Marco Malcangi (r.) und die Kinderhauser Offensive trafen zuletzt nicht allzu häufig.

St. Martin wohnt in Münsters Norden: die Remiskönige aus Kinderhaus


Von Nils Tyczewski

(14.11.12) Wahrhaft ritterliche Tugenden legt das Team von Westfalia Kinderhaus in dieser Saison an den Tag. Eigennutz ist an der Hütte verpönt. Hier wird geteilt. Brüderlich. Wie einst der heilige Martin. Keine andere Mannschaft spielt so oft Unentschieden wie die Westfalia. In sieben von zwölf Partien teilte die Elf von Carsten Kruth die Punkte mit dem Gegner.

 

Kruth ist aber nicht Sankt Martin. Dem Coach geht das Gebaren seiner Mannschaft gelinde gesagt gehörig „auf den Sack“. „Diese ganzen Unentschieden bringen uns nicht weiter. Irgendwann heißt es über uns dann ,ungeschlagen abgestiegen'“, scherzt er. So weit wird’s nicht kommen. Kinderhaus ist Sechster und könnte mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Amisia Rheine (24. November, 14.30 Uhr) sogar auf Rang vier springen.

 

Vorne drückt der Schuh

 

Kruth ist den Altruismus seiner Mannschaft trotzdem leid. „Mindestens vier der sieben Unentschieden hätten wir gewinnen können“, sagt er. Woran es liegt, dass seine Mannschaft trotzdem so oft nur Remis spielt? „Wir schießen momentan einfach zu wenig Tore. Wir spielen ja nicht 3:3 oder 4:4 sondern eher 0:0 oder 1:1.“ Ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Offensivabteilung. Die ist mit Dominik Tomasso, Christian Dan, Fidan Zegiri, Marco Malcangi oder auch Pascal Altefrohne eigentlich hervorragend besetzt. Trotzdem ist vor dem gegnerischen Tor momentan der Wurm drin. Mehr als zwei Treffer schossen die Kinderhauser in dieser Saison bislang nur gegen die Abstiegskandidaten Arminia Ibbenbüren und 1. FC Mecklenbeck. „Die Chancen sind da, aber wir sind nicht konsequent genug, machen selbst hundertprozentige Chancen nicht rein. Da kann ich auch keinen ausnehmen, das geht durch die komplette Offensivabteilung“, erklärt der Coach.

 

In den vergangenen Wochen ließ der ehemalige Verbandsligatorhüter in der Offensive daher häufig rotieren. Könnte also auch die fehlende Abstimmung untereinander ein Grund für die vielen ungenutzten Chancen sein? „Was für 'ne Frage! Wenn zwei Mann frei vor dem Tor stehen und den Ball nicht reinkriegen, dann hat das doch nichts mit Rotation zu tun. Da fehlt der letzte Wille, das Ding unbedingt reinzumachen.“

 

"Wir brauchen Siege"

 

Neben der intensiven Arbeit am Torabschluss will Kruth nun auch die Psyche hinterfragen. „Wir werden in dieser Woche sicher auch ein paar Einzelgespräche führen um zu ergründen, woran es liegt“, kündigte er an. Schließlich habe man klare Ziele: „Wir wollen oben mitspielen. Unentschieden bringen uns da nicht weiter. Wir brauchen Siege!“

 

Die kommenden Gegner haben's in sich. Burgsteinfurt, Nullacht, Emsdetten 05 – es geht nacheinander gegen das Top-Trio der Liga. Zum Abschluss steht dann das Auswärtsspiel bei Borussia Münster an, eine Mannschaft, die auf eigenem Platz noch ungeschlagen ist. „Das sind die Wochen der Wahrheit. Wir wollen in diesen Spielen den Abstand nach oben verkürzen“, sagt der Wirtschaftsberater selbstbewusst.

 

Gibt’s einen „Fahrplan“? Wie viele Punkte sollen's bis zum Winter noch sein? Kruth: „Alle. Wir gehen aufs Feld, um zu gewinnen. Wir wollen auch gegen die Topteams dreifach punkten. Ich bin überzeugt, dass meine Mannschaft in der Lage ist, auch diese Gegner zu schlagen. Dafür müssen wir aber jedes Mal eine Top-Leistung bringen, hinten gewohnt sicher stehen und vorne die Dinger wieder reinmachen.“