Teil des Schiffs, Teil von Leer

Von Jost Klasmann

(27.09.23) Westfalia Leer hat beinahe etwas kultartiges: Wer einmal seinen Fuß auf den Platz setzt, bleibt dem Verein meist bis in die Ewigkeit (oder zumindest Fußballerrente) erhalten. Ein Teil dieser Besatzung ist Lennard Raus, der mittlerweile auch schon neun Jahre bei den Senioren auf dem Buckel hat und zuvor - wie viele Mitspieler auch - die Jugend der Westfalia durchlief. "Wir kommen alle aus Leer und sind eine eingeschworene Truppe. Es gibt keine Auswärtigen bei uns", erzählt Raus über das Mannschaftsgefüge, bei dem neue Spieler hauptsächlich aus dem eigenen Nachwuchs dazustoßen. Ein Weg, für den man dem kleinen Örtchen durchaus Respekt zollen kann. Um diese Bande innerhalb des Vereins zu stärken, gibt es unter anderem einmal im Jahr eine Trainingseinheit, bei der sich A-Jugend und Senioren zusammentun. Zur Integration bei den Senioren tut die ein oder andere Kiste Bier und die nach Spieltagen üblichen  Besuche einer lokalen Gaststätte ihr übriges. 

Der im defensiven Mittelfeld verankerte Raus ist seit Neuestem Teil des immer größer werdenden Lazaretts in Leer. Gegen Ochtrup musste er verletzt runter - erster Eindruck: Muskelfaserriss. Damit leistet er unter anderem Senkrechtstarter Tom Becker Gesellschaft, der frisch aus der Jugend kam und jetzt wegen Knieproblemen pausieren muss. Der Dienst an Board hat seinen Preis. Bei Raus waren es in der Regel muskuläre Probleme, aber auch der Knöchel ist ein wenig instabil geworden. 

Frischer Wind 

Ungewohnt instabil liefs zuletzt auch auf dem Platz, teils sicherlich bedingt durch die Verletztenmisere, aber auch der Trainerwechsel dürfte einen Teil dazu beigetragen haben. Nach sieben Jahren war es mal wieder Zeit für etwas frischen Wind in den Segeln der Westfalia - Noel Surmann übernahm das Steuer. "Es funktioniert sehr gut zwischen Mannschaft und Trainer", befand auch Raus. "Er hat jetzt nicht das [Steuer-]Rad neu erfunden, aber auch eigene Ideen mitgebracht, nach denen wir spielen sollen", berichtete er über die ein wenig angepasste Taktik. 

"Wir haben zu viele Unkonzentriertheiten drin", machte der Sechser das Hauptproblem aus. Hinten stand zwar noch nie die Null, aber immerhin auch nur einmal eine Drei, die Defensive hält also zumindest einiges, wenn auch noch nicht zur Perfektion. Vorne platzte allerdings nur gegen Altenrheine der Knoten, als man mit 6:1 beeindruckend siegte. "Da haben wir endlich mal gezeigt, was wir können", freut sich auch Raus noch über den starken Auftritt. Und wenn dann öfter alles greift, bleiben die Leerer wahrscheinlich auch in den gewohnt ruhigen Fahrwassern. 

Anschwitzen, 8. Spieltag 

1. FC Nordwalde - Eintracht Rheine II (Freitag, 19 Uhr) 
Beim Gastgeber aus Nordwalde läuft's und läuft's - mittlerweile sind es sechs Siege in Serie für das Team von Gero Mocciaro, das sich zuletzt auch nicht von GWA aufhalten ließ. Mit Eintracht Rheine II gastiert eine Mannschaft, die eine härtere Phase hinter sich hat und seit drei Spielen auf einen Sieg wartet. Dass die Rheinenser eine Wundertüte sind, von der man stets alles und nichts erwarten kann, ist allerdings ein offenes Geheimnis. Nach knapper 1:2-Niederlage gegen Co-Spitzenreiter Gellendorf weiß man, dass der Bezirksliga-Absteiger durchaus in der Lage ist, Teams von oben zu ärgern, andererseits sind sie auch das einzige Team, gegen das St. Arnold und Altenrheine punkten konnten. Am Freitagabend wird sich unter Flutlicht zeigen, mit welchem Gesicht die wankelmütigen Gäste anreisen.
Raus: 3:1
Heimspiel-Tipp: Nordwaldes Lauf hält an: 3:1 

Borussia Emsdetten II - SC Altenrheine II (Sonntag, 13 Uhr)
Beim Aufsteiger aus Altenrheine läuft es wohlwollend formuliert schleppend: Nach einem überraschenden Auftaktsieg im Duell der Liga-Neulinge gegen den FCE II holte die Mannschaft keinen Zähler mehr dazu und verlor zumeist deutlich. Das vergangene Wochenende gibt allerdings unter Umständen Grund zur Hoffnung: Nur knapp unterlag man Fortuna Emsdetten mit 2:3.. ist beim Besuch der Borussia aus Emsdetten also eventuell mehr drin als zuletzt? Ich weiß nicht so Recht, denn die Gastgeber zeigten sich gerade gegen Gegner, die tabellarisch unter ihnen standen, immer stark genug. Gut, zuletzt gab man in Rodde eine 2:0 Führung noch her, aber das kann ja mal passieren..   
Raus: 1:1
Heimspiel-Tipp: Altenrheine festigt sich defensiv - aber auf Kosten der Offensive: 1:0

