Fechtels Nerven bringen 08 raus

von Nils Tyczewski

(11.09.16) Die wohl spielentscheidende Szene ereignete sich nach 65 Minuten: Die Gäste führten mit 2:1 und hatten die Partie ganz gut im Griff. Dann entschied Schiedsrichter Christoph Fischer nach einem Zweikampf auf Freistoß für Emsdetten. Patrick Fechtel entglitten zuerst die Gesichtszüge. Dann schnappte er sich den Ball und pfefferte die Kugel wutentbrannt in Richtung Tribüne. Sollte man nicht tun. Schon gar nicht, wenn man bereits eine Gelbe Karte gesehen hat. Und erst recht nicht, wenn die Partie auf Messers Schneide steht. Fischer schickte Fechtel mit Gelb-Rot unter die Dusche. Mit seiner Unbeherrschtheit erwies Fechtel seiner Mannschaft einen Bärendienst. Die Aktion und der folgende Platzverweis waren der Knackpunkt des Spiels.

Die erste Viertelstunde gehörte allerdings den Gastgebern. Schon in der dritten Minute kam Kevin Torka nach einer Spielverlagerung in halblinker Position zum Schuss und erzielte das 1:0 (3.). Danach hatte Emsdetten ein Übergewicht, setzte Nullacht immer wieder unter Druck und erzwang viele Ballverluste. Dann verloren die Borussen den Faden und Nullacht nahm das Heft in die Hand. Dennis Hamsen glich aus (17.). Emsdetten war nun völlig von der Rolle. Erst eine Personalrotation nach einer guten halben Stunde stabilisierte die Defensive wieder.

In Durchgang zwei erwischte Nullacht einen Blitzstart. Als die Gastgeber in der Defensive zu passiv agierten, war Dennis Hamsen zur Stelle. Der Goalgetter erzielte sein siebtes Saisontor und brachte Nullacht mit 2:1 in Führung (48.). Der Treffer wurde übrigens fantastisch vorbereitet - von Patrick Fechtel. Der ehemalige Grevener lief gute 30 Meter mit dem Ball am Fuß, ließ drei Gegenspieler stehen und hatte dann das Auge für Hamsen. Fechtel machte ohnehin ein starkes Spiel. Bis zur 65. Minute. "Es hilft nicht, jetzt auf ihn einzuprügeln", nahm Nullacht-Coach Mirsad Celebic seinen Spieler in Schutz. "Was wir bis dahin gezeigt haben, war unser bestes Saisonspiel, richtiger Power-Fußball. Das Patrick den Ball wegschlägt, ist natürlich nicht in Ordnung und sein Platzverweis hat uns aus dem Konzept gebracht. Aber er weiß selbst, was er sich und uns damit eingebrockt hat. Daraus wird er lernen."

"Der Freistoß war perfekt"

In Überzahl machte Emsdetten Druck. Als David Ruwe nach 72 Minuten einen Freistoß aufs Tor schoss, hatte der komplette Borussen-Anhang die Fäuste schon zum Jubel geballt. Aber was war das? Wo kam der denn her? Wie hat er das gemacht? "Ich dachte, das gibt's doch gar nicht. Der Freistoß war perfekt. Der war doch schon im Winkel. Das er den gehalten hat, war eigentlich eine Frechheit. Wie is'er denn da noch rangekommen?" Borussen-Trainer Roland Westers konnte nicht fassen, was Nullacht-Keeper Lukas Toboll nach 72 Minuten für eine Rettungstat vollbrachte. Jedenfalls klärte er den Ruwe-Freistoß zur Ecke. Hätte er sich sparen können, denn die Ecke köpfte Niklas Melzer zum 2:2 ins Netz (73.). Keine 60 Sekunden später hatten die Hausherren die Partie gedreht. Torka bediente Marco Pareira, und Emsdetten führte mit 3:2 (74.). Ruwe hätte kurz darauf auf 4:2 erhöhen können, traf aber nur die Latte.

Nullacht gab trotz Unterzahl und Rückstand nicht auf. Dennis Hamsen scheiterte in der Schlussphase aus kurzer Distanz an Emsdettens Torhüter Malte Möring, Frederik Schulte schoss an die Latte. Im Gegenzug fiel die Entscheidung. Marco Pereira leitete einen Angriff mit einem Pass auf Kevin Torka ein und setze selbst nach. Als Torka im 16er querlegte, war Pereira zur Stelle und erzielte den 4:2-Endstand (90.+1).

Borussia Emsdetten - SC Münster 08        4:2 (1:1)
1:0 Torka (3.), 1:1 Hamsen (17.),
1:2 Hamsen (48.), 2:2 Melzer (73.),
3:2 Pereira (74.), 4:2 Pereira (90.+1)
Gelb-Rot: Fechtel (65.)