Der große Tag des Lukas Fuchs

 
Von Fabian Renger

(08.10.23) Jens Hollmann packte sich wohl schon an den Kopf. Seit dem Sommer baut der Trainer von Westfalia Westerkappeln auf die Dienste von Lukas Fuchs. Der kam von Eintracht Mettingen rüber. Jetzt waren die Kappelner zu Gast im Tüöttendorf. Derby. Die Eintracht war seit dem 23. April und 14 Ligaspielen ungeschlagen. In der 79. Minute wechselte Hollmann Fuchs ein. Es stand noch 1:1. "Dann schlägt er den ersten Ball komplett quer, wo du denkst: Der ist nervös", erzählte Hollmann. Nervös? Pustekuchen! Denn Fuchs schwang sich auf zum Hauptdarsteller. Erst traf er zum 2:1 (89.), dann sogar noch zum 3:1-Endstand (90+4.). Zwei Tore gegen die seit Ewigkeiten ungeschlagene Ex-Mannschaft als Joker in den Schlussminuten: "Besser kannst du das Drehbuch nicht schreiben", wusste auch Hollmann.

Wie Fuchs die beiden Tore gemacht hat, waren ebenfalls Geschichten für sich. Beim ersten misslingt ein Mettinger Konter. Kappeln verlagert das Geschehen von der linken Seite durchs Zentrum flach auf die rechte Bahn. Schließlich wird Fuchs am rechten Fünfmeter-Eck angespielt. Er nimmt die Kugel stark mit dem rechten Schlappen an, dreht sich kurz und mit dem zweiten Kontakt und seinem linken Fuß netzt er direkt mal ein. Besser kannst du das kaum vollenden. Und dann war da noch das 3:1 in der tiefsten Nachspielzeit. In der Folge eines Einwurfs ist Fuchs wieder rechts am Ball, er dribbelt in den 16er ein, steht schon fast im Toraus. Ein unmöglich spitzer Winkel. Und dennoch trifft er irgendwie ins Netz. Der Mann wird gut geschlafen haben.

Verdienter Dreier

Der Sieg war vielleicht angesichts des Zeitpunktes glücklich. Aber er war tatsächlich verdient. "Wir haben zu keinem Zeitpunkt ins Spiel gefunden. Westerkappeln hat's clever gemacht und das Derby an sich gerissen", berichtete Heim-Coach Pascal Heemann schon von einer ersten Hälfte, die an die Gäste gegangen ist. Einziges Manko: Sie hätten sich belohnen und schon 2:0 führen müssen. Bei Dominik Ullmann rettete ein Eintrachtler auf der Linie, bei Keit Schimke hielt Eintrachts Schlussmann Jannik Sriskandarajah hervorragend. Mettingen hatte zwar mehr Spielanteile, aber Kappeln störte stark, agierte griffiger.

Nach der Pause schien sich die Eintracht gerade gefangen zu haben, als Keit Schimke das 1:0 für die Gäste besorgte (55.). Nils Mindrup hatte von der linken Grundlinie quer gespielt, Schimke holte das Schweißgerät aus. Mettingen hatte immerhin eine schnelle Antwort parat.  Lucas Bovenschulte bereitete per Diagonalball vor, Marius Moormann schoss ein (60.). Ein seltener Lichtblick. "Uns fehlten die Ideen, in die Halbräume zu kommen", monierte Heemann.

Hollmann: "Haben fußballerisch mehr investiert"

Es war nicht der Tag seiner Truppe. Ausgerechnet im Derby war sie nicht so im Modus. Der so richtige Zugriff fehlte auch im zweiten Abschnitt weiterhin, Ullmann hätte sogar früher das 2:1 markieren können. "Und dann kam der große Auftritt vom Herrn Fuchs...", so Hollmann. Wohl wahr.  Er freute sich für ihn unheimlich, aber allgemein für die gesamte Mannschaft, die sich aufgerieben hat. "Wir haben fußballerisch mehr investiert."

Heemann sah das ähnlich. "Wir haben heute heute zurecht verloren, damit müssen wir jetzt umgehen. Auch wenn du dir das jetzt ein halbes Jahr anhören kannst", fühlen sich Derbypleiten natürlich noch viel beschissener an. Aber er nahm es mit Fassung. "Ich könnte mich ja jetzt stundenlang drüber aufregen, aber es bringt nichts." Warum auch? Mettingen ist weiterhin Zweiter mit 22 Punkten. Alles im Lot.

Eintracht Mettingen - Westfalia Westerkappeln 1:3 (0:0)
0:1 Schimke (55.), 1:1 Moormann (60.)
1:2 Fuchs (89.), 1:3 Fuchs (90+4.)