Wiethölter zwischen verzückt und fassungslos

Von Christian Lehmann

(18.08.19) 0:2 hinten, hoffnungslos unterlegen, mit einem Mann weniger auf dem Feld. Wer nach 76 Minuten noch einen Pfifferling auf Vorwärts Wettringen in der Partie gegen den TuS Recke gesetzt hatte, der wäre wohl ausgelacht worden. Und doch gelang es den Hausherren irgendwie, beim 2:2 (0:2)-Remis noch ein Pünktchen zu holen. Was Vorwärts-Coach Patrick Wensing als "ein schönes Geschenk" betitelte, machte Reckes Trainer Marc Wiethölter sprach- und fassungslos.

Es lief schon die 90. Spielminute, da prügelte Wettringens Schlussmann André Epke von der Mittellinie aus den Ball nach einem Freistoß noch einmal in die gegnerische Box. Jannik Sriskandarajah, bis dato mit einer blitzsauberen Leistung im Kasten des TuS, wollte den Ball wegfausten - und eumelte ihn sich ins eigene Netz. Der Treffer zum 2:2-Ausgleich - er war ebenso bitter wie unnötig für die Gäste, die über weite Strecken phantastischen Fußball geboten und den Gegner eigentlich längst mürbe gespielt hatten. 

"Gefühlte Niederlage"

"Wir haben es perfekt gemacht bis zum 1:2. Wettringen hätte sich da nicht beschweren können, wenn sie sieben oder acht kriegen", meinte TuS-Coach Marc Wiethölter. "Zur Halbzeit muss es 4:0 für uns stehen. Das ist 'ne gefühlte Niederlage!" Wettringens Trainer Patrick Wensing sagte: "Wir sind eigentlich gut reingekommen und hatten eine gute Struktur. Recke war im Umschaltspiel richtig gut. Aus dem Spiel heraus haben wir nichts Zwingendes zustande gebracht. Nach dem Platzverweis war klar: Wir müssen richtig Glück haben, um noch was zu holen."

Mit einem Doppelschlag waren die Gäste in Durchgang eins in Führung gegangen. Rechtsverteidiger Lennart Goeke war mit nach vorne gestoßen und hatte den Steckpass Max Stermanns zum 0:1 verwertet (27.), Rene Heeke nach feinem Spielzug über Maik und Tobias Klostermann auf 0:2 erhöht (31.). Als dann eingangs der zweiten Hälfte David Ratering beim Versuch, einen Fehlpass Benni Brünens auszubügeln, Tim Eßlage abgeräumt und zu Recht die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (46.), schienen Vorwärts die Felle davon zu schwimmen. Doch nachdem Torsten Fiefhaus nach einem Eckball im wiederholten Nachsetzen das 1:2 erzielt hatte (77.), war wieder Musik drin. Florian Kappelhoff-Rickert hatte in derselben Szene erst den rechten, Fiefhaus dann zunächst den linken Pfosten getroffen.

Weil die Recker im ersten Durchgang, vor allem bei Groß-Möglichkeiten durch Daniel Kammerzell oder Philippe Büchter nicht den frühzeitigen Wettringer Knockout herbeigeführt hatten, wurmte Wiethölter. "Was wir bis zum 1:2 veranstaltet haben, macht mich stolz. Viel besser kannst Du es nicht spielen. Im Vorfeld wäre ich mit einem 2:2 einverstanden gewesen. Jetzt nicht mehr."

Vorwärts Wettringen - TuS Recke     2:2 (0:2)
0:1 Goeke (27.), 0:2 Heeke (31.),
1:2 Fiefhaus (77.), 2:2 J. Sriskandarajah (90./ET)
Gelb-Rote Karte: Wettringens Ratering (46./wiederholtes Foulspiel)