Ein Derby, das gerade erst Fahrt aufnahm

von Malte Greshake

(11.05.20) Wenn man dem Fußball hinterhertrauert, dann wohl an solchen Tagen. Hätte es diese garstige Corona-Krise nicht gegeben, hättet ihr wohl heute zum morgendlichen Kaffee, zur deftigen Mittagspause oder zum wohlverdienten Feierabend unsere Website aufgeschlagen, um die neuesten Infos zur nächsten Derybschlacht in Ochtrup zu bekommen. Denn tatsächlich wäre es am gestrigen Sonntagnachmittag zum nächsten Ortsduell zwischen dem FSV Ochtrup und der SpVgg Langenhorst-Welbergen gekommen. Ein Derby nämlich, dass gerade erst so richtig heiß gelaufen war...

"Bis letztes Jahr hatten wir ja noch gar keine Derbys gegen Ochtrups Erste", erinnert uns Langenhorst-Welbergens Urgestein Sven Murawski noch einmal. "Wir waren die Jahre davor immer in der Kreisliga B." In seiner 16-jährigen Amtszeit gab es laut Murawski höchstens einmal Testspiele gegen den Rivalen aus dem Ort. "Aber jetzt waren das natürlich ganz besondere Spiele", schwärmt der Betreuer. "In der letzten Saison beim Spiel in Ochtrup, als wir da leider 1:2 verloren haben, waren 600 Zuschauer da. Da wurde ein richtiges Topspiel raus gemacht."

Murawski hat's verewigt

Aber der Höhepunkt für die SpVgg sollte erst in dieser Spielzeit folgen. Anfang November des letzten Jahres schaffte es der "Underdog" mit sage und schreibe 5:0 in Ochtrup zu gewinnen. Ein mehr als epischer Sieg also. "Mit dem Ergebnis hat natürlich keiner von uns gerechnet und wir sind immer noch mega stolz drauf", so Murawski, der sich von der Aufstellung dieses Spiels sogar ein T-Shirt hat bedrucken lassen und dieses bei so mancher Gelegenheit in der Ochtruper City ausführt.

Auch Bernd Fehlker, der mittlerweile bei den Alten Herren der SpVgg zockt, schwelgt in Erinnerungen. "Wenn dir da 500 bis 600 Leute beim Spielen zuschauen, ist das schon beeindruckend", meint Fehlker, der in der letzten Saison noch Derbyluft schnuppern durfte. "Für die Jungs heute bei uns, auch wenn es nur Kreisliga A ist, ist das schon eine tolle Geschichte. Mit einer solchen Stimmung am Platz fühlt man sich fast schon wie ein Großer."

Die Fans der SpVgg im Nacken

Tim Niehues, derzeit noch Trainer des FSV, erinnert sich gezwungenermaßen auch an den Ausgang der vergangenen Begegnungen. "Bei diesem 0:5 war ich zum Glück nicht dabei, weil ich arbeiten mussten", berichtet Niehues, der zu diesem Zeitpunkt noch als Spieler unter Frank Averesch spielte. "Die Derbys waren aber schon ein Highlight. In Langenhorst gab's immer eine richtig gute Stimmung, die vielen Fans waren ganz nah und eng am Spielfeldrand mit dabei, man hat sie quasi im Nacken gespürt. Das war ganz schön legendär."

Aber auch beim Aufeinandertreffen auf eigenem Platz ließ sich der FSV nicht lumpen. Zumindest im Hinspiel der vorherigen Spielzeit konnten die Ochtruper den "kleineren" Nachbarn mit 2:1 nach Hause schicken. "Da hat der Verein ordentlich etwas auf die Beine gestellt. Es gab Einlaufkinder und die ganze Tribüne war in Vereinsfarben geschmückt. Das ganze Drumherum war also ganz schön spannend." Aus diesem Grund findet es wahrscheinlich in Ochtrup nicht nur Niehues schade, dass es dieser Saison nicht mehr geklappt hat.

Historisches Fragezeichen

Das Spektakel der jüngeren Vergangenheit außer Acht gelassen, ist es tatsächlich schwierig in Erfahrung zu bringen, ob es das Ochtruper Derby auch schon vor Murawskis Zeit gegeben hat. Langenhorst-Welbergens erster Vorsitzende Alfred Holtmann kann sich an kein Duell zu seiner Zeit als aktiver Spieler erinnern. "In meiner Zeit, um 1970 herum, also vor fast 100 Jahren, gab es so keine Derbys", flachst Holtmann. "Obwohl ich sagen muss, dass ich zwischenzeitlich auch weg war und erst um 1982 herum zurückgekommen bin."

Beim Rivalen nachgefragt, konnte auch Peter Oeinck, Vorsitzender des FSV, keine konkreten Informationen liefern. "Langenhorst-Welbergen war ja sehr lange in der B-Liga", versucht sich Oeinck zu erinnern. "Davor wird es bestimmt auch mal Derbys gegeben haben, aber dafür müsst in irgendwelchen Büchern wohl nachgeforscht und recherchiert werden." Man wird also trotzdem das Gefühl nicht los, dass auch die Ochtruper Vorfahren sich schon einige heiße Duelle lieferten. Der Mythos bleibt also weiter bestehen.