"Uns helfen keine Unentschieden mehr!"

Von Christian Lehmann

(09.12.21) Auch mit 39 Jahren hat Julian Lüttmann nicht vergessen, wo das Tor steht. Acht Saisontore hat der frühere Zweitligakicker, der mittlerweile in der dritten Saison Spielertrainer beim TuS Graf Kobbo Tecklenburg ist, schon auf dem Konto. Auch dank seines x-ten Frühlings ist der Aufsteiger von 2020 inzwischen wieder im Soll, nachdem er bis zum 8. Spieltag noch ein trostloses Dasein auf dem 17. Tabellenplatz gefristet hatte. Die Kobbos haben den Turnaround geschafft - Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit ist zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest aber noch nicht.

"Wir hinken immer noch unserem schwachen Saisonstart hinterher. Ich habe es schon mal gesagt: Uns helfen keine Unentschieden mehr!", sagt der Stürmer, der mit Klaus Bienemann eines der namhaftesten Trainertandems der Bezirksliga bildet. Die Alles-oder-Nichts-Mentalität zahlt sich aus, sein Team kassierte in den jüngsten sieben Ligaspielen nur eine Niederlage und gewann zuletzt vier von fünf Partien - das 1:2 bei der Ibbenbürener SpVgg hat aber besonders weh getan. Ausgerechnet aus den mega-schweren Spielen gegen die vermeintlichen Liga-Topfavoriten aus Burgsteinfurt (4:3), Greven (4:2) und Münster 08 (1:0) holten die Kobbos die Maximal-Ausbeute. "Wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht und diese Spiele klasse bestritten - aber es waren Siege, die absolut notwendig waren", so Lüttmann. 

Die Wende bei den Ergebnissen fiel auch mit den "Begnadigungen" von Aytac Kara und vor allem Tugay Gündogan zusammen, der seit seinem Comeback wieder der Fixpunkt und Leader geworden ist, den sich das Trainerteam wünscht. Mit sechs Treffern ist er der zweitbeste Torschütze des Teams. Für Lüttmann war die Maßnahme, beide Spieler freizustellen, im Nachhinein richtig. "Wir haben uns ja nicht im Streit getrennt. Die Jungs haben aber verstanden, was Klaus und mir wichtig ist. Es gibt Spielregeln, an die sich jeder zu halten hat. Sie haben sich nahtlos wieder eingefügt und sind ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft. Es war auch vorher nicht schlecht, aber ich glaube, wir haben dadurch in puncto Zusammenhalt einen großen Schritt nach vorn gemacht."  

Oben wie unten ist in dieser Saison richtig Zunder drin, Lüttmann outet sich als großer Fan der Bezirksliga 12 - obwohl er fußballerisch auch schon ganz woanders unterwegs war. "Der Titelkampf ist super spannend, der Abstiegskampf auch. Das macht richtig Spaß. Ich glaube, man darf sich auf die Rückrunde freuen. Wollen wir mal hoffen, dass wir unseren Sport auch weiterhin ausüben dürfen."

Einen richtig guten Riecher bewies im letzten Tippduell Marvin Hagemann von der Ibbenbürener SpVgg. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen gewann er letztlich mit 8:7 gegen Heimspiel-Redakteur Christian Lehmann, der sich für seine Performance diesmal nicht schämen musste. Für Hagemann war's trotzdem kein gutes Wochenende, auch wenn er beim 3:4 in Bösensell selbst einen Treffer erzielte.

Anschwitzen, der 15. Spieltag:

SC Münster 08 - SV Mesum II (Sonntag, 13.30 Uhr)
Advent, Advent, Nullacht gewinnt! "Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich das Spiel in Neuenkirchen vom 19. Dezember nicht vorverlegt", sagt Trainer Julian Wiedenhöft mit Blick auf die Siege seines Teams am ersten und zweiten Advents-Wochenende. Gegen Mesum können die Hausherren ihre kleine Serie ausbauen - und mit einem Sieg die Abstiegszone verlassen. Auch die Mesumer blicken auf ein erfolgreiches Wochenende zurück, erinnern sich allerdings mit Grausen an ihren letzten Auftritt an der Manfred-von-Richthofen-Straße. Am 19. September fegten die Nullachter sie mit 5:0 aus dem Stadion. Kurios: Nullacht steht auf Platz 13 der Heimtabelle, hat allerdings auch noch kein Spiel verloren. Die Wiedenhöft-Elf bestreitet nämlich erst ihr fünftes Heimspiel in dieser Saison.
Heimspiel-Tipp: 2:0
Lüttmann: 2:1

