"Schmerle" nimmt die Pfeife in die Hand

Von Jannes Holtherm und Christian Lehmann

(03.09.23) Fragende Gesichter säumten das Spielfeld am Delsen. Aus der Halbzeitpause kamen die Mannschaften wie gewohnt nach 15 Minuten wieder. Es sollten allerdings noch 45 Minuten vergehen, ehe die Partie zwischen dem FC Eintracht Rheine II und dem FSV Ochtrup fortgesetzt wurde - das allerdings ohne Schiedsrichterin Anna Schulte. Ochtrups spielender Co-Trainer Nico Schmerling, der in der ersten Hälfte noch auf dem Spielfeld gestanden hatte, sprang für die Unparteiische ein. Letztendlich gewann die FCE-Reserve mit 6:3 (2:0) gegen die Töpferstädter. Ein sportjuristisches Nachspiel scheint jedoch möglich.

Was sich beim Gang in die Kabine zugetragen hatte, können wir nur unter Vorbehalt wiedergeben. Offenbar hatte die Unparteiische Rheines Dominic Brünen wegen vermeintlicher Schiedsrichter-Beleidigung die Rote Karte gezeigt, diese wurde jedoch anschließend wieder zurückgenommen. Die zweite Halbzeit pfiff sie dann nicht an - "aus gesundheitlichen Gründen", hieß es offiziell. Schiedsrichter-Obmann Jürgen Lütkehaus gab gegenüber den Kollegen der Westfälischen Nachrichten an, die Unparteiische habe sich "nicht mehr wohl gefühlt". Nach einigem Hin und Her erklärte sich dann Schmerling bereit, die Pfeife zu übernehmen. Der Dfensiv-Stratege der Töpferstädter hat einen Schirischein. Ein normales Match war es nach der Pause trotzdem nicht mehr.

Ratlose Trainer

"Das war ein sehr zerfahrenes Spiel", kommentierte Marcel Auffenberg, den der Spielverlauf trotz des Sieges seiner Mannschaft ebenfalls fragend zurückließ. "Wir haben als Trainer mit dem Schiri-Beobachter (Anm.: Philipp Romahn) Rücksprache gehalten, der hat telefoniert. Erst hieß es, dass wir eine Halbzeit wiederholen sollten, dann stand kurz ein Spielabbruch im Raum. Am Ende sollten wir weiterspielen."

Ochtrups Coach Nelson da Costa zeigte sich mit dem Erlebten denkbar unzufrieden. Vor allem, weil sein Feldspieler Nico Schmerling dem Team im zweiten Durchgang nicht mehr als Spieler zur Verfügung stand. "Der Schiedsrichter-Beobachter hat durch die Aufforderung, das Spiel auf jeden Fall weiterzuspielen, gemischt mit der Bitte an die Mannschaften, selbst einen Schiedsrichter zu stellen, in den Spielverlauf eingegriffen. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt", sagte da Costa entrüstet. Die Ochtruper wollen sich nun an das Sportgericht wenden.

FC Eintracht Rheine II - FSV Ochtrup     6:3 (2:0)