Ungewöhnlich torgefährlich

Von Felix Brüggemann

(16.02.24) 21 Jahre, ausgebildet in der eigenen Jugend und mit zwölf Toren jetzt zweitbester Torjäger der Liga. Das Profil vom Raesfelder Alexander Hölling klingt für viele Vereinsverantwortliche wahrscheinlich wie ein einziger Traum. Höllings individuelle Leistungsexplosion ist eine zentrale Säule der kollektiven Leistungsexplosion des TSV. Der Linksaußen trägt nichtsdestotrotz bewusst dünn auf: „Bei den Mitspielern könnte meine Tore jeder machen.“

Seit den Minikickern durchlief Hölling alle Jugendmannschaften des TSV und erkämpfte sich über eine Saison in der Raesfelder Zweitvertretung einen Stammplatz – erst im A-Liga-Kader, dann im Bezirksligakader. Die Torgefahr, die er in dieser Saison vor dem Tor ausstrahle, sei trotzdem ein bisschen ungewöhnlich: „Ich hab immer meine Tore gemacht. Meistens so 15, aber diese Saison ist ja noch lang.“ Viele seiner Tore habe er in Folge eines typischen Raesfelders Stilmittel erzielt: Die „Brömmel-Flanken“ von der rechten Seite verwandelte Hölling entweder am zweiten Pfosten oder aus dem Rückraum.

Wohlfühloase Raesfeld

Bei ungewöhnlich leistungsstarken Spielern, die erst seit ein paar Jahren den Führerschein haben, gibt es häufig die Gefahr, dass sie sich für ein bisschen wichtiger nehmen als sie eigentlich sind. Nicht so Hölling: Häufiger als über seine eigenen Tore schwärmt der 21-jährige Ur-Raesfelder über seine Teamkameraden und das Mannschaftsgefüge: „Unsere größte Stärke ist auf jeden Fall die Mannschaft. Auch außerhalb des Platzes sind wir alle gut befreundet. Das merkt man auch auf dem Feld.“ Mit dieser Mentalität haben sich die Raesfelder auch im vorgezogenen Pokalspiel durchsetzen können. Trotz zweifachem Rückstand steht der TSV jetzt im Pokalhalbfinale so entweder der Landesligist aus Dorsten-Hardt oder gar der Oberligist aus Erkenschwick wartet. „Ich hab da richtig Bock drauf. Auch gegen die höherklassigen Mannschaften wollen wir zeigen, dass wir richtig gut kicken können“, blickt Hölling voraus.

In der Rückrunde will er da weitermachen, wo man vor der Winterpause aufgehört hat. „Unser Ziel ist weiterhin der Klassenerhalt. Wenn das geschafft ist, können wir immer noch gucken so man in der Tabelle landen kann“, erklärt der jüngste Spieler im Raesfelder Kader nüchtern. Persönlich wolle er weiter an jedem Sonntag zeigen, was er kann. Weckt so eine bockstarke Hinrunde Ambitionen nach mehr? „Momentan gehe ich davon aus, dass ich in der nächsten Saison für Raesfeld spielen werde, alleine schon wegen den Jungs“, hält der Offensivmann fest, fügt allerdings auch hinzu: „Man weiß nie genau, was die Zukunft einem bringt.“

Anschwitzen, 17. Spieltag

SG Coesfeld – SuS Stadtlohn (Sonntag, 15 Uhr)
Viel unterschiedlicher könnten die Formkurven gar nicht sein. Der SuS Stadtlohn kann mit einem Sieg den Abstand auf die Tabellenspitze noch weiter verkürzen. Nur vier Punkte und zwei Spiele weniger trennen den SuS für den Moment vom Herbstmeister aus Reken. Während die Stadtlohner aus den letzten sechs Ligapartien nur eines verlor, muss die SG aus Coesfeld aufpassen, nicht noch tiefer unten reinzurutschen. Seit dem fulminanten Derby Ende Oktober warten die Jungs aus der Kreisstadt jetzt schon auf einen Dreier.
Hölling: 0:3
Heimspiel-Tipp: 1:3

