Westfalenliga 1
Hiltrup spielt mit dem Feuer
Von Andreas Teipel
(19.08.18) Was war das? Worte der Selbstzufriedenheit? War es aus dem Zusammenhang gerissen oder glaubte ein Spieler des TuS Hiltrup beim Gang in die Halbzeitpause mit einer 3:0-Führung in der Tasche wirklich, das Spiel sei schon gewonnen? Sollte es wirklich so gemeint gewesen sein, dann wäre der Schuss beinahe nach hinten losgegangen. Denn die Gäste vom VfL Theesen hatten sich weiß Gott nicht aufgegeben und waren nah dran, Hiltrup erneut zu stellen. Doch in den entscheidenden Phasen patzte der VfL dann doch und bescherte Hiltrup einen warmen 5:2-Sieg, bei dem aber längst nicht alles eitel Sonnenschein war.
Zugegeben, Hiltrup schien das Ding tatsächlich recht locker nach Hause schaukeln zu können. Zwar präsentierte sich Theesen spielerisch keinesfalls als reines Opfer, den feinen Unterschied aber machte die Effektivität im Abschluss aus. Während Theesens Nino Niermann in der 13. Minute nur den Pfosten traf, schlossen die Hiltruper ihre Möglichkeiten zielstrebig ab und bestraften dabei die Fehler der Gegner gnadenlos.
Schon nach zehn Minuten griff VfL-Keeper Florian Ernst bei einem Freistoß von rechts daneben. Der lange Martin Lambert nahm's dankend an, hielt die Rübe hin und köpfte zur Führung nach zehn Minuten. Das war einfach. Wenig später - genau elf Minuten nämlich: Janik Bohnen tankte sich auf der rechten Seite auf engstem Raum gegen Anton Safonov durch, peste in den Strafraum und wurde dort von Linus Brüggemann elfmeterreif gestoppt. Manuel Beyer verlud Ernst ganz routiniert. Hiltrup führte nun 2:0. Doch damit nicht genug. Brüggemann sah auch beim 0:3 nicht glücklich aus, als er Maddente am eigenen Strafraum ziehen lassen musste, um mit anzusehen, wie der plötzlich unbedrängt aus 18 Metern zum 3:0 einschoss. So darf man Maddente einfach nicht laufen lassen, das sollte in dieser Liga eigentlich jeder wissen.
Theesen zieht ein Ass aus dem Ärmel
So gesehen war es verführerisch, Theesen abzuschreiben. Doch der VfL hatte noch ein Ass im Ärmel: Mohammed Sözer, eigentlich gesetzt, hatte Trainingsrückstand und musste daher zurückstehen. Der Mann hatte aber nicht nur die 10 auf dem Rücken, er spielte auch wie eine. Mit Wiederanpfiff pushte er das Offensivspiel der Gäste deutlich voran. Mit gutem Auge und feinem Füßchen steckte er einen Ball nach dem anderen zu Yatma Wade, Kai-Niklas Janz oder Timo Niermann durch. Hiltrups Abwehrverhalten war extrem leichtsinnig. Vor allem aus dem Mittelfeld erhielt die Hintermannschaft kaum Unterstützung. So hatte Sözer reichlich Raum, seine Impulse zu setzen. In diese stärkste Phase der Theesener fiel dann auch der Anschluss zum 1:3 in der 53. Minute. Janz schickte Wade in die Spitze, und der traf. Nur ein Zwicken in Hiltrups Pelz?
Hiltrups Devensivschwäche bloßgelegt
Wohl kaum. Vielmehr schöpfte der Gast nun Mut, spielte weiter mutig nach vorn und stellte Hiltrup bisweilen mit seinem flüssigen Spiel bloß. Allein beim Torabschluss fehlte jedes Augenmaß. Weit pfiffen die Bälle am Kasten von Romain Böcker vorbei oder waren leichte Beute. Und schließlich machte sich Theesen doch selbst alles kaputt. Hiltrup brachte in einem Entlastungsangriff den Ball hoch vors gegnerische Tor, wo Ernst und Rechtsverteidiger Alessio Giorgio einander aus den Augen verloren. Alessio wollte zurückköpfen, hatte aber übersehen, dass sein Tormann rausgelaufen war - und traf per Kopf ins eigene gänzlich leere Tor. Autsch!
Das war's. Nun war Theesen wirklich geschlagen. Und auch wenn Moritz Wefelmeier in der 85. Minute noch einmal auf 2:4 verkürzte, war am Ende genügend Spielraum für Eric Rottstegge mit dem 5:2 den Schlusspunkt zu setzen. Mit vorgehaltener Kamera sprach Heimspiel-online im Anschluss mit beiden Trainern, von denen keiner wirklich zufrieden war, was die beiden Videos zeigen.
TuS Hiltrup - VfL Theesen 5:2 (3:0)
1:0 Lambert (10.), 2:0 Beyer (21./FE),
3:0 Maddente (36.), 3:1 Wade (53.),
4:1 Alessio (68./ET), 4:2 Wefelmeier (85.),
5:2 Rottstegge (90.+2)