Scherping hält Vorwärts Epe am Leben
von Jakob Schulze Pals
(14.04.24) Ich will hier nicht zu sehr auf die Pathosdrüse drücken, aber mein lieber Scholli! Mittelfeldspieler Konstantin Gleis hatte es unter der Woche angekündigt – das Heimspiel gegen die SG Borken war für Vorwärts Epe möglicherweise die letzte Chance im Abstiegskampf nochmal ein Lebenszeichen zu setzen. Und was soll man sagen? Dramatischer hätte es die Truppe von Spielertrainer Timo Scherping nicht machen können.
Noch in der 90. Spielminute waren die Hausherren mausetot. Borken führte mit 1:2, Epe hatte einen völlig blutleeren Auftritt hingelegt. Doch dann kam der große Auftritt Scherpings. In der Nachspielzeit schnürte der Coach als selbsteingewechselter Edeljoker einen Doppelpack und machte mal eben den ersten Ligasieg seit Oktober klar. „Bis zur Nachspielzeit war es ein richtiges Gurkenspiel von uns. Vielleicht unsere schlechteste Saisonleistung“, erzählte Scherping nach Abpfiff. „Am Ende hat eigentlich keiner dran geglaubt. Ich selbst auch nicht, muss ich gestehen.“
Dabei hätte es für den Aufsteiger kaum besser losgehen können. Die Partie war keine zehn Minuten alt, da nutzte Till Sander die erste Chance des Spiels und brachte Vorwärts direkt in Front. Im Anschluss sollte dann allerdings eine Szene folgen, die die Spielzeit der Eperaner ganz schön beschreibt. Borken kloppte das Leder nach dem Anstoß nach vorne, Epes Abwehrmann Jo Wilkes unterschätzte das Ding erst und klammerte dann an seinem Gegner. Schiedsrichter Stefan Schönfelder zeigte auf den Punkt, da plärrte noch die Tormusik vom 1:0 aus den Boxen. Tim Bröcking stellte auf 1:1.
Nach Ausgleich im Schockzustand
„Nach dem Ausgleich war es auch zu wenig Leidenschaft von uns“, so Scherping. „Wir waren wie gelähmt, blutleer. Sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen, haben jedes Mal die zweiten Bälle verloren.“ Die Gäste machten derweil nun wirklich kein Überspiel, durften aber trotzdem in Front gehen. Bei einem Freistoß verlor Epe die Übersicht, Raphal Niehoff machte aus dem Gewühl heraus das 1:2.
Nach dem Seitenwechsel war im Grunde nicht viel. „Borken war so ein bisschen im Verwaltungsmodus. Und von uns blieb ein richtiges Aufbäumen eigentlich aus.“ In der 91. Minute fiel das Leder Scherping dann unverhofft vor die Füße. Der Coach wackelte erst seinen Gegenspieler aus und setzte das Spielgerät dann akkurat in die Maschen. „Erst danach ging nochmal richtig die Post ab“, erzählt er. „Bei einer Ecke stand ich dann völlig frei.“ Ein Weihnachtsgeschenk im April. Scherping nahm’s an und köpfte das Ding rein. Heimsieg, drei Punkte, Wahnsinn!
Vorwärts Epe – SG Borken 3:2 (1:2)
1:0 Sander (6.), 1:1 Bröcking (7./FE)
1:2 Niehoff (21.), 2:2 Scherping (90.+1),
3:2 Scherping (90.+3)