Früh in der Verantwortung

Von Jost Klasmann

(22.09.2023) Schaut man ein Spiel der Sportfreunde Merfeld, sticht einem eines in deren Kader wahrscheinlich am ehesten ins Auge: Göckener hinten, Göckener vorne, Göckener in der Mitte. Wo man auch hinschaut, treibt einer von ihnen sein Unwesen. Nur fürs Tor scheint noch keiner gefunden worden zu sein. Einer von ihnen ist Tim Göckener, der mit seinen 20 Jahren bereits zum Co-Kapitän der Mannschaft gewählt worden und laut Trainer "Jupp" Ovelhey eine wichtige Größe innerhalb der Mannschaft ist. Um wen handelt es sich bei dem Außenbahnspieler, der so früh schon so weit scheint und nach eigener Aussage "auf dem Platz gerne mal das Mäulchen aufmacht"? 

Um erstmal die Anfangsfrage aufzurollen: Die Familie Göckener ist in Merfeld tief verwurzelt, sodass Tim, Luis, Fabian und Linus keine Brüder, sondern Cousins sind. Welchen Grades, weiß auch Tim Göckener nicht bei allen so genau. "Über zehn Ecken irgendwie verwandt", sagt der Youngster auf Nachfrage. Göckener (ab jetzt ist nur noch von Tim die Rede) hatte seine sportliche Heimat nicht immer in Merfeld, sondern eine beeindruckende Vita hinter sich: Von Merfeld ging es in der Jugend nach Nottuln, dann "zu den Zecken", wie Göckener als Schalker den Rivalen aus Dortmund bezeichnet und von da dann nach Gievenbeck. Aus familiären Gründen kam er zurück zu den SFM. Derzeit absolviert er eine Ausbildung zum Pflegefachmann. Mit dem Schichtdienst konnte er sich mittlerweile anfreunden und eine Spätdienst-Regelung finden, die es ihm oft genug erlaubt, noch zu Training und Spielen aufzukreutzen. 

Viele Stärken und eine starke Schwäche

"Bezirksliga-Herren ist jetzt auch nicht so schlecht", meint Göckener über seinen "neuen" alten Klub, für den er jetzt seit ein paar Jahren wieder die Schuhe bindet. Auf dem Platz ist er am liebsten auf der Außenbahn zu finden, hilft aber auch mal im Zentrum aus, wenn Not am Mann ist. "Ich bin nicht der klassische Flügelspieler, der immer ins Eins-gegen-Eins geht. Ich kann das zwar wohl auch, aber versuche lieber, andere Lösungen zu finden", beschreibt Göckener selbst seine Spielweise, die wenige Schwachstellen aufweist. Über ein Manko sind sich er und sein Trainer allerdings einig: "Manchmal ist er mir zu flapsig", meint Ovelhey zur Schwäche des hochveranlagten Offensiv-Allrounders, der auch darum weiß: "Mir fehlt manchmal die Konzentration nach einem langen Tag auf der Arbeit. Da ist Josef dann aber auch der richtige Trainer. Er sagt es einem auch gerne 20-Mal, bis man es dann besser macht. Er triezt mich da, aber das ist bei meiner Sturköpfigkeit auch gut." 

Auf die bisher durchwachsene Saison angesprochen, zeigt sich Göckener optimistisch: "Wir hatten einen holprigen Start, aber das wird auf Sicht wieder besser werden, wenn erstmal alle wieder fit sind." Mit den Heimspielen sei er bisher sowieso zufrieden, nur auswärts laufe es noch nicht. An diesem Wochenende soll die Ungeschlagen-Serie in Heimspielen weitergehen.. 

