Oberliga Westfalen
Hölscher heißt der Held
Von Fabian Renger
(18.02.24) 17 Spiele lange wartete Julius Hölscher vom FC Eintracht Rheine auf ein Saisontor. Und ausgerechnet im Match beim Ex-Verein dachte er sich wohl: Leute, es reicht! Im Auswärtsspiel bei Preußen Münster II avancierte der 30-Jährige zum Helden der Gäste. Beim Stand von 2:0 für Münster kam er nach 76 Minuten in die Partie. Hölscher war sowas wie die letzte Patrone der Eintracht. Doch die saß. Der 2:1-Anschluss ging auf seinen Nacken. Per Kopf wohlgemerkt. Das alleine hat Seltenheitswert (83.). Und dann setzte er noch eines drauf. Denn auch den Treffer zum 2:2-Endstand machte Hölscher (88.). Außerordentlich sehenswert war das. "Das Tor schießt der nur einmal in seiner Karriere so", meinte gar Preußens Coach Kieran Schulze-Marmeling. Also dann: Vorhang auf...
In der 83. Minute schädelte Hölscher einen Eckball von Colin van den Berg ins Netz. Schulze-Marmeling machte sich dennoch nicht wirklich große Sorgen. Sonderlich viel war bis dato nicht angebrannt. Und das 2:2 resultierte auch aus dem gefühlten Nichts. Preußens Hintermannschaft machte nach einem langen Ball von van den Berg eigentlich alles richtig, drängte die Eintracht am rechten Strafraumeck weg von der Box. Doch Hölscher löffelte die Kugel - geschätzte 25 Meter Torentfernung - von dort wunderschön ins linke obere Eck. Traumtor. Wie gesagt: Das Verteidigungsverhalten der Gastgeber stimmte. Hölscher traf den Ball einfach perfekt. Punkt.
Die Preußen lassen den FCE am Leben
"Das Tor ist nicht das Problem - das Problem ist, dass wir das Spiel nicht killen und unsere gute Leistung nicht vergolden", ärgerte sich Schulze-Marmeling nachher auch vielmehr über andere Dinge. Besonders in der ersten Hälfte machte seine Elf keine Gefangenen. Mit ihrem aggressiven Pressing setzte sie den Gast mächtig unter Druck, Rheine sah gar kein Land. Das Problem der Preußen: Sie schossen nur ein Tor. Das bereitete Kevin Schacht von der Grundlinie vor, Joel Amadi verwertete artistisch (1:0/20.). Zuvor legte Leon Tasov nach einem Alleingang quer, Schacht war blöderweise nicht durchgelaufen. Sowieso: Schacht hatte selbst kein Glück an diesem Nachmittag. Zwei weitere Schüsse aus der Distanz landeten drüber. "Der hat einen Schuss wie ein Pferd und den besten Abschluss bei uns", seufzte Schulze-Marmeling. Nur irgendwie nicht im Spiel. Dennoch attestierte er Schacht ausdrücklich ein "gutes Spiel."
Über Rheine konnte man das lange Zeit nicht sagen. Erst in der Phase vor der Halbzeitpause fanden die Emsstädter halbwegs ins Match. So kamen sie auch zur zweiten Halbzeit raus. Ganz schön doof, dass sie da prompt das 2:0 kassierten. Schacht - als Assistgeber glänzte er - setzte sich rechts durch und brachte die Murmel von rechts in den Rückraum. Eigentlich war die Eintracht numerisch gut aufgestellt im Zentrum. Doch sie schaute irgendwie nur zu und so hielt Luca Steinfeldt den Schlappen rein (2:0/51.). "David [FCE-Co-Trainer Paulus, d. Red.] nennt das Ballwatching", stöhnte FCE-Coach Christian Hebbeler kopfschüttelnd. "Dann bist du eigentlich mausetot."
Hebbeler: "Ich muss ja auch mal Glück haben"
Wohl wahr. Münster ist eh immer ein schwieriges Pflaster. Komm' da erstmal so wieder zurück. Doch das kamen die Gäste. Weil Münster Gnade walten ließ. "Wir haben uns ein bisschen ins Spiel reingefuchst", sprach Hebbeler von vielen Ballgewinnen und einem immer besser werdenden physischen Auftritt. Er ging anschließend auch personell all-in. Montasar Hammami und Qerim Avdijaj kamen rein. Ganz oder gar nicht, lautete die Marschroute. Die beiden Offensivkräfte wirbelten durchaus. Doch der Trumpf war eben jener Julius Hölscher. In Minute 76 kam er für Luca Meyer. Der Rest: Siehe oben.
"Ich muss ja auch mal Glück haben", lachte Hebbeler nachher. Seine Mannschaft bleibt in 2024 ungeschlagen. "Das war eine tolle Moral heute! Für die Jungs freut es mich heute, weil wir Fortschritte machen." Drei Spiele, fünf Punkte: Der Trend zeigt nach oben. Nicht auszudenken, wenn Julius Hölscher jetzt jede Woche so treffen würde...
Preußen Münster II - FCE Rheine 2:2 (1:0)
1:0 Amadi (20.), 2:0 Steinfeldt (51.)
2:1 Hölscher (83.), 2:2 Hölscher (88.)