Kreisliga A TE

Timo Beyer ist enorm wichtig für SW Esch, auf der Sechs hält er den Laden zusammen. Foto: Renger

Höhenflug dank Fitness und Dreierkette


Von Julian Schimmöller

(01.12.20) Es gab so einige Teams, die man in der A-Liga in dieser Saison im ersten Drittel erwartet hätte. Ein Team, das in dieser Hinsicht sicherlich die Wenigsten auf dem Schirm hatten, war vermutlich Schwarz-Weiß Esch. Doch nach den ersten acht Spieltagen, zum Zeitpunkt der Corona-Unterbrechung also, ist es genau so gekommen: Mit satten 16 Zählern und 24:17 Toren stehen die Escher auf Platz sechs. 16 Zähler hatten die Püsselbürener in der gesamten Vorsaison nicht gesammelt, zum Zeitpunkt des Abbruchs stand das Team damals mit 13 Punkten aus 17 Spielen auf dem drittletzten Rang. Wie kam es also zum überraschend starken Saisonauftakt 2020/21?

Naheliegend ist natürlich, dass der Trainerwechsel damit zu tun hat: Manuel Schnieders übernahm vor der Saison von Bruno Kitroschat. Das bekräftigt auch Abwehrroutinier Daniel Ungruhe, ohne dabei Kitroschat in irgendeiner Form kritisieren zu wollen: "Unter einem neuen Trainer starten alle bei Null und wollen sich neu beweisen. Dadurch ist spürbar mehr Zug drin." Weitere Veränderungen nennt Schnieders selbst: "Ich lege viel Wert auf ein hohes Maß an Fitness, außerdem haben wir auf ein System mit Dreierkette umgestellt."

Mehr Luft und gefährliche Joker

Die gesteigerte Fitness machte sich schon mehrfach am Spieltag bemerkbar. Absolutes Paradebeispiel: Der 4:2-Heimsieg gegen Velpe. Bis zur 84. Minute lagen die Escher zurück, ehe sie in der Schlussphase das Spiel noch komplett drehten. Die Hälfte der 24 Saisontore bisher erzielten die Püsselbürener in der letzten halben Stunde. Aus Schnieders Sicht kein Zufall: "Häufig sind wir ab der 60. Minute noch frischer als der Gegner."

Das hat auch mit der Qualität von der Bank zu tun: Mit Mats Bestgen, der gegen Velpe einen Dreierpack schnürte und der insgesamt schon auf vier Saisontore als Einwechselspieler kommt, hat Schnieders einen brandgefährlichen Joker in seinen Reihen. Insgesamt kommen die Schwarz-Weißen sogar schon auf stolze achte Jokertore. Auch Andre Jostmeier, mit sieben Treffern gefährlichster Escher in der laufenden Spielzeit, traf schon von der Bank kommend. Ebenso Youngster Tobias Terheyden, dessen Entwicklung Schnieders explizit lobt: "Er bekommt durch die viele Spielzeit spürbar mehr Selbstvertrauen und hat auch schon einige Tore aufgelegt." Wohl dem, der so wechseln kann.

Kapitän Beyer und Abwehrchef Wilhelm sind unverzichtbar

Während Esch die drittgefährlichste Offensive der Liga stellt, sind die Defensivstatistiken ausbaufähig: Im Schnitt kassiert das Team mehr als zwei Gegentore pro Spiel. Dennoch ist auch das ein Fortschritt zur Vorsaison, da waren es sogar mehr als drei Gegentore pro Spiel. Und so sagt Schnieders: "Insgesamt haben wir durch die Systemumstellung mehr Kompaktheit und mehr Zugriff im Zentrum."

Damit das System funktioniert, muss natürlich auch das Personal passen. Das tut es - wenn nicht gerade Schlüsselspieler ausfallen. So erlebt, als Esch im letzten Spiel vor der Corona-Unterbrechung gerade in der Höhe überraschend mit 1:4 bei der Reserve von Teuto Riesenbeck verlor. In Riesenbeck fehlte allen voran Kapitän Timo Beyer: "Timo ist enorm wichtig für uns, er hält auf der Sechs den Laden zusammen. Dass er in Riesenbeck nicht dabei war, hat man sofort gemerkt", betont Ungruhe die Wichtigkeit des Leaders.

Hinzu kam, dass im selben Spiel eine weitere defensive Stütze fehlte bzw. nach Verletzungspause nur kurz spielen konnte: Robin Wilhelm, der trotz seiner Jugend (2. Seniorenjahr) als zentrales Glied der Dreierkette agiert und und dort die Abläufe diktiert. Ungruhe, der meist links neben Wilhelm spielt, lobt den Youngster ausdrücklich: "Er ist für sein Alter extrem reif." Und auch Schnieders sagt: "Robin ist trotz seiner jungen Jahre ein wichtiger Kommunikator bei uns."

Dankbares Auftaktprogramm

Neben der Weiterentwicklung des Teams muss bei der bisherigen Punkteausbeute der Escher sicherlich das Auftaktprogramm mit einbezogen werden. Das gesteht auch Ungruhe: "Wir hatten schon eher machbare Spiele, viele Hochkaräter warten eher am Ende." Ein genauerer Blick auf die bisherigen Partien bestätigt das: Vier der fünf Siege bisher holte Esch gegen Teams, die unter den letzten Fünf der Tabelle rangieren. Bei Arminias Reserve gab es ein fulminantes 6:2, gegen Velpe das bereits erwähnte späte 4:2, auf dem Dickenberg einen glücklichen 3:2-Auswärtssieg und gegen Lienen ein souveränes 3:1.

Andererseits muss man aber auch sagen: Gegen die drei Gegner aus der oberen Tabellenhälfte - Hopsten, Dreierwald und Saerbeck - sammelte die Schnieders-Elf auch ordentliche vier Punkte. Kein Wunder also, dass Schnieders und Ungruhe den Start und die bisherige Ausbeute beide als "sehr positiv" empfinden. Auch bei so einem Programm muss man schließlich erst einmal so gut punkten.

Wenn die Escher so weitermachen, dürfte dem großen Ziel nichts im Wege stehen: "Wir wollen weiter unter die ersten Zehn, damit wir frühzeitig Sicherheit haben und dann befreit aufspielen können", formuliert Schnieders die Ambitionen. Das sieht auch Ungruhe so, obwohl er seine Zweifel hat, dass der geplante Modus überhaupt umgesetzt werden kann: "Ich hoffe, dass wir zumindest die Hinrunde komplett spielen können, sodass jeder einmal gegen jeden gespielt hat."