Zerche: "Daraus lernt man"

Von Christian Lehmann

(11.05.23) Wenn man bereits mehrere Spieltage vor Saisonende als sicherer Absteiger feststeht, kann man nicht alles richtig gemacht haben. Dennoch herrscht am Delsen keine Weltuntergangsstimmung. Trainer Alex Zerche hat es geschafft, seinen Kader beisammen zu halten. Neben Roman Streitenberger (TuS St. Arnold) und Dustin Reiners (SV Burgsteinfurt) wird nur er selbst den Verein am Saisonende verlassen. Das allerdings nicht, weil er den Kaffee auf hat oder weil er das sinkende Schiff verlassen will. Vielmehr "zwangen" ihn private Gründe zum Abschied - am 1. Juli zieht er zu seiner Freundin nach Dorsten-Lembeck. Auch wenn man ihn am Delsen gerne gehalten hätte: Überraschend kommt dieser Schritt nicht. Einen Nachfolger will der Klub in Kürze präsentieren.

"Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören. Jetzt ging es aufgrund meiner privaten Situation nicht anders. Ich bin kein Typ, der etwas nur zu 70 Prozent macht", erklärt der B-Lizenzinhaber, der vor seiner Zeit beim FCE unter anderem zwei Jahre lang in der Nachwuchsabteilung des VfL Bochum tätig war und während dieser Zeit schon im Ruhrgebiet lebte. Langfristig möchte er gerne wieder eine ambitionierten Aufgabe im Fußball übernehmen. "Vielleicht brauche ich aber jetzt auch erstmal ein halbes Jahr, um den Kopf frei zu kriegen. Wenn man einmal im Pott gelebt hat, weiß man, was es für Möglichkeiten gibt..."

Zerches Engagement bei der FCE-Zwoten war eine Mischung aus sportlich reizvollem Projekt und Herzenssache. Viele seiner Kumpels kicken in der Zwoten, die jüngeren Spieler hatte der Übungsleiter größtenteils bereits in der Jugend trainiert. Nach dem Rücktritt von Benny Stichel vor eineinhalb Jahren übernahm er die Truppe im Winter und führte sie zur Meisterschaft in der Kreisliga A. Mit viel Wind unter den Flügeln startete das Team in die Bezirksliga-Spielzeit, blieb bis zum 6. Spieltag ungeschlagen - und fiel danach in ein Loch. "Gerade in den ersten Spielen hätten wir mehr rausziehen müssen", sagt Zerche in der Nachbetrachtung.

Mit nur acht Punkten und 15 erzielten Toren überwinterten die Rheinenser auf dem letzten Platz, eine richtige Aufholjagd kam in der Rückserie aufgrund des großen Punkte-Rückstands nicht mehr wirklich ins Rollen. Während etwa der SV Mesum oder Westfalia Kinderhaus massiv die Zweite unterstützen, blieben die Versuche, Oberliga-Verstärkung "runter zu schicken", am Delsen eher zaghaft. "Da ist nicht alles gut gelaufen, aber daraus lernt man auch", sagt Zerche und betont, dass dies nicht an fehlerhafter Kommunikation gelegen habe. "Der Austausch mit Rainer Sobiech war immer da." Vielmehr hätten eine ungünstige Terminierung der Spiele oder eine dünne Personaldecke bei der Ersten dazu geführt, dass kein exzessiver Austausch möglich war. Für Zerche steht ohnehin der Ausbildungsgedanke im Vordergrund, das unterstrich er auch in den vergangenen Wochen, als er mehreren Spielern aus der U19-1 und U19-2 die Chance gab, sich in der Reserve zu zeigen. "Die Entwicklung der einzelnen Spieler ist für mich viel wichtiger als der Tabellenplatz." Womöglich profitiert der Verein ja langfristig davon. Dann allerdings ohne Alex Zerche an der Seitenlinie.

Bezirksliga 12, der 32. Spieltag

FC Eintracht Rheine II - SC Münster 08 (Sonntag, 13.15 Uhr)
Es ist das vorletzte Heimspiel für Alex Zerche und seine Jungs. Zuletzt schlug sich das Kellerkind gegen die Kobbos und Kinderhaus II mehr als achtbar, gegen den Liga-Vierten hängen allerdings die Trauben hoch. Zwischen 2009 und 2023 gelang es den Rheinensern in acht Duellen nicht, einen Sieg gegen den SC Münster 08 einzufahren. Nullacht verfügt über die drittbeste Defensive und Offensive der Liga, der FCE hat die wenigsten Tore aller Teams geschossen.
Heimspiel-Tipp: 2:3
Zerche: 3:2 für uns