SC Südlohn – VfL Ramsdorf (Sonntag, 15 Uhr)
Das Duell der Tabellennachbarn: 13. gegen 14., erster gegen zweiter Abstiegsplatz. Fest steht: Wer auch immer das Duell für sich entscheiden kann, verschafft sich ein bisschen Luft zum Atmen in diesem unglaublich engen Abstiegskampf. Die Ramsdorfer warten seit Ende Oktober darauf, dass „der Ketchup platzt“ und drei Punkte aufs Konto wandern. Südlohn muss sich nach der Niederlage im Nachholspiel gegen Gescher am Donnerstagabend wieder mental und körperlich sammeln.
Hölling: 1:0
Heimspiel-Tipp: 1:1, keiner kann so richtig Meter machen

SW Holtwick – SV Gescher (Sonntag, 15 Uhr)
Der SV kommt langsam ins Rollen. Die guten spielerischen Leistungen scheinen sich endlich auch in den Ergebnissen widerzuspiegeln. Mit drei Punkten könnten sich die Gescheraner zumindest für den Moment im Tabellenmittelfeld festsetzen. Gleiches gilt für die punktgleichen Holtwicker. Beide Teams streben am Wochenende danach den Puffer nach unten weiter auszubauen. 
Hölling: 1:2
Heimspiel-Tipp: 0:3, Gescher rollt weiter…

SC Reken – ASC Schöppingen (Sonntag, 15 Uhr)
Der Herbstmeister trifft auf die beste Offensive der Liga. Da ist Spannung und vielleicht sogar ein bisschen Spektakel garantiert. Reken wird aber zeigen müssen, dass sie den Ligalltag besser beherrschen als die Vorbereitungswochen. Vier abgesagte Partien und zwei Niederlagen lautete dort nämlich das ernüchternde Resultat. Können die Schöppinger mit einer wahrscheinlich besseren Stimmung und weniger zu verlieren den Aufstiegsfavoriten ärgern?
Hölling: 2:0
Heimspiel-Tipp: 3:2, ein Offensivspektakel entscheidet der SC knapp für sich

RSV Borken – Viktoria Heiden (Sonntag, 15 Uhr)
Ging’s gerade um nicht optimale Vorbereitungen? Davon kann auch Heidens Erdal Dasdan ein Lied singen. In den ersten vier Testspielen gab es absurde 18 Gegentreffer. Aber: Mit theoretischen vier Punkten gegen zwei A-Ligisten erkämpfe sich der Landesliga-Absteiger immerhin wieder ein bisschen Selbstbewusstsein. Die Borkener wollen und sollten mal wieder punkten, um nicht noch tiefer in die tödliche Zone reingezogen zu werden.
Hölling: 2:2
Heimspiel-Tipp: 1:2, Borken kriselt weiter

SpVgg Vreden II – Eintracht Coesfeld (Sonntag, 15 Uhr)
Für die Eintracht aus Coesfeld geht es gegen die Vredener Zweitvertretung um viel: Beißt sich DJK weiter oben fest und wird im Rennen um Aufstieg zu einem echten Faktor oder endet der blau-weiße Höhenflug für den Moment? Vreden hat mit drei Punkten die Chance Schlusslicht Merfeld weiter zu isolieren.
Hölling: 1:2
Heimspiel-Tipp: 0:2, für die Vredener Wundertüte ist beim Tabellenzweiten nichts zu holen

SF Merfeld – TSV Raesfeld (Sonntag, 15 Uhr)
Auch bei dieser Partie könnten die Vorzeichen kaum unterschiedlicher sein. Merfeld war im letzten Sommer noch haarscharf am Landesligaaufstieg vorbeigeschrammt, trägt mittlerweile aber die Rote Laterne und ist akut abstiegsgefährdet. Die Raesfelder sind in ihrer ersten Bezirksligasaison direkt aufstiegsgefährdet. Während Merfeld eigentlich punkten muss, kann Raesfeld mal wieder befreit aufspielen.
Hölling: 0:2
Heimspiel-Tipp: 0:3, ich riech da einen Hölling-Dreierpack

Westfalia Osterwick – SV Heek (Sonntag, 15 Uhr)
Heek kommt einfach nicht unten raus. Gegen Osterwick müssen jetzt drei Punkte her, um endlich mal ein paar Punkte zwischen den SV und die Abstiegsränge zu legen. Bei einer Niederlage würde die Luft noch dünner und der Druck in vor dem Abstiegsgipfel gegen Merfeld noch größer werden.
Hölling: 1:1
Heimspiel-Tipp: 1:2, Heek holt drei ganz wichtige Punkte