Kreisliga A TE

Sebastian Freking (am Ball) und Kapitän Patrick Lahme sind mit dem SC Halen in dieser Saison noch unbesiegt und thronen auf Platz eins.

Noch Luft nach oben beim Primus


Von Julian Schimmöller

(09.12.20) Sieben Spiele, 17 Punkte, 27:12 Tore und Tabellenplatz eins - die Startbilanz des SC Halen kann man getrost als traumhaft bezeichnen. Trotz dieser überragenden Zahlen ist Halens Spielertrainer Björn Jansson mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht uneingeschränkt zufrieden: "Ergebnistechnisch bin ich natürlich absolut zufrieden. Hinsichtlich der Art und Weise, wie wir in den bisherigen Spielen aufgetreten sind, sehe ich aber definitiv noch Luft nach oben." Was ihm vor allem fehlt: Dem SCH gelingt es noch zu selten, über 90 Minuten sein Spiel konzentriert durchzuziehen.

"Wir hatten in eigentlich allen Spielen schlechte Phasen, in denen wir uns unnötige Gegentore gefangen haben", bemängelt Jansson. Beispielhaft dafür stehen die Spiele bei der Reserve von Arminia oder in Ladbergen. Bei den Arminen - dem punktlosen Schlusslicht - fing sich Halen in den ersten zehn Minuten nach der Pause ganze drei Hütten und lag plötzlich mit 2:4 zurück. Danach brauchte es dann einen lupenreinen Hattrick von Jansson höchstpersönlich, um am Ende doch noch den 6:4-Pflichtsieg einzufahren. In Ladbergen waren es dann die ersten zehn Minuten zum Spielbeginn, in denen der SCH sich einen 0:2-Rückstand erlaubte, ehe es am Ende doch noch einen 5:2-Auswärtserfolg gab.

Individuelle Klasse merzt Abwehrschwächen aus

Diese beiden Spiele zeigen dann auch relativ deutlich, was gut läuft in Halen und woran es noch hapert: Die Offensivmaschinerie läuft auf Hochtouren, während man defensiv anfällig ist. Aus Sicht von Kapitän Patrick Lahme sind die vielen Gegentore übrigens kein Indiz für Schwächen im Abwehrverbund: "Wir müssen generell als Team besser verteidigen und an unserer Rückwärtsbewegung arbeiten." Dem pflichtet auch Jansson bei: "Die Abwehrarbeit fängt vorne an. Wenn sich da dann Spieler rausnehmen, bekommen die Jungs hinten am Ende die Probleme." Richtig in Rage bringen Jansson die teilweise viel zu einfachen Gegentreffer seines Teams: "Da verteilen wir leider noch viel zu oft Geschenke, da bekomm ich das Kotzen..."

Während es im Defensivverhalten also noch einige Baustellen zu bearbeiten gilt, läuft offensiv vieles schon rund: 27 Tore sind geteilter Liga-Spitzenwert, nur Büren hat ebenso oft genetzt. Die individuelle Qualität im Offensivbereich hat es dabei in sich: Stefan Seiler kickte in Rheine oder Neuenkirchen schon in der Oberliga, Kevin Wolff mischte bis vor wenigen Jahren mit Preußen Lengerich den überkreislichen Fußball auf. Und auch Kapitän Lahme oder Alex Fried erzeugen vorne jede Menge Gefahr, sodass Jansson sagt: "Vorne drin haben wir genügend Leute dabei, die den Unterschied ausmachen können. Und das nicht nur in dieser Liga."Und Lahme ergänzt: "Mit unser individuellen Qualität vorne können wir immer ein Tor machen."

Erfolgreichster Torschütze der Halener in dieser Saison ist aber weder Wolff (4 Saisontore) noch Seiler (3), sondern mit Michi Beuke der zweite Part des Spielertrainerduos. Fünf seiner bisher sechs Saisontreffer erzielte Beuke vom Punkt aus - da hat einer Nerven aus Stahl. Ihm im Nacken sitzt Jansson mit bisher fünf Buden. Es zeigt sich also: Offensiv ist Halen breit und gut aufgestellt, den einen Schlüsselspieler gibt es nicht. Für den Gegner ist der SCH umso schwerer ausrechenbar.

