Serie: Die Sidekicks der Kreisliga

Was man nicht so alles wieder findet im Archiv...: Hier eine Perle. Links Christian Erdmann, rechts Manuel Kuipers. Das Bild stammt aus der Saison 2014/15, GW Rheine II war zu Gast beim FC Eintracht Rheine III. Fotos: Lehmann/Renger

Eddy, der "Beißer", hat noch was vor


Von Fabian Renger

(23.02.21) Wir sind beruhigt. "Ich will das auf jeden Fall noch weitermachen, das hat noch kein Ende", verspricht uns Christian Erdmann. Der 38-Jährige hört im Sommer zwar - genauso wie sein Chef Dirk Sterthaus - nach zwei Jahren als Co-Trainer des SV Dickenberg auf. Und: Er gönnt sich - zumindest im Seniorenbereich - eine kleine schöpferische Pause. Von Trainern, die sich Pausen genehmigen, weiß man, dass viele gar nicht wieder kommen, die neue Freizeit für sich entdecken. Aber das ist bei Erdmann eben eine unbegründete Angst. "Ohne Fußball ist es echt schwierig", sagt er. Und das kauft man ihm definitiv ab.

2006 verschlug es ihn nach Rheine. Über Bundeswehr-Kontakte wurde seine erste fußballerische Heimat die Emsaue und Amisia Rheine II. Ein paar Jahre später, es muss 2011 oder 2012 gewesen sein, zog es ihn als Kicker zum Lokalkontrahenten GW Rheine, auch dort in die Zwote. "Ich war nie der Techniker", gibt er lachend zu. Sein langjähriger Team- und späterer Trainerkollege Timo Wagner bestätigt das. "Sagen wir mal so: Eddy war kein Filligrantechniker", berichtet dieser nämlich. "Er war mehr der Beißer und Kämpfer. Und manchmal hat er Sachen auf dem Platz gemacht, mit denen du nicht gerechnet hast."

Wagner über die gemeinsame Zeit bei GW Rheine: "Ein Geben und Nehmen"

Verbuchen wir das mal unter dem Punkt Kreativität. Während Wagner, der heute in Hamburg lebt, seinerzeit eher über die Zentrale kam, durchlebte Erdmann den klassischen Prozess. Vom Offensivspieler in der B-Jugend wanderte er immer weiter in die hinteren Aufgabenfelder. "Wo man mehr mit Stellungsspiel macht", flachst Erdmann. Soso. Als Spieler schaffte er es allerdings nie wirklich weiter als bis in die Kreisliga B. Irgendwann entdeckte Erdmann jedoch (zum Glück!) den Trainer in sich. Wagner und er übernahmen für zweieinhalb Jahre das Zepter bei GW Rheines Reserve in der B-Liga. Wagner war, zumindest rein formal, der Hutaufhaber. Erdmann der Co-Trainer. Doch die klare Aufteilung Nummer eins und Nummer zwei gab es keineswegs. "Das war ein Geben und Nehmen", teilten sich laut Wagner beide die Ansprachen und Trainingseinheiten brav auf.

2018 war Ende im Gelände im Schotthock. "Das war eine schöne Zeit", sagt Erdmann. Während sich Wagner in die Hansestadt verabschiedete, hatte er allerdings längst eine zweites fußballerisches Betätigungsfeld gefunden. Bei GW ist er Jugendtrainer, trainiert beim Fusionsverein GWA Rheine inzwischen eine D-Jugend, seit 2019 darf er sich als B-Lizenz-Inhaber bezeichnen. Die Unterlagen für die Bewerbung zur nächsten Stufe (DFB-Elite-Jugend-Lizenz) liegen bereits zuhause in der Schublade. Der Mann hat noch was vor. 

Dirk Sterthaus (l.) sagt über seinen Co Christian Erdmann (r.): "Wir sind in den letzten Jahren extrem zusammengewachsen."

