Nach vorne darf er nicht so häufig

Von Fabian Renger

(05.05.23) Wir haben es endlich herausgefunden. Der SC Halen bezeichnet sich ja selbst gerne als "Ramazotti-Gang". Was hat es damit eigentlich auf sich? Nach jahrelanger, quälender Ungewissheit wissen wir es endlich! "Ich kenne das damals vom Papa von Björn, dass er früher mal gesagt sagt: Nach einem Spiel - oder wenn's kalt war, auch mal vorher - gibt's so einen kleinen Muntermacher. Es ist so ein bisschen Kult. Wenn die Gästemannschaften kommen, grinsen die auch schonmal, wenn das Spiel vorbei ist", klärt uns Halens Anton Klevno auf. Heute gibt's das Getränk freilich nur noch nach dem Spiel - nach Siegen immer, sonst je nach Gemütslage.

Mit Björn war Halens Spielertrainer Björn Jansson gemeint, sein Papa ist Reinhard - Ex-Trainer in Halen. Unter dem kickte Klevno einst bereits in Halen. Als die Halener 2017 aus der A-Liga abstiegen, verabschiedete sich auch Klevno wieder - ihn zog's zurück zu seinem Heimatverein Westfalia Westerkappeln. 2021 erfolgte die Rückkehr. Die Möglichkeit, mit Kumpels wie Nico Bonkowski oder Dominik Pieper zusammen zu zocken, war zu reizvoll. Über Klevno gibt's einiges zu wissen: Er hat beispielsweise keinen Spitznamen. "Da bin ich auch nicht traurig drum", verrät der 28-Jährige. Er ist einer der jüngsten Zocker des Kaders vom Hasenkamp. Das sagt auch vieles aus. 

Der Mann ohne Spitznamen

Entweder verteidigt Klevno rechts hinten oder auch mal zentral in der Kette. "Vorne traut mir das keiner zu", entgegnet er und verweist dabei stolz auf sein eines Saisontor. Das war beim 3:1-Erfolg gegen Laggenbeck in der Hinrunde. Einen Freistoß klärten die Laggenbecker nur unzureichend, Klevno schoss den Abpraller aus der Drehung humorlos ein. Ein seltener Fall, dass er da vorne überhaupt mal herumgelaufen ist. "Ich darf nicht so häufig mit nach vorne", erklärt unser heutiger Tipp-Kontrahent. Mag auch daran liegen, dass er vom lieben Gott mit nur 1,78 Metern Körpergröße gesegnet wurde. Er ist aber keiner, der sich um Verantwortung scheut: In Kappeln war er sogar Vize-Kapitän.

Derzeit ist Klevno allerdings zum Zuschauen verdammt. Wieder einmal. Beim 3:0-Erfolg gegen Dreierwalde zog er sich eine Leistenzerrung zu. Das passt irgendwie zu seiner Saison: Im Herbst lautete der Verdacht Muskelbündelriss. War aber wohl "nur" ein doppelter Bänderriss. "Man wird älter", kommentiert Klevno das. Der Zahn der Zeit geht auch ihm nicht spürbar vorbei.

Krisengespräch hat geholfen

Das 3:5 gegen Lengerich mal rausgenommen aus der Wertung, läuft's aber aktuell nach einem Krisen-Frühjahr allmählich wieder am Hasenkamp. Gegen Dreierwalde und Mettingen stand zweimal die Null. Ein Novum in dieser Saison, sowieso ein Fakt mit Seltenheitswert für den SCH. Letztmals gab's das im Mai 2022. "Wir haben geschlossen als Team verteidigt von vorne bis hinten zur letzten Kette - da sieht man, was wir imstande sind zu leisten." Wie kam das plötzlich? Ganz einfach: Nach den Partien gegen Hopsten und Mettingen II habe man sich zusammengesetzt, berichtet Klevno. "Da haben wir uns gefragt: Ob wir die Saison wirklich so zu Ende spielen wollen? Da war von jedem die Meinung: Nein, wollen wir nicht." Reden hilft. Und jetzt hilft nur noch eines: Tippen!

