Kreisliga A

Große Runde, kleine Runde, halbe Runde?


von Fabian Renger und Jan Steinigeweg

(05.05.21) Neun zu neun. Das Ergebnis der Vereins-Umfrage Öffnet externen Link in neuem Fensterwar ziemlich blöde für den Fußballkreis Tecklenburg im vorigen Jahr. Damals ging es darum, über den Modus der A-Liga für die Saison 2020/21 abzustimmen. Zwei A-Liga-Vereine gaben keine Rückmeldungen ab, also spielte der Kreis das Zünglein an der Waage. Statt einer ganz normalen Hin- und Rückrunde (38 Spieltage bei 20 Teams) sollte es so eine Einfach-Runde (Jeder einmal gegen Jeden) mit anschließender Aufteilung in Aufstiegs- und Abstiegsrunde werden. Das Ergebnis kennen wir: So weit kam es gar nicht, Corona durchkreuzte jegliche Pläne. Die Saison wurde annulliert.

Was in 2021/22 folgt? Ungewiss. Der Kreis nimmt die Clubs in die Pflicht, sie sollen sich zunächst einmal in einer Art Arbeitsgruppe zusammentun und digital unter sich die Köpfe zusammenstecken mit der Fragestellung: Was wollen wir? Das Resultat dieser internen A-Liga-Beratungen soll dann dem Kreis Ende Mai/Anfang Juni vorgestellt werden. "Mein Plan ist, dass wir zwei bis vier Vorschläge an den Kreis weiterreichen", sagt Joachim Lunow, Fußball-Abteilungsleiter von SW Lienen und Organisator dieser Arbeitsgruppe.

Vereine mögen sich bitte vernünftig vorbereiten

Dazu sammelt er gerade die nötigen Kontaktadressen und wird relativ zeitnah - vielleicht bereits in der nächsten oder übernächsten Woche - die Vereinsvertreter zu einer Teams-Sitzung einladen. "Ich werde im Vorfeld darum bitten, dass die Vereine schon Konzepte ausarbeiten und wir nicht endlos über halbfertige Dinge diskutieren müssen", so Lunow, der sich aber sicher ist, dass sich die Clubs ordentlich Gedanken machen.

Bei einer kurzen Umfrage (s. unten) schien es, als wolle die Mehrheit der Vereine gar nicht unbedingt am großen Rad drehen und den aktuellen Modus behalten. Lunow ist da skeptisch. Er verweist auf die Patt-Situation des Vorjahres. Oder hat ein Umdenken stattgefunden? Er weiß es nicht, sagt aber: "Man sollte ein Spielsystem finden, was einem bei einer erneuten Unterbrechung erlaubt, trotzdem zu einer Wertung zu kommen." Der Kreis hat natürlich letztendlich das letzte Wort und muss prüfen, ob die Vereinsvorschläge auch mit dem Reglements oder dem Rahmenterminplan vereinbar seien. Es wird spannend.

Wir fragten bei manchen Clubs nach, was sie denn denken: Eine große Runde mit Hin- und Rückrunde? (38 Spiele) Das diesjährige System, bei dem die in der ersten Runde gesammelten Punkte mitgenommen würden in die Auf- und Abstiegsrunde? (28 Spiele) Vielleicht zwei Zehnergruppen mit einem wie auch immer ausgearteten Playoff-System? Irgendetwas ganz anderes? Die Stimmen...

Die Stimmen

Sascha Höwing, Trainer von Preußen Lengerich

Eine komplette Hin- und Rückrunde? "Auf gar keinen Fall!", stellt Höwing direkt klar. Mit dem aktuellen Modus sei er zufrieden, hat aber eine spannende Anmerkung. "Ich fände es gut, wenn die Punkte nach der Hinrunde wieder auf Null gesetzt würden. Dann hätte wir neun wirkliche Endspiele. Wenn man ansonsten schon viele Punkte hat oder bereits abgeschlagen ist, wird es vielleicht nicht mehr so ernst genommen. "

Stefan Sackarndt, Spieler des SC Dörenthe

"Ich glaube, alle bis auf einen Spieler aus der Mannschaft waren wir für die Splittung", berichtet er auf Nachfrage. 38 Spiele seien too much. "Wir spielen Kreisliga und haben nebenbei auch mit Arbeit und Familie zu tun. Da ist man eingespannt und hat dann nicht unbedingt Zeit, um an einem Mittwochabend in Lienen zu spielen. Daher waren wir auch froh, dass das jetzt so läuft."

