Kreisligen B
Verkehrte Welt in Steinbeck
Von Mario Witthake
(06.11.12) "Hey, was ist denn in Steinbeck los?" - Diese Frage stellen sich nicht wenige im Kreis Tecklenburg. Denn die Tabellen der B1 und B2 sorgen allenthalben für Verwunderung, auch im eigenen Lager am Kanal. Denn während die erste Mannschaft von Grün-Weiß mit fünf Punkten Rückstand auf den SV Uffeln auf Platz vier der B1 rangiert, grüßt Steinbeck II als Tabellenführer der Parallelklasse - mit 12 Siegen und 37 Punkten auf der Habenseite.
Die "verkehrte Welt" durfte in der Vorwoche Westfalia Westerkappeln erleben. Thomas Engelhardt ist Trainer der ersten Mannschaft von Westerkappeln und verlor mit 2:4 gegen Steinbecks Zweite. In der anschließenden Partie erkämpfte Westerkappelns Zweite einen Punkt gegen Steinbecks Erste. Wie ist das zu erklären? "Unsere Zweite hat an diesem Tag einen erstklassigen Fight geliefert und sich das 1:1 verdient. Wenn ich die Spiele vergleiche, machte Steinbeck II einen besseren Eindruck als die Erste. Warum auch immer." Besser und schlechter sind selbstredend subjektive Kategorien und Engelhardt hat schließlich jeweils 90 Minuten von beiden Steinbecker Mannschaften gesehen. Zu wenig für ein Gesamturteil.
"Mannschaft hat sich zusammengerauft"
Einer, der sich ein Gesamturteil erlauben dürfte, ist Steinbecks Obmann Thorben Kenkel, der sagt: "Ich finde es klasse, was die machen. Dirk ist mit seiner Zweiten immer schon gut in die Saison gestartet, nur in diesem Jahr brechen sie einfach nicht ein. Die ziehen das durch." Dirk Windoffer betreut diese Mannschaft schon seit 11 Jahren, hat sie kontinuierlich entwickelt und von der Kreisliga C über die Niederungen der B-Liga konstant ins obere Mittelfeld der Kreisliga B geführt. Insofern ist die aktuelle Lage keine schwankende Momentaufnahme, sondern das Resultat langjähriger Arbeit: "Die Mannschaft hat sich unter Dirk zusammengerauft", so Kenkel.
Reicht es also einzig und allein mit Teamgeist für die Spitze der Liga? So einfach ist es nun doch nicht, denn gerade im Mittelfeld verfügt Steinbeck II über enorme fußballerische Qualität. Michael Doeker und Thomas Rolefs erzielten die Treffer zum 4:2 gegen Westerkappeln. Pferdelunge Rolefs schob beim jüngsten 3:1-Sieg in Büren gleich drei Tore hinterher. Cedric Büchter agiert mit großer Übersicht aus dem Zentrum, sein Bruder Marvin bringt meist auf der rechten Seite gute Ideen ins Spiel. Hinten hält Routinier Sascha Hoppe den Laden dicht, vorne wirbeln Timo Schildwächter, Christopher Lehmeyer, Marven Esselmann oder Daniel Spinneker - selbst wenn keiner aus diesem Quartett als Torjäger in Erscheinung tritt.
Anspruch auf Kreisliga A
Stichwort Torjäger: den hat wiederum Steinbecks Erste in seinen Reihen. Andy Rählmann traf schon über 20 Mal in dieser Saison. Auch Michael Reuter oder Christoph Brüggemann sind offensiv stark. Auch diese Personalien müsste doch dahin führen, die besten Spieler beider Mannschaften zusammen zu führen, um mit einer Elf in die Kreisliga A aufzusteigen. Oder? "Wir haben in Steinbeck den Anspruch, mit einer Mannschaft in die Kreisliga A aufzusteigen", sagt Kenkel. Er will die letzten beiden Spiele des Jahres abwarten und sich im Winter mit den Trainern zusammensetzen: "Natürlich wird vieles andiskutiert, auch von außerhalb. Fakt ist, ich kann niemanden zwingen, in der Ersten oder Zweiten zu spielen." Es sei aber auf jeden Fall denkbar, mit veränderten Kader in die Rückrunde zu gehen - je nach Ausgangslage.
Abgesehen von dieser Zukunftmusik lässt sich schon jetzt ein Schluss ziehen. "Mit Teamgeist kannst du viel erreichen", wie es Rainer Lambrecht ausdrückt. Lambrecht war vor einigen Jahren Coach in Steinbeck, ist jetzt Trainer von Hopsten II und Konkurrent von Steinbeck I. Sein Kompliment an Dirk Windoffer und seinem Team: "Ich finde es sensationell, was die Zweite von Steinbeck abzieht. Meinen Glückwunsch!"