Das tun wir mit Klevno. Mit ihm haben wir auch die seltsame Diskrepanz (83 Tore sind die drittmeisten; 79 Gegentore die viertmeisten) des SCH versucht, aufzuarbeiten. Am Wochenspieltag lag ich übrigens in drei Spielen in der richtigen Ecke. Immerhin. Sollte ich gegen Klevno verlieren, werde ich am ersten Heimspiel der Saison endlich mal nach Halen fahren und eine Flasche Ramazotti vorbei bringen. 

Anschwitzen, 32. Spieltag

Eintracht Mettingen II - SC Hörstel (So., 13.15 Uhr)
Der SC Hörstel ist zwar rechnerisch abgestiegen, will sich aber natürlich bestmöglich verkaufen."Wir wollen die Saison sauber zuende spielen. Wir sind gerade dabei, einiges auszuprobieren und Spieler auf neuen Positionen zu testen. Das hat mir in Dreierwalde schon gut gefallen. Gegen Mettingen II haben wir im Hinspiel auch einen Punkt geholt. Vielleicht sitzt ja wieder was drin", sagt SCH-Coach Wolfgang Bröring.
Heimspiel-Tipp: Hörstel ist irgendwann einfach mal dran. 1:1.
Klevno: 3:0

Cheruskia Laggenbeck - VfL Ladbergen (So., 15 Uhr)
Nein, schlecht war Laggenbecks Auftritt in Saerbeck beileibe nicht. Aber die Truppe von Vladan Dindic fand einfach kein Durchkommen gegen die Saerbecker Felswand. Und zum Spielschluss hatte Laggenbeck kein Glück mehr. Das hatte wohl Torwart Lars Eggemeier aufgebraucht, dem wohl noch immer die Hände wehtun dürften nach seinem Gala-Auftritt.
Heimspiel-Tipp: Laggenbeck hält die minimale Meisterchance am Lodern. 3:1.
Klevno: 2:0. 

Westfalia Westerkappeln - GW Steinbeck (So., 15 Uhr)
Steinbeck ist zum Siegen verdammt. Die Grün-Weißen haben derzeit vier Punkte Abstand - oder sie müssen den Fußballgott anbeten und auf ein Recker Fußballwunder glauben. Aber selbst dann bräuchte die Mannschaft von Klaus Frank wohl noch mindestens zwei Siege. Harter Endspurt.
Heimspiel-Tipp: 3:2
Klevno: 2:1

Eintracht Mettingen - Westfalia Hopsten (So., 15 Uhr)
Sechs Zähler Vorsprung, aufgrund der Tordifferenz sind's sieben - also eigentlich sollte das dicke reichen für Hopsten. Aber: Wenn du so die Punkte hergibst - Abseitstor-Fehlentscheidung hin oder her - wie gegen Esch, dann musst du dich nicht wundern, wenn das nachher doch nochmal ein enges Höschen gibt. Also: Antennen nochmal hochfahren!
Heimspiel-Tipp: 1:1
Klevno: 2:0

Brukteria Dreierwalde - SW Lienen (So., 15 Uhr)
Punktgewinne gegen Laggenbeck und Mettingen trotz zwischenzeitlicher Rückstände. Und dann der späte 3:2-Coup in Büren, ebenfalls nach Rückstand. Lienen hat den Abstiegskampf aber mal sowas von angenommen. Würde ich einen Hut tragen, ich würde ihn ziehen. Weiter so! Im Hinspiel gab's jedoch ein 6:1 für Dreierwalde. Dreierwaldes Trainer Jan Wissing verspricht: „Ja, aber das sind am Sonntag völlig andere Voraussetzungen. Bei Lienen sieht’s gerade richtig gut aus, die haben 'ne breite Brust. Ich traue meiner Mannschaft momentan in beide Richtungen alles zu. Ich kann den anderen Teams im Keller aber versichern, dass wir alles reinwerfen."
Heimspiel-Tipp: 2:2. SWL-Coach Lars Falke gibt künftig Seminare zum Thema 'So rette ich meine Mannschaft vorm Abstieg'. Ich werde auch da sein. 
Klevno: 2:3 für Lienen - weil ich sie sympathisch finde und hoffe, dass sie in der Liga bleiben.