Borghorster FC - SuS Neuenkirchen II (Sonntag, 15 Uhr) 
Niemandsland trifft auf Niemandsland. Beide Teams spielen schon seit Wochen nur noch aus Spaß an der Freude und können sich schon mal auf die nächste Saison einstimmen. Wenn das mal kein Sommerkick allererster Güte wird...
Heimspiel-Tipp: 4:4
Zerche: 0:1

Teuto Riesenbeck - Emsdetten 05 (Sonntag, 15 Uhr)
So langsam kann sich Daniel Apke über die Ungeschlagen-Serie seines Teams in der Rückserie nicht mehr so recht freuen. Nach dem vierten Remis in Serie hat der Coach der Dettener eine akute Remis-Allergie entwickelt. Elfmal teilten die Männer vom Wasserturm in dieser Saison schon die Punkte. Die Chancen, dass diese Serie endet, stehen aber nicht schlecht. In den vergangenen zehn Spielen teilten die Teutonen nicht mehr die Punkte. Dafür stiegen sie allerdings mit drei Unentschieden in die Rückserie. 
Heimspiel-Tipp: 1:1, was sonst?
Zerche: 1:2

Ibbenbürener SpVgg - SV Mesum II (Sonntag, 15 Uhr)
Die Hassenbrockler haben den Klassenerhalt sicher und müssten nicht mehr zwingend auf Hilfe aus der Ersten zurückgreifen. Sie könnten aber dem Primus auf dem Weg zum Titel ein Bein stellen. Die Rechnung für die ISV ist denkbar einfach: Drei Siege aus den verbleibenden drei Partien - und der Mannschaft von Trainer Steffen Büchter ist der Aufstieg in die Landesliga nicht mehr zu nehmen. 
Heimspiel-Tipp: 2:0
Zerche: 2:1 - Die ISV hat für mich den besten Ball gespielt. Sie waren der einzige Gegner, dem wir in dieser Saison zweimal komplett unterlegen waren.

SC Greven 09 - TuS Recke (Sonntag, 15 Uhr)
In der Schöneflieht drehte sich zuletzt alles um das Highlight-Spiel gegen den frischgebackenen Regionalliga-Meister Preußen Münster am Mittwoch. 1321 Zuschauer sahen eine 0:11-Niederlage, das Ergebnis spielte aber natürlich die zweite Geige. Nach der 3:4-Pleite in Altenberge vor einer Woche ist die Truppe von Yannick Bauer nun jedoch gefragt, Charakter zu zeigen. Für den Gast aus Recke, der nach menschlichem Ermessen bereits abgestiegen ist, gilt das ebenfalls.
Heimspiel-Tipp: 2:0
Zerche: 1:1

SV Burgsteinfurt - TuS Altenberge (Sonntag, 15 Uhr)
Es ist das vorerst letzte Nachbarschaftsduell beider Teams im Liga-Betrieb - und für Kai Hintelmann, der den SVB am Saisonende verlassen und zum TuS zurückkehren wird, ein besonderes. Zwei der drei letzten Duelle beider Teams entschied der SVB für sich, insgesamt gewannen die Stemmerter sieben der letzten elf Begegnungen mit dem TuS (zwei Remis). Interessant: Altenberge hat in der Rückserie genauso viele Punkte eingefahren wie die Stemmerter - und sogar einen Sieg mehr eingefahren.
Heimspiel-Tipp: 3:2
Zerche: 3:0

BW Aasee - Borussia Münster (Sonntag, 15 Uhr)
Im Fernduell um die Spitze dürfen sich die Borussen beim bereits abgestiegenen Nachbarn keinen Ausrutscher erlauben. Die 0:10-Klatsche aus dem Hinspiel dürfte für die Blau-Weißen Motivation genug sein. Zuvor hatte BWA gegen Borussia allerdings sieben (!) Spiele in Serie nicht verloren. Sollte der Angstgegner wieder einen Coup landen, wäre der Titel für die Borussen wohl futsch...
Heimspiel-Tipp: 0:3
Zerche: 1:4

TGK Tecklenburg - GW Gelmer (Sonntag, 15 Uhr)
Für beide Teams war das eine extrem enttäuschende Rückrunde. Gelmer fuhr in 13 Spielen nur vier Punkte ein und wird die Liga wieder verlassen müssen, die Kobbos dürften derweil froh sein, dass sie in der Hinserie stark punkteten und faktisch nicht mehr absteigen können. Neun Punkte und 33 Tore wird der TuS Recke wohl nicht mehr aufholen. Um jedoch auch die letzten Mathe-Asse unter uns zufrieden zu stellen, könnten die Hausherren mindestens einen Punkt holen - auch wenn das bisher keine Tecklenburger Spezialität war: In 29 Partien teilte die Mannschaft von Trainer Julian Lüttmann kein einziges mal die Punkte.
Heimspiel-Tipp: 2:0
Zerche: 3:1

spielfrei: Westfalia Kinderhaus II