"Langweilig wird einem nicht"

von Fabian Renger

(03.09.21) Was man nicht alles so macht während einer Pandemie. Nico Eschhaus und Nils Heubrock sind beispielsweise unter die Handwerker gegangen. Der Torwart des 1. FC Gievenbeck (Eschhaus) und der Kapitän (Heubrock) haben sich irgendwann im Winter gedacht: Was Tine Wittler kann, können wir auch! Die Kabine der 49ers sollte schöner werden. Erst sollten nur die Fliesen und der Boden erneuert werden - am Ende bekam die gesamte Kabine einen neuen Anstrich. Wenn schon, denn schon. Kurz vorm Trainingsstart war alles fertig. Das Resultat? 1A!

"Das Ergebnis kann sich sehen lassen, es sieht schon hochwertig aus. Ich glaube, nicht jede Drittliga-Kabine sieht so gut aus", ist Heubrock zufrieden mit der Arbeit. Sein Kollege aus dem Tor und er holten eine Menge Helfer dazu. Lokale Handwerker, Freunde, Familienangehörige, Team- und Vereinskameraden. In den Zeiten, wenn Trainingseinheiten angestanden hätten, samstags, sonntags: Eine Menge Zeit ging drauf. Aber es hat sich definitiv gelohnt. "Wir hatten die Hauptzügel in der Hand", erklärt "Heu". Eschhaus und er hätten aber so manche Feinarbeit lieber den Experten überlassen, gibt er lachend zu. War vielleicht auch besser so.

Drei Trainer in zwölf Jahren

Es kommt nicht von ungefähr, dass ausgerechnet Eschhaus und Heubrock die Kabine verschönerten. Gemeinsam mit Christian Keil kam Heubrock 2009 (!) zum FCG. Eschhaus folgte 2011. Alle drei blieben seitdem - nur unterbrochen von Auslandsreisen o.Ä. - bei den 49ers. Mehr Identifikation geht nicht. "Langweilig wird einem nicht", stellt Heubrock klar, als wir ihn das fragen, ob nicht irgendwann mal ein Tapetenwechsel angebracht gewesen wäre. "Es kommen ja immer noch neue Herausforderungen auf einen zu." Den 30-Jährigen jetzt noch in einem anderen Trikot zu sehen? Wir können uns das nicht vorstellen. Heubrock auch nicht, wie er sagt. "Sehr wahrscheinlich wird das Fußballende auch mit Gievenbeck einhergehen. Oder man muss die alten Herren nochmal unterstützen."

Bis dahin dauert's aber wohl noch ein paar Jahre. Ganze drei (!) Trainer hat er in zwölf Jahren gehabt. Maik Weßels, Benjamin Heeke und seit dem vorigen Sommer Florian Reckels. "Da hat man alle Trainertypen mal durch", umschreibt es Heubrock. Es gebe auch mit jedem Trainer immer mal wieder Neues zu entdecken, etwas Neues mit zu entwickeln. Als einer der Alteingesessenen hat er natürlich auch ein Auge auf den Nachwuchs. Die Durchlässigkeit zwischen U19 und Erster ist in unseren Gefilden bekanntlich kaum so gut wie in Gievenbeck. Gibt's da bald neue Keils, Eschhaus' oder Heubrock? Heubrock bejaht dies: "Ich denke, wir haben ein paar Jungs, die das so machen werden."

Spiel der Woche

Können wir uns auch gut vorstellen. Heubrock weilt am Donnerstagabend, als wir bei ihm durchklingeln, im bayrischen Weiden. Der Beruf hat den Vertriebs-Trainee dorthin verschlagen, die Hotel-Sauna war schon gebucht. Vorher musste er aber passenderweise mit uns anschwitzen. Schließlich steht da am Wochenende ein kleines großes Derby an: Der FCG reist nach Kinderhaus. Wir kommen auch mit der Kamera und Tino Wermeling vorbei - das wird unser Spiel der Woche.

