Bezirksliga 12
Knüppes 90-Meter-Tor bringt nur einen Punkt
Von Christian Lehmann
(17.08.23) Der Plan des SC Greven 09 beim Auswärtsspiel gegen Teuto Riesenbeck war einleuchtend. Um gegen einen im 5-3-2-System extrem tief stehenden Gegner Überzahlsituationen zu erzeugen, schaltete sich Schnapper Lukas Fiedler häufig in den Spielaufbau mit ein, stand mitunter fast an der Mittellinie. Kannste machen, wenn Du eine ballsichere, spielstarke Truppe hast. Blöd nur, wenn der Gegner den Ball erobert. Mehrfach führte die riskante, phasenweise leichtsinnige Spielweise der Gäste zu brenzligen Situationen, zweimal sogar zu Gegentreffern. Florian Schocke traf aus 40, Schnapper Timo Knüppe aus 90 Metern (!!!) - hierzu später mehr. Weil Schocke jedoch aus elf Metern weniger treffsicher war und die Nullneuner im zweiten Durchgang mehr Entschlossenheit zeigten, endete die Partie in der Oase-Arena mit einem 2:2 (2:0)-Remis.
Im aufgrund der am 3. Spieltag stattfindenden Grevener Kirmes vorverlegten Duell am Mittwochabend fuhren zunächst die Hausherren Karussell mit ihrem Gegner. Nullneun hatte mehr Ballbesitz und die erste fette Chance durch Patrick Fechtel, der Knüppe umkurvte und dann aus spitzem Winkel geblockt wurde (15.), doch immer, wenn die Gäste den Ball durch ein schlampiges Abspiel preisgaben, war Holland in Not. Nach Jeremy Bohmerts zu kurzem Rückpass löffelte Schocke die Kugel fast von der Mittellinie über Fiedler hinweg ins Tor (1:0/25.), auch bei zwei weiteren Abschlüssen von Julin Muthulingam wurde es brenzlig (36./38.).
Schocke scheitert vom Punkt
Die Szene des Spiels dann in der 40. Minute: Timo Knüppe fing den Ball nach einem Grevener Angriff ab, sah, dass Kollege Schocke zum Sprint ansetzte. Sein Abschlag tippte hinter der extrem hoch stehenden Grevener Kette auf, über den von Schocke irritierten, verdutzten Fiedler hinweg und ins Tor. Teutos Torjäger hätte der Kugel noch einen Stups geben können, doch er blieb weg und gönnte seinem überglücklichen Schnapper den Treffer (2:0/40.). Nun hätte Riesenbeck dem angeknockten Gegner das Licht ausknipsen können, bei einem Treffer von Marvin Grave hatte Greven Glück, dass Schiedsrichter Christoph Schulte auf Abseits entschied - diskutabel (45.). Überdies parierte Fiedler in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einen Elfmeter gegen Schocke - der war vorher von Linus Wolberg gefoult worden (45.+2). Es war schon der zweite verballerte Elfer der Teutonen in der noch jungen Saison.
Greven lebte noch, wechselte dreimal - und kam tatsächlich zurück: Nach einer Fechtel-Ecke verkürzte der eingewechselte Jeremias Wiethölter per Kopf zum 2:1 (52.), anschließend hätte sich die Geschichte aus dem ersten Durchgang beinahe wiederholt. Julin Muthulingam bekam 40 Meter vor dem leeren Tor den Ball kredenzt, schloss allerdings überhastet ab und verfehlte den Kasten (65.). "Ich glaube, er hat gar nicht realisiert, wie viel Platz er hatte", meinte Teuto-Coach Niklas Plake nach dem Spiel. Greven blieb im Spiel - und egalisierte in der Schlussphase mit dem Mute der Verzweiflung: Fechtel steuerte frei auf Knüppe zu, blieb aber hängen. Der Ball trudelte auf der Torlinie, wurde aber auch bei Jonas Rüschenschultes Kopfball geklärt. Erst im erneuten Nachsetzen feuerte Mats Bitter die Kugel an allen Abwehrbeinen vorbei ins Netz (2:2/83.). Dabei blieb's dann auch.
Teuto Riesenbeck - SC Greven 09 2:2 (2:0)
Tore: 1:0 Schocke (24.), 2:0 Knüppe (40.),
2:1 Wiethölter (52.), 2:2 Bitter (83.)
Bes. Vork.: Grevens Fiedler pariert FE gegen Schocke (45.+2)
Trainerstimmen
Niklas Plake (Teuto): "Greven hatte erwartungsgemäß viel Ballbesitz, das war auch so gewollt von uns. Hätten wir den Elfer kurz vor der Pause verwandelt, hätten wir wahrscheinlich noch eine größere Hürde aufgebaut. So ist der Gegner mit viel Tempo rausgekommen und hat es sehr gut gemacht. Das 2:1 fällt zu früh. Es ist sicherlich nicht unverdient, dass Greven hier den Punkt mitnimmt. Wir können leben, aber wenn wir das 3:0 oder das 3:1 machen, gehen wir mit großer Wahrscheinlichkeit als Sieger vom Platz."
Yannick Bauer (Greven 09): "Es war ein schwieriges Spiel für uns. Wir hatten so unsere Probleme mit dem tief stehenden Gegner. Anders als durch unsere Hilfe kam Teuto für nichts infrage - auch, wenn sie mit Schocke und Muthulingam vorne richtig Qualität haben. Das Tor zum 2:0 war bezeichnend, da waren wir in letzter Linie sehr unorganisiert. Auch Lukas Fiedler sieht da nicht gut aus. Vor der Pause kann uns der Gegner töten. Alle Spieler, die reinkamen, haben es sehr gut gemacht. Die Wechsel haben uns nach vorn gebracht. Es ist Wahnsinn, was wir für Torchancen wir verballern, das kannst Du keinem erzählen. Wir hatten vorher gesagt, wenn Du hier einen Punkt holst, dann ist es okay, weil es nicht einfach ist, gegen diese körperliche Wucht zu spielen. Im Strafraum sind wir gerade echt zu schlecht, um uns einen entspannten Abend zu machen. Man muss das eher als Punktgewinn einordnen, aber ich tue mich damit schwer, weil wir eigentlich viel mehr Qualität auf dem Platz hatten."