Die Kirmes hat offenbar schon begonnen

 
Von Fabian Renger

(08.09.23) Die Kirmes in Westerkappeln eröffnete offensichtlich bereits am Freitag verfrüht ihre Tore. Anders ist dieses irre Finish zwischen Westfalia Westerkappeln und Arminia Ibbenbüren kaum zu erklären. In der 92. Minute gingen die Arminen mit 2:1 in Front, um sich in der 97. Minute per Elfmeter noch den 2:2-Ausgleich zu fangen. Das war zugleich der Endstand. Lust auf ein ruhiges, ganz normales Fußballspiel? Dann geht weiter, das gibt's nicht, wenn Kappeln, das jetzt mindestens bis Sonntag die Tabelle anführt, beteiligt ist...

Fangen wir doch gleich mal hinten an. Also nicht ganz hinten, aber in der Nachspielzeit. Mehrere Ecken bekamen die Gäste da zugesprochen, eine davon brachte den vermeintlichen Siegtreffer. Marc Wermeyer spielte die Kugel an den ersten Pfosten, wo Mika Schmiemann stand und einköpfte (90+2.). "Natürlich war da Riesenjubel", berichtete Gäste-Coach Bastian Blankemeyer. Kann ja keiner ahnen, was noch kommen sollte..

Es war nämlich noch nicht Schicht. Referee Christoph Krasel zeigte sechs Minuten Nachspielzeit an. Die Hausherren hatten nochnmal einen Einwurf, rechts nahe der Mittellinie. Die Gäste verteidigten nicht gut, Wermeyer musste ins Laufduell gehen und foulte am Strafraumeck Mica Kerl. Es knallte laut hörbar. Klarer Elfmeter. Denis Hanson hatte genug Mumm und nahm sich der Sache an. Er haute die Kugel in den Knick - 2:2 (90+7) . "Wahnsinn" oder "Hier fehlen alle etwas die Worte" schreibt der talentierte Kappelner Fanticker-Künstler namens 'MUNSETSV' bei fussball.de. Und damit hatte er wohl recht.

Das 2:2 war durchaus gerecht

"Das passt zu unserer Situation. Ein 2:1 wäre, glaube ich, nicht unverdient gewesen, aber unterm Strich ist das 2:2 ein gerechtes Ergebnis", suchte Blankemeyer zwar noch etwas nach den Resten seiner Stimme, empfand das Ende freilich als sehr bitter, blickte jedoch den nackten Tatsachen ins Auge.

Die da auch wären: Die erste Halbzeit ging an die Gäte. "Wir haben Kappeln vorne komplett vorne angelaufen und unter Druck gesetzt", erzählte Blankemeyer. Das funktionierte. "Da waren sie lauter und agiler. Wir waren zu weit weg, hatten zu wenig Laufbereitschaft", konstatierte Heim-Trainer Jens Hollmann. "Irgendwie war das schon ein gewisser Kirmesmodus."

Erste Halbzeit geht an Arminia

Die Ibbenbürener verzeichneten mehrfach gute Abschlüsse. Luca Niedenzu schoss aus 14 Metern jedoch links vorbei (29.) und später brachte er Heim-Goalie Florian Brönstrup fast dazu, sich die Kugel selbst reinzulegen (34.). Der 1:0-Fühungstreffer gelang schließlich nach einem Ivo Pohl-Eckstoß, der von rechts auf den zweiten Pfosten getreten wurde. Aus zwei Metern köpfte Tobias Birke ein (41.). Von der Westfalia kam wirklich wenig, einzig in einer Situation wurde es mal gefährlich vor Gäste-Keeper Lars Rieskamp (28.)

In der zweiten Hälfte war Westerkappeln engagierter unterwegs. Die Körpersprache stimmte. Den Arminen schienen hingegen etwas die Körner auszugehen, sie agierten längst nicht mehr so bissig und aggressiv wie im ersten Abschnitt. Die Gäste zogen sich etwas zurück. Kappelns Lohn: Nils Mindrup ging ins Zentrum und spielte von dort Keit Schimke frei. Dessen Strahl von rechts ging links unten flach ins Eck - 1:1 (70.). "Wir sind dran", fand Hollmann. Oder auch nicht. Denn plötzlich kreierten die Ibbenbürener wieder gute Gelegenheiten, Luca Niedenzu traf beispielsweise die Latte (80.).

Dennoch: Mit ganz so viel Elan wie vor der Pause ging es beim Gast nicht mehr zur Sache. "Uns fehlte die letzte Kraft", sagte Blankemeyer - und jubelte dann ja doch nochmal. Als Schmiemann per Ecke das 2:1 besorgte. Arminia feierte und sah wie der sichere Sieger aus - bis die 97. Minute kam, es einmal knallte und nochmal Elfer für Kappeln gab...

Westfalia Westerkappeln - Arminia Ibbenbüren 2:2 (0:1)
0:1 Birke (41.), 1:1 Schimke (70.)
1:2 Schmiemann (90+2.), 2:2 Hanson (90+7./FE)