Oberliga Westfalen

RSV Meinerzhagen - FCE Rheine (Fr., 19.30 Uhr)
Der RSV hat zwei Neuzugänge zu vermelden - besser gesagt: Zwei Rückkehrer! Alessandro Tomasello und Can Sakar werden ab sofort wieder für den RSV auflaufen. Das vermeldet der Club auf seiner eigenen Webseite. Der Offensive Mittelfeldspieler Tomasello  verfügt über die Erfahrung von über 100 Oberliga-Spielen, mehreren Junioren-Bundesliga-Einsätzen sowie ebenfalls Regionalliga-Erfahrung. Sakar hat in der vierthöchsten Spielklasse auch bereits gespielt, ebenso mehrfach in der Jugend-Bundesliga. Die Verträge der beiden in Meinerzhagen waren zum 30.6. geendet, jetzt kommt's zum Comeback. Schon gegen Rheine könnten sie einsatzbereit sein.
Heimspiel-Tipp: 0:1
Heubrock: 1:2

SC Preußen Münster II - Hammer SpVgg (So., 15 Uhr)
Auch das noch. Erst standen die Münsteraner am vorigen Sonntag auf dem Weg nach Sprockhövel Ewigkeiten im Stau, dann verloren sie mit Tobias Heering und Keeper Steffen Westphal zwei Spieler aufgrund eines Platzverweises - und trotzdem ging das Spiel nur 0:1 verloren. Am Mittwoch berichteten die Kollegen der Westfälischen Nachrichten zu allem Überfluss von weiterem Ungemach. Das Spiel würde 0:2 gegen die Preußen gewertet, Kerem Sengün hätte nicht spielen dürfen - er war vorm Corona-Break Ende Oktober 2020 vom Platz geflogen und eigentlich noch gesperrt. "Die Leistung der Jungs bleibt. Und die war überragend. Den Rest haben wir aufgearbeitet. Jetzt bereiten wir uns auf Hamm vor", bestätigt Preußens Cheftrainer Kieran Schulze-Marmeling die Geschichte auf unsere Nachfrage. Die Offiziellen Mitteilungen des FLVW machen die Wertung am Freitag offiziell. Die Adlerträger müssen 100 Euro Ordnungsgeld bezahlen, Westphal und Heering sind für zwei Spiele gesperrt. 
Heimspiel-Tipp: 3:2. Hamm gewann zwar nach 827 (!!!) Tagen mal wieder ein Oberliga-Spiel (4:0 gegen Erndtebrück) und hat Blut geleckt, doch die Preußen sind an diesem Tag einfach zu gallig.
Heubrock: 1:1

TuS Haltern - SpVgg Vreden (So., 15 Uhr)
Hui! Der TuS war wohl Dorfgespräch in Haltern. Der Grund: Die erste Mannschaft ließ sich fürs offizielle Mannschaftsfoto in der Westruper Heide ablichten. Die Westruper Heide ist jedoch ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Da ein Teamfoto zu machen - mindestens ungünstig. Inzwischen wurde der dazugehörige Instagram-Beitrag gelöscht. Sportlich machte der TuS derweil in Siegen am ersten Spieltag eine richtig starke Figur und gewann - leicht überraschend - 2:0. Stark! Vredens Leistung gegen Gütersloh (0:2) war aber auch okay.
Heimspiel-Tipp: 3:1
Heubrock: 2:1

Westfalenliga 1

Westfalia Kinderhaus - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
So viele Derbys gegen Kinderhaus bestritt Heubrock gar nicht. Zumindest in Ligaspielen treffen die beiden Teams erst seit relativ kurzer Zeit wieder aufeinander. Was für einen Gievenbecker das wichtigste Stadtderby sei? "Da muss man den Fromme oder so fragen", sagt Heubrock, der selbst aus der Preußen-Jugend stammt. Letztlich sei es aber wumpe. "Derbys musst du immer gewinnen, sonst kannst du dir freitags in der Altstadt Sprüche anhören." Motivation ist genug vorhanden: Im Vorjahr siegte Kinderhaus 2:1. Da gibt's was zu berichtigen für die 49ers.
Heimspiel-Tipp: "Die Jungs sind motiviert, aber das ist ja immer so bei Münsteraner Derbys", sagt Westfalias Coach Holger Möllers. Er hofft, dass sein Team einen kühlen Kopf bewahrt - und das 0:2 aus Mesum wieder wett macht. Hmm. Wir sagen: Gievenbeck gewinnt 3:1
Heubrock: 2:1 für uns.

