Auf dem Weg zurück zur Topadresse

Von Christian Lehmann

(02.11.23) Es ist gar nicht so lange her, da klopfte der SC Münster 08 vehement an das Tor zur Westfalenliga. Der Versuch, mithilfe finanzieller Anreize und externer Neuzugänge in höhere Amateurfußball-Sphären aufzusteigen, endete im Sommer 2019 in einem Fiasko und dem Rückzug aus der Landesliga. Malte Höppner (28) war bereits ein Jahr zuvor zum VfL Wolbeck gewechselt - und hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm die Entwicklung bei seinem Herzensverein nicht gefiel. Seit 2021 ist der Defensivspieler zurück am Kanal - und eines der Gesichter einer Mannschaft, in der die wichtigsten Werte wieder Vereins-Identifikation und fußballerische Ausbildung sind.

"Der Verein musste sich ein paar Jahre erholen, ich sehe uns jetzt wieder auf dem richtigen Weg", sagt der Kapitäns-Stellvertreter von Max Ricken. Das Duo zählt ebenso wie Dennis Hamsen, Steffen Dondrup oder Fabian Stiller zu den wenigen erfahrenen Spielern, die auch schon vor dem großen Knall dabei waren. Der Großteil der Kombo, die jüngst den Westfalenligisten TuS Hiltrup im Elfmeterschießen aus dem Kreispokal kickte, ist im Schnitt um die 20 Jahre jung. "Wir haben eine extrem junge Mannschaft mit vielen Spielern, die sich enorm schnell entwickeln", sagt Höppner und denkt da etwa an Joscha Lange, Bassam Machmouchi oder Finn Lenze. Das sind allesamt Spieler, die auch die Jugendabteilung der Nullachter durchlaufen haben.   

Nullacht-Identität zurückgebracht

Mitverantwortlich für die zuletzt so positive Entwicklung am Kanal ist laut Höppner ausgerechnet einer, der den Großteil seiner Fußballer-Laufbahn beim Nachbarn aus Kinderhaus verbracht hat. "Gerrit Göcking, und davor natürlich Julian Wiedenhöft, haben die Nullacht-Identität zurück gebracht - und damit sind wir ganz erfolgreich." Dass er mit 28 Jahren zu den ältesten Spielern im Team zählt, empfinde er dabei schon als etwas komisch. "Unwohl fühle ich mich deshalb aber nicht. Ich sehe es als Bereicherung, dass wir so eine gute Jugendarbeit haben. Es ist eine schöne Sache, wenn wir auf diese Weise wieder zu einer guten Adresse werden."  

Die Richtung stimmt, fußballerisch setzen die Ostmünsteraner in der Liga Maßstäbe. Allerdings fehlte dem Tabellenfünften in so manchem Spiel auch ein wenig, um im Klassement ganz oben dabei zu sein. Ligaprimus SV Burgsteinfurt, der die Nullachter im direkten Duell mit 4:0 abwatschte, hat schon zehn Punkte Vorsprung. Der Zweite aus Roxel, der gegen die Kanalkicker ebenfalls mit 4:0 gewann, nur drei. "Wenn wir eine gute Tagesform haben, sehe ich uns als absolute Topmannschaft. Dazu gehört aber auch, das Niveau mehrere Wochen lang zu halten. Burgsteinfurt ist viel beständiger als wir. Vielleicht ist das  auch unserer jungen Kaderstruktur geschuldet. Gegen die ersten beiden haben wir klar verloren, mich ärgern aber vielmehr die Spiele gegen Kinderhaus oder Emsdetten, in denen wir ziemlich unnötig Punkte gelassen haben", so Höppner. Auf dem Weg zur Reifeprüfung steht am Sonntag der nächste Step an: das Derby bei Concordia Albachten. 

Bezirksliga 12, der 13. Spieltag

SV Mesum II - Borghorster FC (Sonntag, 12.30 Uhr)
Seit zwei Spielen warten die Hassenbrockler auf einen Torerfolg, dennoch war das torlose Remis in Greven als Erfolg zu bewerten - zumal es in Unterzahl zustande kam. Der BFC steht mit 19 Punkten prima da, gewann zuletzt fünf von sechs Spielen und ging nur beim Derby in Burgsteinfurt leer aus. In den direkten Duellen ging's in den vergangenen Jahren hoch her, 23 Tore fielen in den jüngsten vier Begegnungen.
Höppner: 1:2
Heimspiel-Tipp: 3:1

