, wir glauben an dich!
Huesmann: 2:0