In sechs Minuten zum Sieg

Von Jost Klasmann

(02.10.23) So hatte sich Tom Dietz, seines Zeichens Abwehrspieler des SV Borussia Emsdetten, seinen Sonntag wahrscheinlich auch nicht vorgestellt: Auf einmal fand er sich zwischen den Pfosten wieder und musste knapp eine Hälfte lang seinen vom Platz geflogenen Schnapper Simon Leutelt vertreten. Er hielt seine Weste sogar sauber und brachte damit den 4:0(3:0)-Sieg für seine Mannschaft, die den Grundstein dafür in kürzester Zeit gelegt hat, unter Dach und Fach. 

Borussia Emsdetten machte gegen Schlusslicht Altenrheine kurz vor der Halbzeit kurzen Prozess und erzielte drei ihrer vier Tore binnen sechs Minuten. Auch nachdem Altenrheine dann in Überzahl ging, fiel den Gästen nichts mehr ein, um an der Niederliga zu rütteln. "Wir haben uns innerhalb von sechs Minuten 40 kaputt gemacht", ärgerte sich Gästecoach Jörg Stein über die Tiefschlafphase seiner Mannschaft, die sich gedanklich wohl schon in der Kabine befunden hatte. Dass die Tore so dermaßen konzentriert fielen, war für Borussias Trainer Klaus Frank hingegen mehr oder weniger Zufall. "Die Tore fielen spät, aber wir hätten die schon vorher machen müssen.", befand der Emsdettener Übungsleiter. 

Vom Paukenschlag in den Pausenschlaf

Dabei starteten die Altenrheiner doch eigentlich direkt mit einem Ausrufezeichen, das sie wachgehalten haben sollte, ins Spiel - Tim Schmidt zimmerte einen Ball aus der Ferne auf die Latte des zu dem Zeitpunkt noch von Tim Leupelt gehüteten Kastens. Darauf entwickelte sich ein offenes Spiel, bei dem sich beide Mannschaften hauptsächlich neutralisierten und daher auch wenig gefährliches bei herum kam. Wie so oft üblich, war es dann ein Standard, der die Dose öffnete: Nach einer Ecke flog der zweite Ball wieder in den Sechzehner, wo Tom Schölling hochstieg und mit der Rübe auf den zweiten Pfosten verlängerte. Dort hatte sich Lutz Hermeling davongeschlichen und leitete mit seinem Treffer den Torreigen ein (39.). 

Die Borussia hatte Blut geleckt und legte umgehend nach. Nach einem Seitenwechsel auf rechts Richtung Paul Quibeldey trat Altenrheines Tom Conermann am Ball vorbei und ermöglichte Quibeldey damit einen Antritt, den er nutzte um den Ball im kurzen Eck unter die Latte zu donnern(43.). Doch damit immer noch nicht genug, denn die Unsicherheit der Gäste rächte sich ein weiteres Mal. Nach einem Ballgewinn im gegnerischen Aufbau schalteten die Borussen schnell und spielten sich mit einer flinken Kombination vor Gäste-Torwart Yannick Hasenclever. Vor diesem legte Jordi albers nochmal quer zu Quibeldey, der nur noch einschieben musste (45.). So schnell kann das gehen.

Leutelts Ausflug folgt Altenrheiner Ideenlosigkeit

Nach dem Wiederanpfiff stemmten die Gäste sich noch einmal gegen die Niederlage und gingen dann nach einem langen Ball sogar in Überzahl: Lorenzo Darmiento schickte Schmidt Richtung gegnerischen Sechzehners, wo sich Leutelt ein wenig zu spät für's Rauskommen entschied und so knapp außerhalb des Strafraums einen Schritt zu spät kam. Folgerichtig sah er rot und brachte damit Dietz auf den Plan. "Dann denkste, die haben jetzt einen Feldspieler im Tor und wir sind einer mehr - da müssen wir doch das Spiel machen. Aber Ätschibätsch", meinte Stein zum Umgang seiner Mannschaft mit der numerischen Überzahl. "Ich glaube, das war das schlechteste Spiel, das ich bisher von meiner Mannschaft gesehen habe", fuhr er hart fort. Doch Warum? Naja, erstmal ließen sie Hermeling reichlich Zeit beim Flanken und dann verlor seine Hintermannschaft auch noch Quibeldey aus den Augen, der die Hereingabe per Kopf veredelte (56.).

Mit dem noch höher gewordenen Rückstand war es natürlich nicht einfacher geworden, doch dass sie nicht einmal mehr verkürzten war dann vielleicht doch etwas wenig. "Wir haben nicht kombiniert sondern zu zu vielen hohen Bällen gegriffen", ärgerte sich Stein weiter. Und diese hohen Bälle waren kein Problem für Dietz, der sich auch unter Bedrängnis in der Luft durchsetzte und so einige Flanken aus der Luft griff. "Er hat das klasse gemacht, wird es aber wahrscheinlich nicht nochmal machen müssen", sagte sein Trainer Frank über die Leistung des Eingesprungenen, der bald aber wieder auf dem Feld zu finden sein wird. "Unser Ersatzkeeper ist leider verletzt, aber irgendwen werden wir schon finden", führte Frank aus. Und wenn nicht, weiß er ja, auf wen er sich verlassen kann.. 

Borussia Emsdetten II - SC Altenrheine II     4:0 (3:0)
Tore: 1:0 Hermeling (39.), 2:0 Quibeley (43.),
3:0 Quibeldey (45.), 4:0 Quibeldey (56.)
Bes. Vorkommnisse:
Rote Karte für Emsdettens Simon Leutelt wg. Vereitelung einer klaren Torchance