Westfalia Kinderhaus II - Wacker Mecklenbeck (Sonntag, 13 Uhr)
Münster-Derby, die Erste: Kinderhaus verpasste zuletzt bei der 1:2-Pleite in Saerbeck den Sprung aus der Abstiegszone, die Mannschaft von Trainer Gerrit Rolwes hatte eine Woche zuvor mit dem Derbysieg gegen Nullacht ein Lebenszeichen gesetzt. Die Gäste aus Mecklenbeck unterstrichen zuletzt mit zwei Zu-Null-Siegen gegen Neuenkirchen (4:0) und Mesum (3:0), dass sie auch ohne ihren verletzten Torjäger Christian Keil eine richtig gute Bezirksliga-Adresse sind.
Höppner: 0:2
Heimspiel-Tipp: 1:3

BSV Roxel - SV Burgsteinfurt (Sonntag, 14.30 Uhr)
Die Oans zu Gast bei der Zwoa. Spitzenreiter SV Burgsteinfurt stellt mit 35 Toren die beste Offensive, Verfolger BSV Roxel mit nur neun Gegentreffern die besten Defensive der Bezirksliga 12. Ihr bisher einzigen beiden Pleiten kassierten die Kleeblätter vor heimischem Publikum, Burgsteinfurt hat auswärts mit Abstand die meisten Punkte aller Teams geholt. Den letzten Sieg gegen den BSV holten die Stemmerter allerdings im August 2014, danach ging Roxel aus zwei von drei Partien als Sieger hervor.
Höppner: Da wünsche ich mir ein 1:1. 
Heimspiel-Tipp: 2:1

TGK Tecklenburg - Teuto Riesenbeck (Sonntag, 14.30 Uhr)
Mit unterschiedlichen Vorzeichen gehen beide Teams ins TE-Derby. Die Hausherren brauchen vor der Winterpause jeden Punkt, um sich aus der Abstiegszone zu katapulieren. Aktuell stehen die Kobbos mit elf Punkten auf dem ersten Abstiegsplatz, allerdings sind drei weitere Teams punktgleich, Saerbeck und Greven haben einen Punkt Vorsprung. Enge Kiste. Das gilt auch für die Verfolgergruppe, in der Teuto punktgleich mit Roxel auf dem dritten Platz steht.
Höppner: 1:3
Heimspiel-Tipp: 3:5

Emsdetten 05 - Germania Horstmar (Sonntag, 14.30 Uhr)
Nach fünf Spielen ohne Niederlage gab's zuletzt in Borghorst mal wieder einen Dämpfer für die Nullfünfer. Trotzdem, Platz vier und nur zwei Niederlagen in elf Spielen sind aller Ehren wert. Davon können sie beim Kreisrivalen aus Horstmar aktuell nur träumen. Die 1:5-Pleite gegen den SV Burgsteinfurt diente dem Schlusslicht jedoch trotz des deftigen Ergebnisses als kleiner Hoffnungsschimmer auf bessere Zeiten. Zum einen, weil die Leistung gegen den Spitzenreiter über weite Strecken der Partie sehr ordentlich war. Und zum anderen, weil Torjäger Marcel Exner nach langer Pause endlich wieder genesen ist.
Höppner: 4:1
Heimspiel-Tipp: 2:0

Concordia Albachten - SC Münster 08 (Sonntag, 15 Uhr)
Münster-Derby, die Zweite: Malte Höppner erwartet an der Hohen Geist eine Partie auf gutem Bezirksliga-Niveau: "Ich freue mich immer, gegen Mannschaften mit einem fußball-orientierten Ansatz zu spielen", sagt der aktuelle Nullacht-Kapitän. Die Albachtener hätten sicherlich nichts dagegen, auch mal richtig mies zu spielen und trotzdem drei Punkte einzusacken. Erst drei Siege überhaupt hat Max Heimsaths Team auf dem Konto, mit elf Zählern aus elf Partien zählen die Concorden zum Keller-Quartett, das bis zur Winterpause noch ganz dringend Punkte sammeln muss.
Höppner: 1:2
Heimspiel-Tipp: 2:3

SuS Neuenkirchen II - SC Greven 09 (Sonntag, 15.15 Uhr)
Für Grevens Lukas Fiedler steht das Wiedersehen mit den Ex-Kollegen an. Beim torlosen Remis gegen den SV Mesum II prallte der Schnapper allerdings mit Mitspieler Alan Bezhaev zusammen. Wenn's ganz blöd läuft, darf der Schlussmann am Sonntagnachmittag nicht ran. Bezhaev, der sich die Schulter auskugelte, hat's derweil noch schlimmer erwischt. Bei den Hausherren gab's in den vergangenen vier Partien drei deftige Niederlagen und einen Kantersieg gegen Falke Saerbeck (6:2). In dieser Woche verkündete Trainer Kevin Dumpe seinen Abschied zum Saisonende. 
Höppner: Ich glaube, dass Greven gewinnt, obwohl sie bisher in dieser Saison noch nicht so gut geliefert haben - 2:3.
Heimspiel-Tipp: 3:3

spielfrei: Falke Saerbeck