Beim Lehrgang zur C-Lizenz lernte er schließlich Sterthaus kennen. Als dieser vor zwei Jahren den Posten auf'm Dickenberg angeboten bekam, fragte er Erdmann, ob er denn nicht wieder Bock hätte. "Dirk kann ja überzeugen...", berichtet Erdmann lachend. Also war er zurück. Im Neuland Tecklenburg. Neue Vereine, neue Plätze, neue Menschen. Natürlich hofft er beim SVD noch auf einen versöhnlichen Abschluss im kommenden Sommer. Zusammengerechnet gab's nur zwei Dreier in den bisherigen 26 Spielen. Aber das hatte Gründe. Anderes Thema. "Wenn man jetzt schon resümieren sollte", bilanziert Erdmann. "Dann war es bereichernd. Ich bereue das nicht!" Im Gegenteil. Neben der Truppe würden ihm besonders die Trainingsspiele fehlen.

"Eddy ist ein top Typ - und im Prinzip ist er nicht nur mein Co-Trainer, sondern klar mein Mit-Trainer", sagt Sterthaus. "Wir sind in den letzten Jahren extrem zusammengewachsen, stimmen uns extrem viel ab, unterhalten uns irgendwie jeden Tag. Es hat sich so ein bisschen gesucht und gefunden." Er spricht von mehr als einer Co-Trainerschaft, sondern von Freundschaft. Die Aufgaben seien sinnig aufteilt, Erdmann könne er blind vertrauen.

Sechsmal die Woche am Platz? "Das wurde zu viel"

Auch Wagner ist voll des Lobes über den alten Gefährten. Beide können immer noch gut miteinander. "Er ist ein wunderbarer Mensch", sagt Wagner. Sportlich wie fachlich sei Erdmann super drauf. Aber auch bei kontroversen Ansichten könne man mit ihm gut diskutieren. Eines wünscht er seinem Kumpel definitiv. "Er hat es verdient, mal eine erste Mannschaft zu trainieren. Jede Mannschaft, die ihn als Trainer bekommt, würde von ihm profitieren."

Doch erst einmal zieht sich Erdmann zurück, besinnt sich auf den Job - er ist als Reifenhändler selbstständig. Das raubt Zeit. Zudem bleibt er bei seinem Nachwuchs Jugendtrainer von GWA. Ehrensache. Eine Senioren-Trainertätigkeit sitzt aber zunächst nicht mehr drin. "Da bist du sonst insgesamt sechsmal die Woche am Platz. Das war zu viel für mich", sagt er. Und dann, nächstes Jahr? Mal sehen. Co-Trainer im höheren Bereich, vielleicht wirklich mal als alleiniger Chefcoach irgendwo einsteigen. Abwarten. Bis dato müssen wir uns aber keine Sorgen um einen körperlichen Verfall machen. Denn er bleibt aktiv.

"Mittlerweile bin ich froh, noch Altherren spielen zu können", sagt Erdmann. "Das würde mir fehlen, wenn ich nicht wenigstens einmal die Woche selbst noch was machen kann." Bei den Altherren von GW Rheine kickt er aktuell mit Granden wie Ede Kortenhorn, Rasmus Hortmann, Christian Hasenclever oder Carsten Terstegen. Eine illustre Bande. "Da bin ich ein bisschen als Laufwunder verschrien", feixt Erdmann. Können - und wollen wir vielleicht auch nicht beurteilen. Hauptsache, er kommt wirklich eines Tages wieder. Wir werden ihn nämlich beim Wort nehmen.

Serie: Die Sidekicks der Kreisliga

Trainergesichter kennt ja jeder! Doch wer sind eigentlich die wichtigen Leute im Hintergrund? Der Co-Trainer, der Edelbetreuer, der Torwarttrainer, der Busfahrer...in loser Folge wollen wir euch diese wichtigsten Sidekicks aus den Teams hinter den Teams näher bringen. Ihr habt einen kultigen Betreuer? Einen super Co-Trainer? Einen tollen Torwarttrainer? Einen top Physiotherapeuten? Ideen gerne her zu uns!