Marcel Czichowski, Trainer des SV Büren

"Grundsätzlich ist das Wichtigste, dass wir wieder spielen können. Alles ist mir recht, was am Ende zu einer Saisonwertung, auch bei Unterbrechung der Saison, führen kann", sagt der Übungsleiter des Tabellenzweiten der annullierten Spielzeit. Er outet sich als Fan on Playoff-Runden, die immer etwas für sich hätten. "Für die Mannschaften, die weiter unten in der Tabelle stehen, gibt es so auch noch mal mehr Erfolgserlebnisse zum Abschluss. "

Steffen Büchter, Trainer der ISV-Reserve

"Ich bin mit dem Modell an sich super zufrieden", sagt der jüngste A-Liga-Trainer. "Schade, dass wir es nicht zu Ende spielen konnten, um dann auch zu sehen, wie es weitergeht. Ich halte es für ein gutes Prinzip, die Liga zu teilen, da es sonst zu viele Spieltage wären." Seine Mannschaft sehe das auch so. Da habe es bereits im vergangenen Jahr eine Abstimmung gegeben.

Stefan Kilfitt, Trainer des VfL Ladbergen

"Wenn's nur nach mir gehen würde, würde ich am liebsten mit einer Hin- und Rückrunde spielen. 20 Mannschaften, 38 Spieltage, einmal so richtig 'let's go' - das fänd ich am geilsten", sagt der Coach des Tabellen-13. "Wir haben vieles nachzuholen." Doch dieses Liverpool-Feeling hat so seine Tücken in Pandemie-Zeiten, das weiß auch Kilfitt, der kein Stück blauäugig ist.

Sein Herz sagt 38 Spiele, sein Verstand sieht's nüchterner: "Das Prozedere sollte man eigentlich nicht großartig ändern. Das ist die beste Alternative aufgrund der Coronasituation, auch um zu einer Wertung zu kommen. Die Idee finde ich super, da stehe ich voll hinter." Gegen die Idee aus Lengerich, Punkte nach der Hinrunde zu streichen, hat er allerdings etwas. "Das ist in meinen Augen eine Benachteiligung für das, was man sich in der Hinrunde erarbeitet hat." Er spielt auf mögliche Verletzungen an von Spitzenmannschaften an, die plötzlich einbrechen und sich von ihren ersten 19 Spielen nichts mehr kaufen könnten.

Niklas Plake, Trainer von Teuto Riesenbeck

"Wir [er und sein Trainerkollege Dennis Esch, d. Red.] haben vor der anderen Saison für die herkömmliche Spielweise ausgesprochen, das ist gefühlt am gerechtesten. Wenn's doof läuft, hast du gegen den Topfavoriten sonst zwei Auswärtsspiele", schlägt auch Plakes Herz für die große Rutsche. Doch auch er ist ein Realist. "Der vernünftigste Weg wäre wohl der aktuelle Modus. In der einer Riesen-Liga und wenn dann jeder gegen jeden bei 20 Mannschaften spielen würde, könnte es problematisch werden bei einem Corona-Rückfall. Dann kann man einer hoffentlich durchgezockten Saison vielleicht wieder über die alte normale Variante im nächsten Jahr nachdenken."

Björn Jansson, Trainer des SC Halen

"Ich hätte nichts dagegen, wenn's die große Hafenrundfahrt mit 38 Spielen würde. Wir konnten ja zwei Jahre gar nicht oder nur sehr eingeschränkt durchspielen", sagt Jansson. Natürlich weiß auch er, dass dies mit Problemen verbunden sein könnte. "Das wäre ein Brett, aber man könnte im Dezember ja theoretisch länger durchspielen und dann nach Weihnachten früher wieder anfangen?" Tatsächlich war besonders im Kreis Tecklenburg in der Vergangenheit schon oft im November Schluss und es ging dann teilweise auch wieder recht spät Ende Februar/Anfang März weiter. Von gelöschten Punkten hielte er übrigens ebenfalls nichts. Falls es beim derzeitigen Modus bliebe, würde für ihn aber auch keine Welt zusammenberechen.

Dennis Teupen, Spieler und Obmann von Falke Saerbeck

So tief drin sei er in diesem Thema nicht, aber Teupens erste Reaktion auf die Frage ist eindeutig: "Ich würde die Variante vorschlagen, wie es in diesem Jahr hätte laufen sollen. Eine große Runde macht meiner Meinung nach keinen Sinn." Man käme um Wochenspieltage nicht herum, dann würde manche Mannschaften ihre Truppen nicht voll kriegen, auch wegen Schichtarbeiter oder Ähnlichem. In der Winterzeit hätte auch nicht jeder Verein einen Kunstrasen, Teupen hält andere abgespeckte Varianten für deutlich attraktiver und flexibler.