Oberliga Westfalen
Hölschers Bewerbungsschreiben für den Zirkus
von Fabian Renger
(26.03.23) Joar. Das war schon turbulent. Die SpVgg Vreden führte auswärts beim FC Eintracht Rheine mit 2:0. Alles schien im Lot, der FCE schien geschlagen. Doch dann brach der Wahnsinn am Delsen aus. In der 85. Minute verkürzte Fabian Kerelaj per Strafstoß - es war ein durchaus strittiger - auf 1:2. Und in der 94. Minute bewarb sich Julius Hölscher mit seinem Mix aus Seitfall- und Fallrückzieher für eine Arbeitsstelle im Zirkus. Eine artistische Glanzleistung, die zum 2:2-Endstand führte. Sagenhaft.
Vredens Coach Engin Yavuzaslan schob nachher entsprechend Frust. Von der Leistung von Schiedsrichter Dr. Philip Roedig war er, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz so angetan. "Über die Leistung kannst du nur den Kopf schütteln", war noch die freundlichste Formulierung in Richtung Referee. Die Enstehung eben jenes Elfers zum 1:2 (im Livestream bei fussball.de 2:22:24 zu sehen) war tatsächlich interessant. Links im Strafraum duellieren sich Vredens Kilian Heisterkamp und Rheines Georges Baya Baya. Heisterkamp hat seinen Arm zwar draußen, Baya Baya fällt allerdings auch ziemlich schnell. "Den muss man nicht, kann man aber geben", kommentiere FCE-Coach Rainer Sobiech. Es war in jedem Fall eine ziemlich harte Entscheidung. Kerelaj verwandelte rechts unten.
...und dann springt Hölscher
Nun wurden die 186 Zuschauer Zeugen eines waschechten Thrillers. Wir schreiben die 94. Minute. Rheine greift nochmal über rechts an. Pascal Petruschka macht einen Vredrener frisch, bringt die Kugel rein. Über Umwege kommt Baya Baya aus kürzester Distanz zum Abschluss. SpVgg-Schnapper Tom Breuers reagiert hervorragend. Der Abpraller gelangt abermals zu Baya Baya und dann eben zu Hölscher, der in die Lüfte steigt, zum Fallrückseitfallzieher ansetzt und die Kugel ins linke Toreck parkt. Der Endstand (geht in etwa bei 2:32:56 los im Video). Das Eintrittsgeld hatte sich gelohnt.
Kommen wir zum restlichen Spiel. In der ersten Halbzeit tasteten sich beide Teams mehr oder minder noch ab. Vreden ging auf Umschaltmomente, Rheine hatte die klareren Möglichkeiten. Breuers hielt mehrfach stark - gegen Luca Meyer und Baya Baya. Auch nach dem Seitenwechsel war zunächst der FCE torgefährlicher. Mirko Janning und Mervin Kalac vergaben mehr oder weniger große Gelegenheiten. "Wir haben das Ganze 50 Minuten richtig gut gemacht", lobte Sobiech. Etwas aus dem Nichts geriet seine Elf im Anschluss aus dem Tritt.
Flink kombinierte sich Vreden über die linke Seite nach vorne. Felix Mensings präzise Hereingabe verwertete Nicolas Ostenkötter mit dem 1:0 der Gäste (52.). Wenig später fraß Rheine einen Konter, den Maximilian Hinkelmann mit dem 2:0 abschloss (64.). Rheine musste sich spürbar schütteln und hatte Glück, dass Bernd Verwohlt nicht das 3:0 nachlegte. Sonst wäre es das wohl gewesen. Stattdessen brach später die ominöse Schlussphase an - samt Elfmetern und artistischen Toren von Julius Hölscher.
FCE Rheine - SpVgg Vreden 2:2 (0:0)
0:1 Ostenkötter (52.), 0:2 Hinkelmann (64.)
1:2 Kerelaj (85./FE), 2:2 Hölscher (94.)