Defensive ist ein Fremdwort

 
Von Fabian Renger

(29.10.23) Die Defensiven auf "Wish" bestellt hatten offensichtlich Westfalia Westerkappeln und der SC Halen. Denn das war ein höchst skurriles Fußballspiel auf dem Kappelner Kunstrasenplatz. Halen führte mit 2:0. Halen führte mit 3:1. Halen führte später mit 4:2. Nach dem Schlusspfiff hieß es jedoch 6:4 für Westerkappeln - die letzten beiden Tore fielen in den Minuten 88 und 93. Alles irgendwie nicht so normal. Und vor allem im puncto Standard-Verteidigung haben beide Teams Nachholbedarf. Einen klaren Matchwinner gab es ebenfalls. Ach: Dieses Spiel schrieb so viele wunderbare Geschichten.

Da war beispielsweise die Story des Marco Lutterbeck. Der Westerkappelner traf zweimal selbst und bereitete drei Tore vor. Westerkappelns Trainer Jens Hollmann hört das nie gerne, aber wir können nicht anders: Lutterbeck war der "Man of the Match". On top kam das erste Tor im Seniorenbereich für Phil Budke. Doch es bedurfte auch neuer Torschützen: Schließlich fehlten mit Nils Mindrup und Keit Schimke gleich mal zwei Torschützen vom Dienst in der Aufstellung. Auch Denis Hanson und Marvin Ricker waren nicht mit an Bord. Kompensiere das erstmal.

Der Tag der Standards

Allgemein bemerkenswert: Wie viele Treffer aus einem ruhenden Ball resultierten. Gleich drei Tore der Hausherren fielen nach einem Standard - zwei per Ecke, eines nach einem Freistoß. "Die Standards haben wir verteidigt wie 'ne C-Jugend - nämlich gar nicht", ärgerte sich Halens Coach Björn Jansson. Gleichwohl traf auch seine Elf zwischenzeitlich einmal via Eckball.

Zwei weitere Gegentore der Gäste waren durch individuelle Fehler der Hausherren begünstigt. Aber ein Ausrutscher kann ja schonmal vorkommen.

Mal eben schnell zum Spielverlauf und den Torschützen:
0:1 Vaughan (5.), 0:2 Seiler (30.), 1:2 Schoenfeld (37.), 1:3 Seiler (43.), 2:3 Budke (45+1.): Pause. 2:3 Vaughan (49.), 3:4 Lutterbeck (70.), 4:4 Lutterbeck (75.), 5:4 Ullmann (88.), 6:4 Dölemeyer (90+3.). Abpfiff.

Halen hat ein Konzentrationsproblem

Wann ist Halen vom Weg abgekommen? "Wenn man dreimal mit zwei Toren führt, muss man so ein Spiel gewinnen", brachte es Jansson auf den Punkt. Man müsste und sollte ein Spiel nach drei Führungen nach Hause fahren, ja. Verlieren darfst du es jedenfalls nie und nimmer. "Bis zum 3:4 deutete nichts daraufhin, dass es nochmal eng werden würde. Dann haben wir aber wohl gedacht: Es geht von alleine", monierte Jansson gerade in den letzten 20 Minuten eine Art Begleitschutz seiner Mannen. "Wir haben es dem Gegner viel zu leicht gemacht. Es ist so, dass es nur ganz wenige Spieler schaffen, über 90 Minuten die Konzentration hochzuhalten." Offensichtlich. Immerhin sah das Offensivspiel passabel aus - nun gut, das sieht es in Halen aber häufig.

Kommen wir nun aber zurück zum Tabellenzweiten aus Westerkappeln. Wie haben die das angestellt, so eine Aufholjagd zu starten? Hollmann: "Wir hätten heute auch 0:4 zurückliegen können und trotzdem noch gewonnen, weil wir richtig geile Mentalitätsmonster in der Mannschaft haben. Beim 2:4 denkst du ja eigentlich, das Ding ist durch. Aber neee, nein." Nicht mit der Westfalia aus Westerkappeln im Herbst 2023. Hollmann: "Wir haben es bis zum Ende durchgezogen." Sein Co Nico Kenning bestätigte: "Man hatte immer das Gefühl, dass wir wieder zurückommen können." Und so kam es dann ja auch.

Hoffentlich hat der Kassierer das Eintrittsgeld verdoppelt. Oder verdreifacht.

Westfalia Westerkappeln - SC Halen 6:4 (2:3)
0:1 Vaughan (5.), 0:2 Seiler (30.)
1:2 Schoenfeld (37.), 1:3 Seiler (43.)
2:3 Budke (45+1.), 2:4 Vaughan (49.)
3:4 Lutterbeck (70.), 4:4 Lutterbeck (75.)
5:4 Ullmann (88.), 6:4 Dölemeyer (90+3.)