Es geht auch ohne Enno - BWA auf Rang zwei!

Von Christian Lehmann

(15.09.17) Blutüberströmt stand Enno Stemmerich nach dem unbeabsichtigten Ellenbogenschlag von Philipp Bosbach auf dem Kunstgrün. Klare Sache, BW Aasees Kapitän hätte sofort weitergemacht, wenn er gedurft hätte. Am Ende siegte die Vernunft, Stemmerich fuhr ins Krankenhaus und Joshua Roth kam ins Spiel. Ohne ihren Leader und 0:1 in Rückstand - das kann ja gar nicht gut gehen, dachten viele. Und wie das kann! Der Gastgeber drehte die Partie dank einer furiosen Vorstellung in Durchgang zwei und haucht nach dem 3:1 (0:1)-Erfolg nun Tabellenführer Westfalia Kinderhaus in den Nacken.

Auf das Wort "Spitzenteam" reagiert BWA-Coach Matthias Gerigk trotz der reifen Leistung seines Teams nach dem Seitenwechsel allerdings ziemlich allergisch. "Wir wollen hier nicht rumspinnen, sondern weiter Punkte sammeln", sagte er. Schließlich hatte er auch in der ersten Hälfte einiges gesehen, was ihm nicht geschmeckt hatte. Sein Team wollte flott und aggressiv loslegen - blöd nur, dass der Gast aus Recke den gleichen Plan hatte. Nach einem BWA-Ballverlust im Aufbau spielte André Klostermann den Ball in die Mitte, Philipp Bosbach köpfte an die Latte, den Nachschuss nagelte Tobias Klostermann technisch ansprechend rein (0:1/6.). "Dann musst du dich erstmal schütteln. Dafür haben wir eine halbe Stunde gebraucht", so Gerigk.

Umstellung fruchtet

Komischerweise wirkte die verletzungsbedingte Auswechslung ihres Kapitäns - oder war es doch die wenige Sekunden zuvor initiierte Umstellung vom 4-2-3-1- auf ein 4-4-2-System? - Wunder. Schon vor der Pause deutete der agile Momo Dietz nach einem langen Ball von Jens Brüninghoff an, dass Aasee auch offensiv gefährlich sein kann. Seinen Abschluss aus kurzer Distanz nach feiner Einzelaktion parierte Reckes Schnapper Patrick Donnermeyer stark (40.).

Direkt nach dem Wiederanpfiff lief Tim Eßlage David Roesmann an und provozierte einen Pressschlag, in dessen Folge der Ball fast im hohen Bogen in den BWA-Kasten geeiert wäre (46.). Danach war aber Schluss mit der Recker Herrlichkeit. Aasees Spieler rannten nun wie die Duracell-Hasen und hievten sich über Standards zurück ins Spiel. Nach einem Freistoß von Julian Kampschulte von halblinks schlawinerte sich Gerrit Borgers durch zum zweiten Pfosten und drückte den Ball ins kurze Eck (50.). Reckes Defensive sah da ganz schlecht aus. "Da muss Donni raus", befand TuS-Coach Marc Wiethölter anschließend. "Das war die Initialzündung", wusste Gerigk.

Heiße Phase

Denn Aasee hatte noch nicht genug: Mutig war schon die Fackel aus 30 Metern von Daniel Roesmann (54.). Richtig klasse schaltete dann Christian Hülsmeier, der nach einem vermeintlichen Foul an Momo Dietz - der starke Referee Oliver Preckel ließ weiterlaufen - den Ball zu Julian Stiens spielte, der aus kurzem Winkel furztrocken abzog und jubelnd abdrehte (2:1/71.).

Nun überschlugen sich die Ereignisse: Keine 30 Sekunden später foulte auf der Gegenseite Julian Sandner Tobi Klostermann, diesmal blies Preckel sehr wohl in seine Pfeife. Zum berechtigten Strafstoß trat Dominik Pieper an - sein Schuss landete in den Pranken des bärenstarken Valentin Schulz (72.). Ab auf die Gegenseite: Nach einem weiteren Standard bekamen die Gäste den Ball nicht aus der Box geflippert, Jens Brüninghoff setzte zum Seitfallzieher an - 3:1 (75.). "Genau so ein Ding hat er in der Vorbereitung gemacht", kommentierte Gerigk die überraschend artistische Einlage seines Innenverteidigers.

Wiethölter redet Tacheles

Es war die Entscheidung, denn auch nach Wiethölters Kommando "Lang, nur noch laaang!" brachte es der TuS nicht mehr fertig, die bombensichere Deckung der Gastgeber in Verlegenheit zu bringen. Ein Treffer von Philipp Büchter in der Schlussphase (90.+4) wurde wegen eines vermeintlichen Foulspiels an Schulz aberkannt. Vielleicht einer von ganz wenigen Fehlern des Unparteiischen.

Richtig bedient war Reckes Trainer Marc Wiethölter nach dem Spiel. Er drohte seiner Mannschaft bei der Besprechung im Kreis personelle Konsequenzen an, sollte sie nicht in der kommenden Woche eine Trainingsbeteiligung von nahezu 90 Prozent erreichen. "Ich bin stinksauer auf die Truppe. Wer so eklatante Fehler im Spielaufbau macht, darf sich nicht beschweren. Wenn man sieht, wie die am Ende verteidigen, und wir kriegen's nicht hin, köpfen ins Zentrum. Wir sind uns zu schade, die Dinger hinten raus zu prügeln. Da frage ich mich bei dem einen oder anderen, ob das für die Bezirksliga reicht. Man merkt, dass einige nicht im Saft stehen."

BW Aasee - TuS Recke     3:1 (0:1)
BWA: Schulz - Kampschulte, Stiens, Brüninghoff, Borgers - David Roesman, Daniel Roesmann - Sandner (84, Struß), Stemmerich (38. Roth), Schmitt (46. Hülsmeier) - Dietz
Recke: Donnermeyer - Vocks (69. Wullkotte), Bruns, Hatke, Overberg - Büchter, Feldmann (62. Pieper) - Bosbach, A. Klostermann, T. Klostermann (75. Schrey) - Eßlage
0:1 T. Klostermann (6.), 1:1 Borgers (50.),
2:1 Stiens (71.), 3:1 Brüninghoff (75.)
Bes. Vork.: Reckes Pieper verschießt FE gegen Schulz (72.)