Oberliga Westfalen
Die Oberliga ist um eine Attraktion reicher
von Fabian Renger
(22.06.23) Auch in Lotte regnet es am Donnerstag Bindfäden. Die Kamera fährt durch das verwaiste Stadion am Autobahnkreuz. Im Hintergrund sieht man einen Mann im Zeitraffer die Tribüne runter flitzen. Er nimmt Platz. Die Kamera zoomt ihn von allen Seiten an. Die Dubstep-Mukke verstummt. Plötzlich sitzt er da in Großaufnahme: Marc Heider. "Hey Sportfreunde", sagt er. WHAT THE FUCK?!?!
PR-Coup? Aprilscherz im Juni? Werbung für irgendeine Charity-Aktion? Weit gefehlt. Das Instagram-Reel ist das Vorstellungsvideo des neusten Fang der SF Lotte. Denn es ist kein Witz: Heider, eine Legende des VfL Osnabrück, stürmt ab der kommenden Spielzeit tatsächlich für die SFL.
Ja, auch wir haben es kaum glauben können. Die dazugehörige Pressemitteilung dreimal gelesen. Auch der Kicker hat die Nachricht aufgegriffen. Es stimmt wirklich. Der 37-Jährige gehört künftig zum Aufgebot von Cheftrainer Fabian Lübbers. Ein dickes Ding. Findet auch der Coach.
Heider wird spielender "Co"
„Er ist trotz seines Alters topfit, kann uns mit Toren helfen und darüber hinaus durch seine emotionale Spielart Leute mitreißen”, sagt der in der Vereinsmitteilung. Am Lotter Kreuz wird Heider als spielender Co fungieren, sich auf seine angestrebte B-Lizenz vorbereiten. "Das ist für beide Seiten wirklich optimal. Marc kann uns unterstützen und wir unterstützen ihn", meint der Trainer. Wie sagt man noch gleich: Eine Win-Win-Situation.
Heider wurde zuletzt auch mit dem TuS Bersenbrück in Verbindung gebracht. Jetzt ist es für den Mittelstürmer Lotte geworden. Freilich wird er auch in der Vereinsmitteilung zitiert. "Für mich ist Lotte einfach heimatnah, ich habe die Möglichkeit, jungen Spielern zu helfen und die ersten Schritte im Trainer-Dasein zu machen", sagt der Routinier. "Ich kenne Spieler wie Addy [Menga, d. Red.], mit dem ich früher zusammengespielt habe. Außerdem macht es mir Spaß, junge Spieler zu entwickeln und habe trotzdem noch die Lust, ambitioniert weiterzuspielen. Dabei bereits anfängliche Schritte als Trainer zu gehen, ist eine großartige Möglichkeit.“
Lübbers: "Für uns als Verein ist es einfach großartig"
Er blickt auf eine zünftige Profikarriere zurück. In der USA (Sacramento, Kalifornien) geboren, in Recke aufgewachsen und in Osnabrück zum Helden geworden. Er spielte er beim TuS Recke in der Jugend, 2003 ging er nach Osnabrück. U19, Reserve, erste Mannschaft - das volle Programm. Es folgten drei Jahre Werder Bremen II, sieben Jahre Holstein Kiel (2009-2016/85 Tore in 241 Partien). Anschließend der Weg zurück zu den Osnabrückern. Dort verabschiedete er sich im Sommer diesen Jahres und beendete seine Laufbahn mit dem Aufstieg in die zweite Liga. An der Bremer Brücke schaut er auf 263 Einsätze (54 Tore) zurück. Regionalliga Nord, 2. Liga, 3. Liga: Alles war dabei.
„Wenn man sich mit Fußball beschäftigt, ist er sicherlich jedem in der Region ein Begriff. Für uns als Verein ist es einfach großartig, einen Spieler zu verpflichten, der vor ein paar Wochen erst in die zweite Bundesliga aufgestiegen ist", befindet Lübbers.
Heider ist übrigens Lottes inzwischen 15. (!) Neuzugang. Und definitiv der prominenteste. Kurzum: Die Oberliga Westfalen ist um eine Attraktion reicher.
Lottes bisherige Neuzugänge
Max Ritter (VfL Osnabrück U19)
Yassin Ibrahim (SV Rödinghausen)
Janik Steringer (FC Gütersloh)
Gianluca Marzullo (RW Ahlen)
Halil Dogan (Westfalia Rhynern)
Tolga Özdemir (SV Schermbeck)
Johannes Sabah (VfB Homberg)
Samy Benmbarek (FC Gütersloh)
Georges Arthur Baya Baya
Fabian Kerellaj (beide FC Eintracht Rheine)
Max-Niklas Milde (VfL Osnabrück U19)
Philipp Schmidt (TuS Bersenbrück)
Christopher Rasper (SC Verl U19)
Nico Lübke (Germania Halberstadt)