Westfalia Leer - FSV Ochtrup (Sonntag, 15 Uhr)
Der FSV sah sich zuletzt immer wieder Spitzenteams entgegen und zog sowohl gegen Hauenhorst, als auch Nordwalde und Gellendorf knapp den Kürzeren, aber auch davor lief es bereits nicht so gut und mittlerweile sind es dann doch 5 Niederlagen in Folge für die Töpferstädter. Bei Westfalia Leer wird es spannend zu sehen sein, ob sich die Gäste dadurch unterbringen haben lassen oder durch das Messen mit den Besten der Liga einen (zu) hohen Standard gewohnt sind und entsprechend abliefern. Leer zeigte sich bisher den meisten Gegnern ziemlich ebenbürtig und gestaltete ihre Spiele entsprechend knapp - nur beim 6:1 Sieg über Altenrheine war die Tordifferenz höher als Zwei. Vergangenes Wochenende gab es bei der zweiten Garde des FSV den zweiten Saisonsieg.. mal schauen ob sie auch der Ersten gewachsen sind.
Raus: Wir machen das über den Kampf 2:1
Heimspiel-Tipp: Ochtrup bekommt seine Rache: 1:3

Germania Hauenhorst - GWA Rheine (Sonntag, 15 Uhr)
Das Topspiel der Woche: Hauenhorst ist weiter richtig gut drauf und ließ bisher nur in der Weiner zwei Punkte liegen während GWA zuletzt ein wenig ins Straucheln geriet und in den letzten beiden Spitzenspielen gegen Nordwalde und Gellendorf keinen weiteren Sieg für sich einfahren konnte. Für die Gäste gilt es also auf die Erfolgsspur zurückzukommen, doch Hauenhorst ist wie angesprochen eine richtig harte Nuss. Mickrige drei Gegentore ließ die Germania zu. Beim letzten Aufeinandertreffen gab es ein 0:0, was auch hier durchaus im Rahmen des Möglichen liegt, aber ich hoffe zu Gunsten der neutralen Zuschauer darauf, dass es sich anders ergibt.
Raus: 1:2
Heimspiel-Tipp: Hauenhorst zuhause weiter mit der Maximalausbeute: 2:0  

SF Gellendorf - TuS St. Arnold (Sonntag, 15 Uhr)
Der Spitzenreiter empfängt das Schlusslicht - eindeutige Nummer!? "Nein...", warnte auch Gellendorfs Coach Raphael Palm mit Blick auf die Partie gegen St. Arnold: "... wir dürfen St. Arnold nicht auf die leichte Schippe nehmen." Zuletzt vermisste der Trainer bei seiner Mannschaft trotz Siegen die spielerische Entwicklung, welche gerade gegen St. Arnold wohl gefragt seien dürfte. Mit einem Punkt ist die Ausbeute des Gastes definitiv überschaubar, aber die prominenteste Erinnerung an Gellendorf sollte zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer bedeuten. Im traditionellen Sepp-Herberger-Turnier siegten die St. Arnolder in der Saisonvorbereitung noch 2:1 über Gellendorf, das daraufhin in der Liga zum Erfolgsrun ansetzte.
Raus: 2:0
Heimspiel-Tipp: Gellendorf revanchiert sich: 3:1

TuS Laer - Eintracht Rodde (Sonntag, 15 Uhr)
Rodde tried so hard and got so far, but in the end it doesn't even matter. So lassen sich die Bemühungen der Eintracht, endlich den ersten Saisonsieg einzufahren wohl am besten zusammenfassen. Schon drei Mal führten die Rodder mit 3:2 und jedes verflixte Mal kassierten sie dann doch noch den Gegentreffer zum 3:3 in der Schlussviertelstunde. In Laer wird es nicht unbedingt einfacher mit dem ersten Erfolgserlebnis, denn die Gastgeber sind zuhause noch ungeschlagen und holten (auch wenn in der Ferne) zuletzt zwei Siege hintereinander und sind gut im Aufwind.
Raus: 4:0
Heimspiel-Tipp: Rodde muss weiter warten: 3:0

Fortuna Emsdetten - SW Weiner (Sonntag, 15 Uhr)
Fortuna steht gewiss nicht zu Unrecht an der Tabellenspitze, aber so eindeutig waren die letzten Siege dann alle doch nicht. Sowohl gegen Altenrheine als auch Rodde hatten die Dettener zuletzt ihre Schwierigkeiten auf dem Weg zum Dreier. Mit Weiner zudem eine Truppe an, die mit ihrer aggresiven Spielweise jedem Gegner immer die Grundtugenden abverlangt. Weiners Leistungen schwanken jedoch von Woche zu Woche und gerade gegen die Teams von ganz oben gab es betrachtliche Packungen: 1:4 gegen Gellendorf und sogar 1:6 in Nordwalde taten sicherlich weh. Wenn Emsdetten konzentriert aufspielt und sich nicht aus dem Konzept bringen lässt, sollte der Sieg also eigentlich machbar sein..
Raus: 3:0
Heimspiel-Tipp: Emsdetten marschiert: 4:1

Matellia Metelen - FSV Ochtrup II (Sonntag, 15 Uhr)
Metelen-Spiele waren zuletzt vor allem eins: Verdammt tor- und für Matellia in den meisten fällen sogar siegreich. Fünf Spiele ohne Niederlage stehen zuletzt zu Buche - darunter nur ein Remis. Die Gäste siegten dagegen das letzte Mal genau vor 5 Spielen und dursten mal wieder nach einem Erfolgserlebnis. Ob Metelen die gesuchte Oase sein wird, ist aufgrund der gegensätzlichen Verfassungen jedoch mehr als fraglich. Gerade die Offensive der Ochtruper sprühte zuletzt nicht unbedingt vor Spielwitz und Gefahr, man muss ihnen allerdings auch zu Gute halten, dass unter den letzten vier Gegnern auch drei Topteams steckten und es gegen Leer verdammt knapp war. 
Raus: 1:1
Heimspiel-Tipp: Die Karawane muss weiter ziehen: 2:0