Pliets Füßchen zum Last-Second-Sieg
Von Christian Lehmann
(25.10.15) Manchmal braucht man nur ein paar Minuten und eine einzige Szene, um zum umjubelten Helden zu werden. Hendrik Pliet, Joker der U23 beim FC Eintracht Rheine, kam in der Partie gegen den TuS Recke kurz vor Schluss in die Partie und entschied diese nur wenige Sekunden, bevor Referee Patrick Holz in seine Pfeife blies. Aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz war der glückliche, aber verdiente 3:2 (1:1)-Erfolg, den die Elf von Coach Sebastian Möllers erzielte, enorm wichtig.
Die 90. Minute in der Obi-Arena: "Lang schlagen", befiehlt Reckes Trainer Marc Wiethölter, der schon während der gesamten zweiten Hälfte grantig auf seine hier enttäuschende Elf gewesen war. Auch diesen Gefallen tun ihm seine Defensivspieler nicht, vertändeln stattdessen den Ball. Pliet schnappte sich die Kugel, wird gelegt: Noch einmal gibt es Freistoß. Kemel Koussaybani jagt das Ding halbhoch auf den Kasten, Pliet hält die Fußspitze rein - Tor (3:2/90.+2)! Im Jubel der Eintrachtler geht der Schlusspfiff fast unter.
Wiethölter: "Vollkatastrophe!"
"Als wir den Freistoß bekommen haben, war mir klar, dass wir das hier vergeigen. Wir haben die komplett falschen Entscheidungen getroffen", grantelte Wiethölter. "Vielleicht brauchen wir so einen Dämpfer mal. Da sind wir selber schuld. Ein verdienter Sieg für den FCE. Von uns war das nach dem Gievenbeck-Spiel die schlechteste Saisonleistung. So reicht es auch nicht für mehr als Platz acht. Eine Vollkatastrophe!"
Sein Gegenüber Sebastian Möllers atmete nach dem zweiten Sieg in Folge auf: "Das Spiel meiner Mannschaft hat mir sehr gut gefallen. Wir waren sehr diszipliniert, schnell unterwegs. Die Laufwege werden immer besser. Eine tolle Leistung!"
Probleme bei Standards
Doch auch er fand nicht an allem, was seine engagierte Elf vor knapp 120 Zuschauern zeigte, Gefallen: Gerade in der ersten Hälfte, in der Yannick Willers sein Team nach Stichpass von Koussaybani früh in Führung geschossen hatte (4.), kamen die Gäste vor allem über ihre vielen, von Maik Klostermann brandgefährlich getretenen Standards wieder zurück in die Partie. Genau diese wollten die Hausherren eigentlich tunlichst vermeiden.
Ein Freistoß brachte dann auch den 1:1-Ausgleich: Maik Klostermann löffelte das Leder gen Strafraum, Rene Heeke verlängerte ins lange Eck (33.). Beste Chancen vergaben zuvor Henning Wiemeler per Kopf (28.) und Klostermann (31.). Dessen Bruder André schmorte nach abgebrummter Rotsperre zunächst nur auf der Bank, weil Wiethölter seine in der Vorwoche siegreiche Elf nicht auseinander reißen wollte und erstmals in dieser Saison mit der exakt gleichen Startformation begann. Er sah von draußen, wie erneut Bruder Maik am starken FCE-Schnapper Hannes Schäperklaus scheiterte (41.), bevor es in die Kabinen ging.
Verdiente Führung
Mit viel Feuer kamen die Gastgeber dann raus. Zunächst wurschtelten sich Niko Winter und Yannick Willers durch, Winters Abschluss rauschte unten rechts vorbei (46.). Dann ermöglichte ein Ballverlust von Reckes Alex Feldmann die erneute Führung für den FCE: Dominic Schmidt trommelte nach vorn und bediente am Willers am zweiten Pfosten. Patrick Donnermeyer hatte den Fuß noch dran, bekam die Kirsche aber nicht mehr weg (2:1/52.).
Anschließend verteidigten die Rheinenser stark und hätten den Sack zu machen müssen. Nach Flanke von Schmidt köpfte Valentin Ricken an die Latte, im Nachgang bediente er Willers, dessen Schuss von halbrechts Donnermeyer parierte (56.). Auch Koussaybani stand nach einem Befreiungsschlag frei vor dem TuS-Schnapper, fand in ihm jedoch seinen Meister (66.).
Hernach erhöhte Recke wieder den Druck, ohne aus dem Spiel - abgesehen von einer verunglückten Flanke von Martin Kleinberns, die auf die Latte fiel (71.) - wirklich extrem gefährlich zu werden. Also musste wieder ein Klostermann-Standard her. Maik spielte eine Ecke so perfekt auf seinen Bruder André, dass der 1,70 Meter große Hüne nur noch einnicken musste (2:2/81.). Klar, da sah die Abwehr der Eintracht ziemlich schlecht aus. "Ein klarer Zuordnungsfehler", meinte Möllers nach dem Spiel. Weil er jedoch mit Pliet den richtigen Joker brachte, musste sich der FCE-Coach über diesen Fauxpas seiner Elf nicht mehr lange aufregen.
FC Eintracht Rheine U23 - TuS Recke 3:2 (1:1)
1:0 Y. Willers (4.), 1:1 Heeke (33.),
2:1 Y. Willers (52.), 2:2 A. Klostermann (81.),
3:2 Pliet (90.+1)
