Hagedorns Heber setzt SuS II matt

Von Christian Lehmann

(14.08.15) Bis zur 83. Minute verpassten es schludrige Wilmsberger beim Bezirksliga-Auftaktspiel gegen die Reserve des SuS Neuenkirchen, den Sack zuzumachen. Dann spielte Marcel Schröer im Aufbau einen schlampigen Pass in die Füße von Jannick Hagedorn. Wilmsbergs Zehner blickte kurz auf, sah, dass SuS-Schnapper Julian Stegemann zu weit vor seinem Kasten stand, und lupfte das Leder ganz geschmeidig aus 30 Metern ins Kreuzeck. Ein ganz feines Tor zum 2:0 (1:0)-Endstand. Ausgerechnet von Hagedorn...

Wäre es nämlich nach SuS-Coach Björn Laurenz gegangen, hätte Wilmsbergs Spielgestalter längst nicht mehr auf dem Platz gestanden. Sekunden vor der Pause schrie die gesamte SuS-Bank auf, als Hagedorn abseits des Spielgeschehens Pascal Karperien über den Haufen gelaufen hatte. Während Laurenz eine klare Tätlichkeit gesehen haben wollte und nach Spielende brodelte, beteuerte Hagedorn, er habe seinen Gegenspieler nicht gesehen und ihn unabsichtlich am Oberschenkel getroffen, als sich die Laufwege der beiden Spieler gekreuzt hatten. Karperien musste mit einem fetten Bluterguss zur Pause in der Kabine bleiben.

Desolater Beginn des SuS

Es war nicht die einzige kribbelige Szene einer umkämpften Partie, in der Referee Norbert Buss alle Hände voll zu tun hatte. Bereits nach zwei Minuten musste er erstmals seinen Notizblock zücken, um das 1:0 für die Piggen zu notieren: Christoph Brüggemann stiebitzte SuS-Innenverteidiger Christian Stegemann die Kugel, flitzte über rechts zur Grundlinie und bediente per Flachpass seinen Bruder Matthias - 1:0! Sekunden später hätte der SVW-Spielercoach zu Beginn desolate Neuenkirchener beinahe mit 0:2 ins Hintertreffen gebracht, doch seinen abgefälschten Schuss meisterte Stegemann im SuS-Kasten stark (3.).

In der Folge löste sich die Laurenz-Elf ein wenig aus der Umklammerung und spielte gefällig mit, nach vorne blieb die Oberliga-Reserve aber völlig harmlos. Bezeichnend: Ein Freistoß von Topstürmer Murat Hitir aus halblinker Position segelte ins Seitenaus (32.). Auch der SVW tat nicht mehr allzu viel fürs Spiel nach vorn, hätte aber durchaus erhöhen können, doch Christof Brüggemann brachte bei seinem Abschluss zu wenig Druck hinter den Ball (29.). Hektisch wurde es dann in der 41. Minute: Der bereits verwarnte Neuenkirchener Robin Krümpel rauschte ungestüm in Ron Konermann und verdankte dem milden Urteil von Buss, dass er die zweite Hälfte noch auf dem Feld miterlebte. Nachdem dann auch noch Hagedorn und Karperien zusammengerasselt waren, wirkte der Pausentee wie Balsam auf die erhitzten Gemüter.

Konermann fahrlässig

Sekunden nach Wiederbeginn hätte Ron Konermann dann für Ruhe im Karton sorgen können, doch sein abgefälschter Schuss war eine leichte Beute für den starken Julian Stegemann (46.). Christian Stegemann hingegen hatte nicht seinen besten Tag. Erneut unterlief dem Abwehrmann in Minute 50 ein hanebüchener Fehlpass, Hagedorn spritzte dazwischen, bediente Christof Brüggemann - haarscharf daneben! Wilmsbergs sonst so zielsicherer Spielertrainer versiebte drei Minuten später auf feines Zuspiel von Jan Gedenk gleich den nächsten Hochkaräter, ebenso wie Konermann (59./75.) hätte er wohl noch Stunden weiterspielen können, ohne zu treffen. "Ron und mir kann man heute sicherlich die Chancenverwertung ankreiden", gab er nach der Partie zu.

Weil der SuS abgesehen von zwei Kopfball-Abschlüssen von Murat Hitir (57./76.) aber völlig harmlos blieb und Hagedorn kurz vor Schluss noch einen Geniestreich im Köcher hatte, fuhr der Aufsteiger aus Wilmsberg die ersten drei Zähler ein. Auch ein satter Strahl von Hitir, der Zentimeter am Tor vorbeisegelte (90.), sollte daran nichts mehr ändern.

"Steigerung um 500 Prozent"

Mit dem Auftritt seines Teams war Brüggemann dann auch weitestgehend zufrieden: "Neuenkirchen ist nicht wahnsinnig viel eingefallen. Wir standen in der Defensive gut und stabil. Sebastian Wehrmann hat das in der Innenverteidigung richtig gut gemacht, bei Raffael Dobbe habe ich im Vergleich zum Pokalspiel gegen DITIB eine Steigerung um 500 Prozent gesehen."

Immer noch angesäuert von der Situation kurz vor der Pause fiel das Fazit von Laurenz ernüchtert aus: "Dieses Spiel hätte keinen Sieger verdient gehabt. Die Mannschaften haben sich im Mittelfeld neutralisiert, uns fehlte nach vorn sicherlich die Durchschlagskraft. Unter dem Strich bin ich mit der Leistung der Mannschaft für das erste Spiel zufrieden. Für uns wird es in dieser Saison darum gehen, so schnell wie möglich den Klassenerhalt klarzumachen."

SV Wilmsberg - SuS Neuenkirchen II     2:0 (1:0)
1:0 M. Brüggemann (2.), 2:0 Hagedorn (83.)