Ludwig auf dem Weg zum Ausnahmekönner

Während sich vorne also viel Qualität tummelt, ist der Kader im Defensivbereich enger gestrickt. Auch deshalb holte Halen vor der Saison Abwehrspezialist Philipp Härle dazu, mit dem unter anderem Wolff und Beuke zu Landesliga-Zeiten gemeinsam in Lengerich spielten. "Philipp ist enorm wichtig, wenn er da ist", lobt Jansson den Neuzugang. Das Problem: Bisher konnte Härle verletzungsbedingt nur in drei Partien dabei sein. Das tut - im wahrsten Sinne des Wortes - richtig weh. In drei Spielen mit Härle gab es vier Gegentore, in den drei Partien ohne ihn doppelt so viele. Auch das spricht Bände. Wer sich an dieser Stelle fragt, was mit dem siebten Spiel ist: Das gewann Halen ohne Antreten zu müssen, weil Dickenberg die Spieler fehlten.

Gerade aufgrund des häufigen Fehlens von Härle ist ein anderer Defensivakteur umso wichtiger: Simon Ludwig. Der Youngster ist in seinem zweiten Seniorenjahr als Außenverteidiger bereits eine wichtige Säule, seine Entwicklung wird von Jansson und Lahme unisono gelobt. "Er hat es immer wieder angedeutet, dass er ein klasse Spieler ist, war aber nicht immer der Fleißigste im Training. Wenn er aber so weiter macht wie aktuell, kann er sich zu einem richtigen Ausnahmekönner entwickeln", sieht Lahme riesiges Potenzial bei Ludwig. Auch Jansson frohlockt: "Zur Zeit sieht man bei Simon, wie stark er ist, wenn er regelmäßig trainiert und spielt. Und er hat sein Optimum noch lange nicht erreicht!"

Die letzte Chance?

Während Ludwig also noch einige Jährchen auf dem Rasen vor sich hat, bewegen sich unter anderem Jansson oder Seiler mit über 30 eher auf den Herbst der Karriere zu. Ein idealer Zeitpunkt, um nochmal Richtung überkreislicher Fußball anzugreifen - zumindest wenn es nach Bürens Coach Marcel Czichoswki geht: "Für den ein oder anderen Spieler bei Halen könnte es so mit die letzte Chance sein, nochmal Bezirksliga zu spielen. Auch deshalb sollte man mit ihnen rechnen." Auch in Riesenbeck hat man Halen voll auf dem Zettel, was das Aufstiegsrennen angeht. Und das, obwohl Teuto die Halener im Pokal mit einer 8:1-Klatsche vom Platz fegte: "Halen sehe ich eigentlich definitiv stärker, als sie im Pokalspiel bei uns waren", will sich Teuto-Trainer Dennis Esch nicht von einem Spiel blenden lassen.

Und wie sieht man das Thema Aufstieg in Halen? Zunächst einmal freut sich Lahme, dass es bisher überhaupt so gut läuft: "Nach der durchwachsenen Vorbereitung habe ich nicht erwartet, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt oben stehen." Nun wolle man den Platz an der Sonne aber natürlich am liebsten verteidigen: "Ich selber will auf jeden Fall Erster bleiben. Und ich denke, da spreche ich auch für das Team. Aber das wird natürlich extrem schwierig, auch weil wir noch alle Brocken vor uns haben." Bisher spielte Halen erst gegen ein Team aus der oberen Tabellenhälfte - am ersten Spieltag gab es beim 2:2 gegen Dreierwalde dabei den bisher einzigen Punktverlust.

Nicht ganz so eindeutig, aber ähnlich ambitioniert äußert sich auch Jansson: "Wir waren in den Vorjahren Zweiter und Vierter, die Mannschaft hat sich vor der Saison sicher nicht verschlechtert. Dementsprechend ist klar, dass wir so lange wie möglich oben dabei sein wollen." Deshalb die Meisterschaft als Ziel auszurufen liegt Jansson allerdings fern: "Wir sind weit davon entfernt zu sagen, dass wir aufsteigen wollen. Wir müssen erst einmal gucken, wie wir aus der Pause ankommen. Aber unter den besten drei oder vier Mannschaften wollen wir schon landen."