Ein Derby mit Eeeey-Charakter
Von Christian Lehmann
(18.12.21) Ein Fußballspiel geht in der Regel nicht zu Ende, ehe einer der 22 Akteure auf dem Platz nicht mindestens einmal "Eeeey, Schiri!" geblafft hat. Im Flutlicht-Derby zwischen dem BSV Roxel und Borussia Münster war Referee Jan Ole Krüger sogar noch deutlich häufiger der Adressat dieser liebevollen Anrede. Obwohl zwischendurch gekratzt, gebissen und gemeckert wurde, hatten sich nach dem 2:2 (2:1)-Remis alle wieder lieb. So soll's sein.
"Das war richtig groß und hat viel Spaß gemacht", befand auch Borussias Coach Yannick Bauer. Er durfte sich nach einer ersten Halbzeit, in der über weite Strecken nur die Hausherren gespielt hatten, wie der moralische Sieger fühlen. "Das war ein Punktgewinn für die Moral, das Ergebnis ist meiner Meinung nach gerecht."
Flaßhaar mit doppelter Vorarbeit
Die erste Halbzeit allerdings lief eher nach dem Geschmack von BSV-Coach Oliver Logermann. "Wir waren sehr gut in den Zweikämpfen und haben Borussia immer wieder zu langen Bällen gezwungen", stellte der fest. Im eigenen Ballbesitz machten die Gastgeber auch einige gute Sachen, etwa vor dem 1:0, als Hendrik Flaßhaar Diogo Castro bediente, der den Ball zu seinem ersten Saisontor nur noch über die Linie drücken musste (25.). Sekunden später hätte Castro das 2:0 nachlegen müssen, das tat dann Dennis Bäumer, in Szene gesetzt von Flaßhaar. "Wir hatten keinen Zugriff und waren überhaupt nicht mutig", bemängelte Bauer.
Der "Eeeey-Charakter" hielt sich bis hierhin noch in Grenzen. Nun ging das Geschreie allerdings los: Die Kleeblätter forderten nach einem Zweikampf zwischen Jonas Niesing und Flaßhaar in der Box, einen Elfmeter, kurze Zeit später rutschte ein verunglückter Flankenball von Hannes John an Joshua Hermes vorbei ins Roxeler Tor (2:1/33.). Wenig später der nächste Aufreger: Christoph Lübke nickte nach einem Eckball zum vermeintlichen 3:1 ein, doch der Treffer wurde wegen eines vermeintlichen Foulspiels nicht gegeben (35.). "Da haben sich die Jungs ungerecht behandelt gefühlt", monierte Logermann. Bauer konnte den Ärger des Kollegen verstehen: "Da hatten wir einfach Glück. Ich habe zu den Jungs in der Pause gesagt: 'Aus irgendeinem Grund steht's nur 2:1, obwohl wir gar nicht wissen, wieso. Das müssen wir nutzen."
Schugs tolles Comeback
Und wie sie das taten: Keine zwei Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, da machte sich der zur Pause eingewechselte Manoel Schug direkt mal bemerkbar, nach Steckpass von Wilko Schmidt traf der lange verletzte Torjäger prompt zum 2:2 (47.). "Man hat direkt bemerkt, dass er unsere Offensive auf ein anderes Niveau hebt", lobte Bauer. Lobenswert war auch der Auftritt der Borussia nach der Pause, mit etwas Pech hätten die Hausherren die Partie auch noch verlieren können. Mit etwas Glück allerdings auch gewinnen, in der Schlussphase scheiterte noch Adenis Krasniqi an Borussen-Keeper Philipp Oluts (85.), zudem traf Dennis Bäumer nur den Pfosten (90.).
"Es lief heute viel gegen uns, wir hätten das Spiel in der ersten Halbzeit für uns entscheiden müssen", meinte Logermann. Für den Gegner hatte er lobende Worte übrig: "Borussia gehört dort unten nicht rein. Ich schätze es sehr, dass sie die Dinge fußballerisch lösen wollen."
BSV Roxel - Borussia Münster 2:2 (2:1)
1:0 Castro (25.), 2:0 Bäumer (27.),
2:1 John (33.), 2:2 Schug (47.)