Kreisliga A TE

Bei Daniel Nagel und dem SC Velpe Süd ist aktuell etwas der Wurm drin, zuletzt hagelte es sechs Niederlagen in Serie.

Das Esch-Spiel mit Symbolcharakter


Von Julian Schimmöller

(13.11.20) Am fünften Spieltag reiste Velpe als Aufsteiger mit ordentlichen vier Punkten aus vier Spielen zum Start zum Auswärtsspiel nach Püsselbüren. Und mehr als 80 Minuten sah es so aus, als würden die Gäste die Hausherren von Schwarz-Weiß Esch besiegen und somit den zweiten Dreier der Saison einfahren. Doch dann das: Zwischen der 84. und 90. Minute schnürte Eschs Joker Mats Bestgen einen lupenreinen Hattrick, statt 2:1 für Velpe ging das Spiel mit 4:2 für Esch aus. Bitter, extrem bitter für die Gäste. Und ein Knackpunkt in der noch jungen Saison. "Das Spiel steht symbolisch für unsere bisherige Saison", haderte Velpe-Kapitän Daniel Nagel.

Was er damit meint? Dafür lohnt sich der genauere Blick auf den bisherigen Saisonverlauf des Aufsteigers: Zum Start gab es ein 0:0 bei Mitaufsteiger Laggenbeck, dann gelang mit einem 2:1-Heimsieg über Lengerich eine faustdicke Überraschung - ein echter Traumstart. Was anschließend folgte, war jedoch eher ein Albtraum: Sechs Spiele, sechs Niederlagen, darunter auch einige deftige Klatschen. Um auf Nagel zurückzukommen, dessen Fazit zum Esch-Spiel beschreibt tatsächlich auch den bisherigen Saisonverlauf sehr passend: "Wir sind gut gestartet, aber hinten raus hat uns die Luft gefehlt."

Früher Trainerwechsel - bisher ohne Effekt

Die Niederlagenserie führte dann auch dazu, dass sich nach dem sechsten Spieltag der Verein und Aufstiegscoach Jens Bovenschulte einvernehmlich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit einigten. Sehr zum Bedauern von Nagel: "Das kann natürlich auch positive Effekte haben, aber es ist so oder so sehr bitter und enttäuschend, weil Jens ein super Typ ist." Seit kurzem steht fest, dass zumindest bis Jahresende Holger Althaus an der Seitenlinie stehen soll. Wobei: Ob Althaus angesichts der momentanen Überbrechung tatsächlich noch ein Spiel coacht, ist noch offen - kuriose Situation.

Ganz ohne Spiel als Coach bleiben wird Dominik Sickendieck dagegen nicht, der spielende Co übernahm am siebten und achten Spieltag interimsweise. Den Negativtrend konnte er allerdings auch nicht stoppen, unter seiner Regie gab es ein 0:3 in Saerbeck und gar ein 1:6 gegen Dreierwalde. Dennoch will Sickendieck aktuell keine Schwarzmalerei betreiben: "So ganz aus dem Nichts kam die Niederlagenserie nicht, dass wir gegen Büren, Halen oder Saerbeck nichts holen, war ja durchaus zu erwarten. Es war und ist sicher nicht alles schlecht." Ein Dorn im Auge ist auch ihm vor allem das Esch-Spiel: "Das wir so eine Partie noch verlieren, darf uns nicht passieren. Hätten wir die Partie gewonnen, hätten wir jetzt sieben Punkte und alles wäre in Ordnung."

Ohne Bovenschulte fehlt ein Knipser

Doch wie lässt sich so eine Niederlage wie in Esch erklären? Für Nagel ist die Lage klar: "Wir haben Defizite im Fitness-Bereich, uns fehlt hinten raus die Puste." Nicht nur gegen Esch, sondern beispielsweise auch gegen Büren, Hopsten oder Dreierwalde kassierte Velpe in der Schlussphase eine ganze Schar an Gegentoren - wenn auch die meisten davon nicht ganz so weh taten. Bei der fehlenden Fitness spielt sicher auch eine Rolle, dass Stammspieler wie Robin Thörner, Helge Przijbijlski oder Tim Mindrup weitestgehend verletzt oder angeschlagen waren. Zudem vermutet Nagel, dass auch der starke Start im Nachhinein vielleicht nicht gut für das Team war: "Danach waren wir vielleicht etwas leichtfertig, uns fehlte teilweise die nötige Galligkeit."

Neben der Galligkeit fehlt in Velpe aktuell auch eines ganz besonders - Kaltschnäuzigkeit. Und da kommt man natürlich an dieser Stelle am Namen Lucas Bovenschulte nicht vorbei: Der Sohn des Ex-Trainers bombte in der vergangenen Aufstiegssaison die Tornetze der B-Liga kaputt und butzte in 19 Spielen stolze 29 Mal. Vor der Saison zog es ihn dann in die niedersächsische Bezirksliga nach Wallenhorst. "Lucas fehlt uns sehr, da brauchen wir keinen großen Hehl draus machen", gibt Sickendieck zu und verdeutlicht: "Mit ihm hätten wir sicher sechs Punkte mehr, uns fehlt aktuell einfach ein Knipser vorne drin."

Kourouma als Überraschung und Hoffnungsträger

Die Niederlagenserie soll nach dem Restart natürlich möglichst schnell durchbrochen werden, die Verunsicherung steigt natürlich mit jedem Misserfolg. Hoffnung macht neben den inzwischen wieder voll genesenen Thörner, Przijbijlski und Mindrup vor allem ein Akteur: Mohamed Kourouma. Der ehemalige U17-Nationalspieler Guineas erweist sich als echter Glücksgriff: "Er ist die positive Überraschung und eigentlich viel zu gut für uns", weiß Sickendieck, dass der quirlige Offensivmann eigentlich zu Höherem berufen ist. Kourouma ist extrem laufstark und schnell, gibt keinen Ball verloren, ist gut mit der Murmel am Fuß - er könnte ein echter Faustpfand im Abstiegskampf werden.

Doch er ist natürlich nicht der alleinige Hoffnungsträger, in Velpe kommt man fast traditionell über das Team und den Kampf. Das soll sich auch weiter nicht ändern: "Die Mentalität passt auch weiterhin, die Grundstimmung ist gut", schildert Nagel. Darüber hinaus entwickelte sich das Team in der jüngeren Vergangenheit auch spielerisch deutlich weiter und spielt auch in dieser Saison über weite Strecken einen ordentlichen Ball. Und so blickt Sickendieck auch optimistisch auf den weiteren Saisonverlauf: "Wenn bei uns alle fit bleiben, halten wir die Klasse. Da bin ich mir sicher!"