SW Esch - SC Halen (So., 15 Uhr)
Also: Woher rührt die Gegentor-Flut dieser Spielzeit? "Ab und zu sind wir nicht aggressiv genug in den Zweikämpfen. Die kämpferischen Tugenden, die man auf den Platz legen muss, um zu gewinnen, muss man sich erarbeiten. Das hatten wir in einigen Spielen in der Rückrunde nicht", sagt Klevno. Klar: Der Unfalltod von Philipp Härle im Februar warf einiges durcheinander. Trotzdem hatte sich das sportliche Unheil bereits bei einigen Aussetzern in der Hinrunde angebahnt. "Die Gegner sagen immer: Halen hat 'ne starke Truppe, die sind gefährlich. Auch wir müssen aber jedes Wochenende 100 Prozent geben, sonst reicht's auch nicht gegen das untere Drittel." Platz elf sei dann auch kein Zufall. Er selbst bleibt in der neuen Saison. Und wir prognostizieren: Er wird in der neuen Spielzeit mindestens zwei Tore schießen - und fit bleiben.
Heimspiel-Tipp: 1:4. Der Abstieg ist wohl besiegelt. SW Esch, es war schön mit euch! Kommt schnell wieder. Doppelpack Pieper, Jansson trifft auch und natürlich nochmal Patrick Lahme.
Klevno: Für ein Gegentor sind wir ja immer gut, aber wir haben vorne eine sehr gute Qualität. Wenn wir unser Spiel hinbekommen, werden wir 3:1 gewinnen. Zweimal Seiler, einmal Dominik Pieper - ich hab ein gutes Gefühl, er ist gut in Form. 

SV Büren - ISV II (So., 15 Uhr)
Auch gegen Lienen war's ziemlich einsam auf der Bürener Ersatzbank. Kollege Determeyer mutmaßte, dass sich SVB-Co Nino Lücke in solchen Fallen mit seiner Colaflasche unterhalten würde. Ich hab leider keinen Schimmer, wo meine Spielberechtigung liegt. Sonst würde ich mich auch als Spieler bewerben. Zumindest für die Ersatzbank würde es reichen, um Nino zu unterhalten. Sportlich legte die ISV indes bei Arminia eine flotte Sohle aufs Parkett, sie ist jetzt sogar viertbestes Rückrunden-Team und hat schon mehr Zähler geholt als in der gesamten Hinrunde. Freddy Stienecker, das musst du mir mal näher erläutern. Was hast du im Winter getan? Er muss am Sonntag auf Jost Feldhaus (muskuläre Probleme) verzichten.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Doppelpack Marcel Czichowski. Wenn er denn wieder fit ist.
Klevno: 1:1

Preußen Lengerich - SC Dörenthe (So., 15 Uhr)
Wieder mal eine Partie zweier Mannschaften, die Fußball unterschiedlich denken. Hier die Preußen, die auf Tore stehen. 81:75-Tore. Ein Torverhältnis, das für sich spricht. Und dann das des DSC: 53:42. Vorne der fünftschlechteste Wert. Hinten der viertbeste. Ich habe es hier neulich schonmal erwähnt und wiederhole mich gerne: Dörenthe soll bitte ab sofort für etwas mehr Unterhaltung sorgen. Beim letzten Aufruf hat die Truppe von Dennis Rottmann direkt geliefert, gegen Ladbergen dann wieder nicht. Aber gegen Lengerich mache ich mir da keine Sorgen.
Heimspiel-Tipp: Haltet mich für gaskrank: 4:5. Sackarndt fünf Tore, M.F. vier Tore.
Klevno: 4:2. Fleige macht drei Tore.

Arminia Ibbenbüren - Falke Saerbeck (So., 16 Uhr)
Theoretisch könnte sich Saerbeck bereits am Sonntagabend zum Titel krönen. Dann müssten die Saerbecker siegen und Laggenbeck dürfte nicht gewinnen. Gar nicht meisterlich war derweil meine Performance im Anschluss. Erst nannte ich Felix Steuter Felix Steuer. Anschließend machte ich aus Jonah Böttcher Jonas Böttcher. Jetzt hoffe ich bloß, dass man Saerbecks Keeper Tim Mischa Hornschuh auch Tim nennen darf. Sonst dürft ihr mich bei eurer möglichen Meisterfeier gerne mit Bier übergießen...
Heimspiel-Tipp: 0:2. Hornschuh hält wieder die Null und einen Strafstoß. Die Titelfeier muss aber warten.
Klevno: 1:3.