Westfalenliga 1
Über zwei Szenen wird zu reden sein
Von Fabian Renger
(26.03.23) Wir haben auch zweimal hingeschaut, aber es ist tatsächlich wahr: Der TuS Hiltrup hat endlich mal nicht Unentschieden gespielt! Mehr noch: Der TuS Hiltrup ist nach dem Heimspiel gegen GW Nottuln - gespielt wurde übrigens auf Rasen - sogar seit acht Ligaspielen ungeschlagen, denn Hiltrup siegte mit 1:0 (1:0). Das Tor des Tages erzielte Alex Gockel. Das waren allerdings nachher nicht die Szene, über die man länger sprechen sollte. Das waren zwei andere: Einmal die vielleicht am schlechtesten ausgespielte Überzahlsituation aller Zeiten. Und dann stand einmal noch Schiedsrichter Dominic Tillmann im Mittelpunkt.
Kommen wir zur Überzahlsituation. Es lief die 35. Minute. Hiltrup war auf und davon. Akil Cömcü und zwei Mitstreiter liefen auf GWN-Schnapper Marius Kattenbeck zu. Ein Pass zum Mitspieler rechts oder links, und es wäre die todsichere Führung der Hiltruper gewesen. Doch irgendwie kam Cömcü auf die selten bescheuerte Idee, selbst abzuschließen. Natürlich schoss er Kattenbeck ab. Logisch. Das war nicht zu begreifen. Cömcü wird kurz danach am größten gejubelt haben. Denn der folgende Eckball führte zum Tor. Aus kurzer Distanz jagte Gockel, aktuell in blendender Verfassung, den Ball unter die Latte zum Siegtreffer (36.).
"Hätten nicht rumkrakeelt..."
Springen wir in die zweite Halbzeit in die 70. Minute. Schiedsrichter Tillmann rückte in den Fokus. Hiltrups Nils Johannknecht rutschte aus und dübelte Jens Böckmann volle Kanne um. Für GWN-Roland Westers ein glasklarer Elfmeter. Diese Meinung hatte er nicht exklusiv. Selbst TuS-Trainer Marcel Stöppel räumte ein: "Wir hätten nicht rumkrakeelt, wenn er den gegeben hätte." Tillmann gab den Strafstoß aber nicht. Verwunderlich.
Ansonsten war's natürlich ein Kamfspiel. "Am Anfang war's Rasen, am Ende war's Papp. Aber das ist natürlich deren gutes Recht", konnte Westers mit dem Untergrund leben. Schließlich ging Hiltrups möglicher Plan, die Nottulner - sie kennen und lieben eigentlich Kunstrasen - so aus dem Konzept zu bringen, nicht auf. Im Gegenteil. "Wir haben heute ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht, wir waren die bessere Mannschaft", befand Westers. Seine Elf litt allerdings unter massivem Chancenwucher. Das fing mit Christian Messings Kopfball in Romain Böckers Arme zu Spielbeginn an, ging über einen Latten-Freistoß von Semih Daglar weiter und hörte in der Nachspielzeit mit drei dicken Chancen (2x Peter Stüve, 1x Daglar) auf. Westerrs: "Das war so ein Tag, an dem du bis tief in die Nacht spielst und kein Tor schießt."
Hiltrup nahm die Umstände indes aber auch gut an. "Ich hab den Jungs gesagt: Heute gewinnt die Mannschaft, die einen Ticken mehr macht und investiert. Und die Jungs haben gewollt, sie haben um jeden Ball gefightet", so Stöppel, der zugab: "Sicherlich hatten wir ein paarmal Glück. Aber wir haben uns bis zur letzten Sekunde in jeden Ball reingeworfen und so einen ganz, ganz schönen, dreckigen 1:0-Sieg eingefahren." Und ausnahmsweise mal nicht Remis gespielt. Ein Fortschritt.
TuS Hiltrup - GW Nottuln 1:0 (1:0)
1:0 Gockel (36.)