TuS Recke - Germania Hauenhorst (Sonntag, 14.30 Uhr)
Die Saison des Überraschungs-Vierten aus Recke ist weiterhin eine richtig gute, allerdings blieb die Mannschaft von Trainer Thomas Mersch in den jüngsten drei Auswärtsspielen sieglos. Gegen die mit zwölf Gegentoren weiterhin stärkste Abwehr der Liga aus Hauenhorst wird's schwer für Nabi Bangoura, Lucas Bovenschulte und Co. Germania wartet allerdings auch seit drei Spielen auf einen Dreier. Allzu häufig haben diese beiden noch nicht gegeneinander gespielt, von sechs Duellen gingen drei an den TuS und eines an Hauenhorst. Der jüngste Vergleich datiert vom 14. September 2019, damals schenkte Dominik Pieper dem TuS mit zwei Treffern in der Nachspielzeit einen 3:1-Sieg.
Heimspiel-Tipp: 2:1
Lüttmann: 1:1

Cheruskia Laggenbeck - TGK Tecklenburg (Sonntag, 14.30 Uhr)
Wie schon häufiger in dieser Saison bekommen es die Kobbos mit einem Gegner zu tun, der in der Vorwoche einen Sieg gefeiert hat. Das liegt daran, dass der Spielplan der Lüttmann/Bienemann-Elf in der Regel den Hörsteler Gegner der Vorwoche beschert. Für Laggenbeck war das 5:0 gegen den Vorletzten der erste Dreier überhaupt in dieser Saison, nun möchte Vladan Dindic mit seinen Männern nachlegen. 
Heimspiel-Tipp: 1:1
Lüttmann: Für uns ist das ein echtes Derby, da wird es richtig zur Sache gehen. Laggenbeck hat sich, was die Ergebnisse angeht, bisher absolut unter Wert verkauft. Sie werden mit Rückenwind kommen. Wir gehen aber auch mit Selbstvertrauen ins Spiel und werden ganz humorlos mit 2:0 gewinnen.

SV Burgsteinfurt - Borghorster FC (Sonntag, 14.30 Uhr) 
Der Kracher des Spieltags und unser Spiel der Woche! BFC-Coach Florian Gerke fordert von seiner Truppe, dass sie noch einmal "bis an die Schmerzgrenze" geht. Auch bei SVB-Edelfan Jerry Omerovic, den wir in dieser Woche in seinem Restaurant besucht haben, ist das Derby-Fieber ausgebrochen. Er tippt auf ein 4:2. Burgsteinfurts Coach Christoph Klein-Reesink, dessen Vertragsverlängerung bei den Stemmertern in dieser Woche bekannt wurde, ist ebenfalls heiß. Er erwartet ein wildes Spiel. "Ich würde nicht behaupten, dass eine Mannschaft der Favorit ist. Bei den Borghorstern sah es in dieser Saison zunächst nach einem Durchmarsch aus, zuletzt haben sie aber ziemlich viel liegen gelassen", sagt "Reese", dessen Team selbst derzeit richtig im Flow ist. Den BFC-Auftritt gegen Greven 09 hat der Coach selbst verfolgt - und einen starken Gegner gesehen. "Das hätten sie auch gewinnen können."
Heimspiel-Tipp: 2:0
Lüttmann: Ein schönes Spiel zweier sehr guter Mannschaften. 2:1.

SuS Neuenkirchen II - Emsdetten 05 (Sonntag, 15 Uhr)
Steinfurter Kreisderby im grauen Tabellen-Mittelfeld: Beide Teams haben 21 Punkte auf dem Konto, die Dettener allerdings das etwas bessere Torverhältnis. Nullfünf-Coach Markus Heckmann und seine Jungs sind mit ihrer bisherigen Saison nicht wirklich zufrieden, das Team kassierte zwar mit 18 Gegentoren die drittwenigsten der Liga hinter Hauenhorst und Albachten, offensiv drückt allerdings der Schuh ein wenig. Mit Ausnahme von Toptorjäger Leon Veltrup (sieben Saisontore) hat kein Spieler mehr als dreimal getroffen.
Heimspiel-Tipp: 1:3
Lüttmann: 1:1

Concordia Albachten - SC Hörstel (Sonntag, 15 Uhr)
Sebastian Hänsel kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Seine Truppe liefert regelmäßig und mausert sich so langsam vom Überraschungsteam zum ernstzunehmenden Titelkandidaten. Mit einem Sieg könnte der Tabellenführer einen großen Schritt in Richtung Herbstmeisterschaft machen - und dafür sorgen, dass er den kompletten Winter über von ganz oben grüßt. Gegen den Vorletzten der Liga, der zuletzt acht Spiele in Folge verlor, scheint das ein Selbstläufer zu sein. Doch wenn sich dieser Gedanke im Hinterkopf einnistet, wird es erst recht gefährlich...
Heimspiel-Tipp: 2:0
Lüttmann: Albachten hat einen super Lauf. Ich habe sie gegen Greven live sehen können. Die haben eine richtig gute Truppe und einen Trainer, der das gut macht. 4:0.