Anschwitzen, der 7. Spieltag

SF Merfeld - SC Südlohn (Sonntag, 15 Uhr)
Dem Trend nach zu urteilen, müssten die SF Merfeld hier als Sieger vom Platz gehen, zumindest wenn ihr Rhythmus Niederlage-Sieg.... eingehalten würde. Auch die Auswärtsbilanz der Südlohner spricht eher für einen Sieg der Merfelder. Bisher blieben die Gäste in der Ferne sieglos, auch wenn es zuletzt mit einem 2:2 bei Eintracht Coesfeld durchaus einen Achtungserfolg gab, auf dem sich aufbauen lässt. Vergangene Saison gab es zwischen den beiden mit 4:2 und 5:3 zwei spannende Spiele, an deren Ende sich die jeweiligen Gastgeber durchsetzten - ein weiteres Indiz, das für Merfeld spricht.
Göckener: 3:1
Heimspiel-Tipp: Daheim bleiben die Merfelder eine Macht: 2:0 

RSV Borken - Westfalia Osterwick (Sonntag, 15 Uhr)
Nachdem die Borkener in der vergangenen Woche auf unliebsame Weise mit einem 0:5 aus ihrem 2:1-Trott geholt worden sind, kommt mit Westfalia Osterwick eine harte Nuss auf sie zu. Und das auch noch ohne ihren Top-Torjäger Aljoscha Kamp, der Gelb-Rot-gesperrt aussetzen muss. Die Gäste aus Osterwick blieben in den vergangenen vier Partien ungeschlagen und holten vergangenes Wochenende gegen den bis dahin ungeschlagenen SC Reken einen starken 2:0-Sieg und damit Platz vier ein. Als der RSV die Westfalia zum letzten Mal empfing, hieß es am Ende 4:3, nachdem sich Kamp und Mario Worms mit je drei Treffern ein Privatduell geliefert hatten. Ich bin gespannt darauf, ob und wie Borken den Ausfall kompensieren kann.
Göckener: 1:2
Heimspiel-Tipp: Worms vermisst einen Rivalen: 0:3 

SC Reken - SV Heek (Sonntag, 15 Uhr)
Gastgeber Reken musste zuletzt einen Dämpfer hinnehmen und das Spitzenduo nach einer 0:2-Niederlage ein Stück ziehen lassen. Damit man nicht den Anschluss verliert, soll daher gegen den SV Heek der nächste Sieg her. Der Gast wartet seit mittlerweile vier Spieltagen auf einen Dreier und verpasste dabei immer wieder knapp auch nur ein Unentschieden. Aus dem bisherigen Saisonverlauf spricht also alles für den Gastgeber, doch in der Geschichte dieser Paarung erwies sich Heek als Spezialist für die Rekener. In den verganenen zwei Jahren stehen zwei Siege für Heek und zwei Untenschieden zu Buche, vielleicht stoßen die Gäste also gegen ihren Lieblingsgegner den Bock um und finden in die Spur zurück.
Göckener: 5:0
Heimspiel-Tipp: Der Bock bleibt stehen, der Angstgegner wird geschlagen: 4:1

SW Holtwick - SG Coesfeld (Sonntag, 15 Uhr)
Im Duell dieser (Fast-)Tabellennachbarn kann es entsprechend richtungsweisend zugehen. Holtwick steht bisher - hauptsächlich aufgrund der Defensivqualitäten - vor den Gästen aus Coesfeld und verzeichnete nur eine Niederlage, was insofern beachtlich ist, als dass die Schwarz-Weißen bisher nur sechs eigene Tore erzielten und damit die geteilte schlechteste Offensive der Liga stellen. Angesichts dessen sind zwei Siege und drei Remis schon fast die Maximalausbeute. Die Coesfelder gestalteten ihre Spiele immer recht ausgeglichen und gingen mal mehr, mal weniger zufrieden vom Platz. Da sich ihre Torausbeute dabei irgendwie auch ein Stück weit am Gegner orientierte, sollte man in dieses Spiel vielleicht nicht mit einem zu hohen Anspruch ans Offensiv-Output gehen.
Göckener: 2:2
Heimspiel-Tipp:  Coesfeld beendet Holtwicks Spuk: 1:2

