Kreisliga A

Egal ob in der Bezirks- oder Kreisliga: Murat Hitir hat in den vergangenen Jahren immer seine Tore geschossen.

Hitir will den Pizarro machen


von Christian Lehmann

(26.03.20) Mittlerweile ist Murat Hitir mit 32 Jahren schon im gehobenen Fußballer-Alter angekommen. Das hindert den Offensivmann von Kreisliga A-Primus SuS Neuenkirchen aber nicht daran, weiter Tore zu schießen. 16 Treffer hat das SuS-Urgestein in dieser Spielzeit bereits erzielt. Sportlich wäre eigentlich alles im Lack, wenn da nicht dieses Corona-Virus wäre. Wir haben mit Hitir über die Spielpause, seine Sorgen, ein mögliches Comeback bei der ersten Mannschaft und Claudio Pizarro gesprochen.

 

Hallo Murat! Wie hast Du die letzten Tage erlebst? Wie vertreibst Du dir die Zeit?
Hitir:
Es ist eine schwierige Zeit. Sonst saßen wir drei bis viermal die Woche zusammen in der Kabine und haben über Fußball und andere Dinge gesprochen, das fällt jetzt komplett weg. Ich arbeite im Einzelhandel und bin jetzt seit einer Woche zuhause. Wir warten auf weitere Anweisungen und hoffen, dass wir irgendwann in kleinen Gruppen wieder in den Markt können, um klar Schiff zu machen oder Waren nachzuräumen. Zuhause fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich gehe jeden zweiten Tag ein paar Runden joggen um den Offlumer See, ansonsten bleibt außer Einkaufen nicht viel. Bei Netflix habe ich schon fast alles durch, seit gestern gibt es ja Gott sei Dank auch Disney+. Ich bin ein großer Marvel-Fan. Ich habe zwar keine Kinder zuhause, aber das Programm kann ich trotzdem sehr empfehlen!

Welche Teamkollegen vermisst Du am meisten?
Hitir: Das ist schwierig. Ich verstehe mich wirklich mit allen sehr gut.

Sportlich lief es für euch bis zur Corona-Pause prima. Ihr habt als Tabellenführer sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger SV Mesum II. Hast Du Sorge, dass die Saison nicht gewertet wird und eure mögliche Meisterschaft futsch ist?
Hitir:
Am Wichtigsten ist erstmal, dass meine Familie, die Freunde, die Mannschaft und alle anderen gesund bleiben und wir gut durch diese Krise kommen. Ein wenig Sorge habe ich aber schon. Wenn die Saison annulliert wird und es für uns bei Null losgeht, wäre das schon bitter und würde echt wehtun. Ich bräuchte bestimmt ein paar Tage, um das zu verarbeiten. Nach dem Abstieg vor zwei Jahren ist die Rückkehr in die Bezirksliga unser großes Ziel. In der Vorsaison hatte es Hauenhorst mehr verdient, das war okay. Aber diesmal sind wir eigentlich dran.

Der Verein ist ohnehin klamm, einige Leistungsträger der Ersten haben sich zuletzt für einen Wechsel entschieden. Jetzt kommt auch noch die Coronakrise dazu. Glaubst Du persönlich, dass der SuS jeweils ein Team in der Westfalen- und der Bezirksliga überhaupt wuppen könnte?
Hitir:
Ich denke schon, dass der Verein das stemmen könnte, nicht zuletzt weil wir uns in der Ersten, Zweiten und Dritten untereinander sehr gut verstehen und gegenseitig immer unterstützen. Es wird ein harter Weg, weil auch in den vergangenen Jahren schon einige Leistungsträger der Ersten gegangen sind. Ich bin mir aber sicher, dass Nelli (Nelson da Costa), Carlos (Andrade), Kevin (Dumpe) und Christian (Stegemann) das gemeinsam mit uns Spielern packen werden. Wir helfen uns gegenseitig.

Du zählst seit vielen Jahren zu den Leistungsträgern der Zweiten. Viele Spieler wie etwa Robin Krümpel oder Oliver Janning haben in der Vergangenheit den Sprung problemlos geschafft. Wieso gehst Du nicht hoch in die Erste?
Hitir: In der Vergangenheit war es häufig so, dass ich bis 19 oder 20 Uhr im Markt arbeiten musste. Bei unserer Zweiten passte das dann, auch wenn ich es nicht immer pünktlich zum Training geschafft habe. In der Oberliga oder Westfalenliga war das nicht so einfach möglich. Wenn ich da nicht dreimal die Woche trainiere, sitze ich eher auf der Bank. Ich spiele Fußball, um sonntags auf dem Platz zu stehen und bin in der Zweiten absolut glücklich, hier gehöre ich ja quasi seit über zehn Jahren zum Inventar (lacht). ABER: Zuletzt habe ich es beruflich immer so regeln können, dass es doch mit dem Training passt. Wenn eine Anfrage kommen sollte oder ich benötigt werde, stehe ich auch zur Verfügung. Es gibt erste leichte Anzeichen, dass ich vielleicht die Vorbereitung auf die nächste Saison bei der Ersten mitspielen werde. Ich bleibe aber auch gerne in der Zweiten, das wäre kein Problem für mich.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Du überhaupt schon mal für einen anderen Verein als den SuS gespielt hättest...
Hitir (lacht):
Das geht den meisten so. Ich habe beim TuS St. Arnold angefangen und dort von der F- bis zur C-Jugend gespielt. Danach war ich beim SuS, im letzten A-Jugend-Jahr dann bei Borussia Emsdetten in der Landesliga. Das war auch eine tolle Truppe, ich bin da im Guten gegangen. Ich hätte auch dort den Sprung in die Erste - damals noch bei Stefan Henning - versuchen können, aber dann habe ich meine Ausbildung begonnen und konnte erstmal nicht mehr trainieren. Ich habe tatsächlich vor zwei Jahren mal mit dem Gedanken gespielt, dass mir ein Tapetenwechsel ganz gut tun würde. Das hat sich dann herumgesprochen - meine Freunde waren schockiert und haben mir das sofort ausgeredet. Da bin ich sozusagen nur durch den Druck von außen geblieben, das war nicht meine Entscheidung (lacht). Ich fühle mich in Neuenkirchen sehr wohl, das ist ein super familiärer Verein. Egal ob Jugendspieler, Platzwart oder Wirt: Wenn man sich nach dem Spiel oder Training im Vereinsheim trifft, dann weiß man, was man an diesem Verein hat.

Wie lange willst Du noch spielen?
Hitir:
Ich merke ja jetzt, wie es ist ohne Fußball. Ich kann's nicht ganz sein lassen und würde auch bis 40 spielen. Ja, ich werde einen auf Pizarro machen (lacht). Der hat ja gezeigt, dass das geht. Von Verletzungen bin ich zum Glück weitestgehend verschont geblieben, nur mit 19 Jahren, da hatte ich mal einen Kreuzbandriss. Da habe ich noch bei unserem Oberligateam mittrainiert.

Was glaubst Du? Wie geht die Saison weiter? Wo landet deine Mannschaft am Ende dieser Spielzeit?
Hitir:
Mein größter Wunsch ist aktuell, dass es irgendwann weitergeht - und ich hoffe, dass wir am Ende genau da stehen, wo wir auch jetzt stehen.