BW Aasee - SV Bösensell (Sonntag, 15 Uhr)
21 Punkte und Platz neun - noch immer können sie beim SV Bösensell ihr Glück kaum fassen. Die Annahme, dass das bisher Erreichte nur mit Glück verbunden ist, wäre allerdings grundfalsch. Der SVB hat sich auch fußballerisch weiter entwickelt und zuletzt auch viel Lob von den Gegnern erhalten. Nur noch mauern und kontern ist nicht mehr. Diesen Ansatz hat der Liga-16. BWA ohnehin nie verfolgt, allerdings sammelte die Mannschaft von Trainer André Kuhlmann mit ihrem Ansatz, mit flachem, strukturiertem Aufbauspiel nach vorn zu kommen, einfach zu wenig Punkte. Nur 20 Tore in 14 Spielen, dazu 36 Gegentreffer: das sind die Werte eines Abstiegskandidaten. Den beiden letzten Spielen des Jahres gegen Bösensell und Gelmer misst Kuhlmann deshalb auch große Bedeutung bei. "Wenn wir beide verlieren, sieht's aber düster aus an Weihnachten...", sagt dieser.
Heimspiel-Tipp: Das Fest ist gerettet an der Bonhoefferstraße - 2:1.
Lüttmann: 1:1

Ibbenbürener SpVgg - GW Gelmer (Sonntag, 15.15 Uhr)
Da soll noch einer diese ISV verstehen! Tollen Auftritten wie in Burgsteinfurt, gegen Greven oder in Borghorst stehen katastrophale Leistungen wie die gegen Albachten und in Bösensell gegenüber. Die Mannschaft von Trainer Heiko Becker bekommt hinten einfach die Schotten nicht dicht. 30 Mal rappelte es in dieser Saison bereits im Kasten der ISV - selbst der Tabellen-15. und Lokalrivale Arminia Ibbenbüren hat weniger Gegentreffer kassiert (28). Ein Rätsel ist auch die schwache Heimbilanz, in acht Spielen im Sportzentrum Ost feierten die Ibbenbürener nur zwei Siege. Doch auch der Gast aus Gelmer schwächelte zuletzt ein wenig, Gerrit Göckings Team ist nach zuletzt nur drei Punkten aus sechs Spielen auf Platz 12 zurückgefallen und hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone.
Heimspiel-Tipp: 3:2
Lüttmann: Die Niederlage gegen die ISV tut uns noch immer weh - die haben nach vorn viel Qualität mit Pelle und Co. Ich finde es verwunderlich, dass sie so wenig Punkte geholt haben. 3:1.

SC Greven 09 - Arminia Ibbenbüren (Sonntag, 15.30 Uhr)
Trotz der schockierenden Meldung vom Schlaganfall ihres Trainers Marcel Pielage haben die Nullneuner es in den vergangenen Tagen geschafft, sich auf Fußball zu konzentrieren. Die Moral, die das Team in Borghorst nach 0:2-Rückstand an den Tag legte, war jedenfalls bemerkenswert gut. In der Tabelle hat sich der Topfavorit trotz mehrerer Rückschläge in der Hinrunde noch in Position bringen können, selbst die Herbstmeisterschaft ist noch in Reichweite. Nicht jedoch für die Arminen, die aktuell vier Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz haben. Die Hälfte ihrer Punkte hat die Mannschaft von Trainer Carlos Andrade auswärts geholt, Greven hat daheim schon dreimal verloren.
Heimspiel-Tipp: 2:0
Lüttmann: Ich habe in dieser Saison häufiger mit Marcel telefoniert. Vito Taurino aus dem Trainerteam ist mein Schwager, Ahmed Ali mein ehemaliger Co-Trainer. Das waren keine schönen Nachrichten. Ich wünsche Marcel, dass er möglichst schnell wieder auf die Beine kommt - 3:0.