Viktoria Heiden - ASC Schöppingen (Sonntag, 15 Uhr)
Und noch ein Duell zweier nahe beieinander liegender Mannschaften. Spektakel-Garant Viktoria Heiden empfängt ins Straucheln gekommene Schöppinger zum Duell um den Anschluss. Die Gemüter könnten vor dieser Begegnung wahrscheinlich kaum verschiedener sein - bei der Viktoria gab es zuletzt zwei Siege in Folge, bei den Schöppingern dagegen zwei Niederlagen. Aber Heiden wäre nicht Heiden, wenn es nicht zum offenen Schlagabtausch einladen würde und daher sehe ich das nicht so einfach, wie der Trend es beschreibt. Mit einem absolut vogelwilden Torverhältnis von 20:20 haben die Gastgeber bisher wohl die interessantesten Spiele der Liga zu bieten und zaubern hoffentlich auch dieses Wochenende etwas aus dem Hut. Die Messlatte liegt zugegebenermaßen relativ hoch, aber da Schöppingen offensiv auch einiges zu bieten hat, bin ich guter Dinge.
Göckener: 2:3
Heimspiel-Tipp: Heiden hat den Bogen raus: 4:2

Eintracht Coesfeld - SV Gescher (Sonntag, 15 Uhr)
An diesem Spieltag darf auch das klassiche Oben-gegen-Unten-Spiel nicht fehlen - die Coesfelder auf Rang zwei empfangen mit dem SV Gescher den Vorletzten der Tabelle. Für die Coesfelder, die als erster Verfolger von Raesfeld dran bleiben möchten, müssen gegen die Gäste drei Punkte her, so viel ist nach einem Blick aufs Tableau zumindest klar. Aber auch wenn Gescher ganz unten drin steht, ist das alles andere als ein Selbstläufer. Der SV spielte in den vergangenen Wochen aber alles andere als schlecht - vergangene Woche musste man sich trotz spielerischer Überlegenheit und eigenem Fallrückzieher-Tor mit mächtig Alu-Pech Raesfeld geschlagen geben. An den Resultaten nicht zu verzweifeln, mag für alle, die es mit Gescher halten, derzeit schwer sein, aber es ist auch klar, dass gute Leistungen auf Dauer belohnt werden werden. Doch schon diesen Spieltag bei der Eintracht? 
Göckener: 3:1
Heimspiel-Tipp: Coesfeld knackt den SV: 2:1

TSV Raesfeld - VfL Ramsdorf (Sonntag, 15 Uhr)
Alle fragen sich, wie lange der Lauf des TSV noch gehen kann - Wahnsinn, wie Raesfeld sich Woche für Woche an der Tabellenspitze festbeißen. Und wie das zuletzt in Gescher lief, hat man fast den Eindruck, das solle sich auch nicht ändern. Diesen Spieltag gastiert der VfL Ramsdorf, der seinerseits noch Probleme damit zu haben scheint, konstante Leistungen abzurufen. Zuletzt zeigten sich die Ramsdorfer von ihrer willensstarken Seite und schlugen Schlusslicht Vreden nach dreifachem Rückstand mit 6:3. Wenn von dieser Euphorie noch was übrig geblieben ist, könnten die Gäste vielleicht einen Coup landen. Ob das Spielglück der Raesfelder verspielt ist oder sie selbst wieder mehr aufdrehen können, wird dabei wahrscheinlich den größten Part spielen.
Göckener: 3:1
Heimspiel-Tipp: Raesfeld bleibt mit Glück und Können oben: 3:1

SpVgg Vreden II - SuS Stadtlohn (Sonntag, 15 Uhr)
Auch in diesem Duell geht die Spielvereinigung, die weiter auf ihren ersten Dreier wartet, nicht unbedingt als Favorit rein. Der SuS Stadtlohn ist zu Gast und wird sein Bestes dafür geben wollen, weiter im obereren Segment mitzumischen. Auswärts läuft's bei den Gästen noch nicht so Recht: Die einzigen beiden Niederlagen der Saison fing man sich bei den letzten beiden Ausflügen bei Reken und Südlohn. Grund zur Hoffnung also vielleicht für das Schlusslicht aus Vreden, das zwar weiterhin offensiv zu gefallen weiß, aber hinten mehrere Scheunentore weit offen steht und bereits 29 Gegentreffer kassierte.  
Göckener: 0:2
Heimspiel-Tipp: Stadtlohn mal wieder mit einem Auswärtserfolg 1:4