TuS Tengern - SV Mesum (So., 15 Uhr)
Am 22. September reist Preußen Münster zum Westfalenpokal-Match nach Tengern. Gäste-Fans sind dort nicht zugelassen. Hoffentlich lässt man die Mesumer am kommenden Wochenende rein. SVM-Coach Marcel "Cello" Langenstroer und seine Bande dürften aber definitiv reinkommen. Der Auftakterfolg gegen Kinderhaus hat vermutlich ordentlich Auftrieb geben. Tengern gewann am Donnerstagabend sein Kreispokal-Spiel beim Lübbecker A-Ligisten VfB Fabbenstedt mit 3:0, kassierte dabei aber einen Platzverweis.
Heimspiel-Tipp: 1:2
Heubrock: 3:1 für Mesum. Nils Wiedenhöft [ein alter Kumpel aus Heubrocks Preußen-Zeit, d. Red.] muss den Kasten so gut es geht sauber halten.

TuS Hiltrup - Lüner SV (So., 15 Uhr)
Lünens Coach Axel Schmeing bemängelte in einem Interview mit dem Ruhrnachrichten vorm ersten Spiel offen den Fitnesstand mancher Akteure. Von einer sehr schlechten Verfassung zum Auftakt war da die Rede und von vier weiteren Vorbereitungs-Wochen, die nötig gewesen wären. Immerhin: "Es gab aber auch Spieler, die sich wie ambitionierte Westfalenliga-Spieler fitgehalten haben." 13 Spieler sind neu im Kader, Schmeing kam aus Holzwickede aus der Oberliga. Einspielen ist schwer. Schmeing: "Meine Erwartungshaltung ist jedenfalls nicht sehr hoch, wenn es um ein technisch und taktisch vernünftiges Fußballspiel geht." Rumms! Der Auftakt gegen GW Nottuln ging 0:2 verloren. Der zentrale Mittelfeldspieler musste aufgrund der aktuellen LSV-Personalnot als Rechtsverteidiger auflaufen, mit Bilal Abdallah und Sebastian Hahne mussten zwei Spieler verletzt raus. Hört sich alles nicht gut an.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Nach dem 0:1 und einer guten Leistung in Espelkamp belohnt sich Hiltrup für einen couragierten Auftritt.
Heubrock: 1:1

GW Nottuln - SC Peckeloh (So., 15 Uhr)
Vergesst Rach, den Restauranttester! Vergesst Klaas als Scheißhaustester! Jetzt kommt Mario Dening, der Bratwursttester! Unter dem Namen '#BRAIMBRÖ' bewertet der Nottulner Keeper künftig auf der Instagram-Seite der Mannschaft die Bratwürste auf den Sportplätzen der Gegner. Eine tolle Rubrik, finden wir. Den sportlichen Part sparen wir uns an dieser Stelle einfach mal.
Heimspiel-Tipp: 3:0
Heubrock: 2:0

Borussia Emsdetten - TuS Sinsen (So., 15 Uhr)
Schonmal 60 Meter in 7,33 Sekunden gelaufen?  Oder 200 Meter in 21,8 Sekunden? Oder die 400 Meter in 47,7 Sekunden? Wir definitiv nicht. Lorenz Niedrig schon. Ein Leichtathlet, der Fußball spielt. Und zwar für Sinsen. Gegen Neuenkirchen traf er ins Netz und flog später runter. Deswegen kann Borussia am Wochenende aufatmen. Der 'Usain Bolt der Westfalenliga', wie ihn "Ruhrkick.TV" einst nannte, konzentriert sich bald wieder ganz auf die Leichtathletik, Mitte September ist laut der Waltroper Zeitung Schluss mit dem Kicken. Die ganze Liga kann aufatmen. Auch Mirko Grieß, treffsicherster Sinsener der Vorsaison, hat sich auf dem letzten Drücker in dieser Woche noch verabschiedet. Damit fehlen Trainer Dennis Hübner gleich die beiden torgefährlichsten TuS-Akteure der Vorsaison. Aua.
Heimspiel-Tipp: 3:1
Heubrock: 2:2