Aus einer klaren Kiste wird ein echter Hitchcock

Von Fabian Renger

(14.05.23) Na, ob Toni Nagelmann - ich hoffe, wir dürfen dich Toni nennen, sonst beschmeiße uns mit Mist - das verkraften wird? Da gelang dem Spieler von Eintracht Mettingen II im Auswärtsspiel bei GW Steinbeck bis zur Pause gleich mal ein Hattrick und Mettingen führte nach 45 Minuten mit 4:0. Die Geschichte war schon schreibfertig: Nagelmann schießt Steinbeck ab. (jegliche Wortspiele á la weggenagelt sind öde) Doch dann kam die zweite Halbzeit und Mettingen dachte sich: Hey, Freunde, wir sorgen mal für ein bisschen Spannung. Nach dem Schlusspfiff stand's plötzlich nur noch 5:3 für die Gäste. So dürfen wir Nagelmann loben, müssen aber eher über einen dezent seltsamen Spielverlauf sprechen. Sorry, Dude!

Denn was bitteschön waren das für zwei grundverschiedene Halbzeiten? Die erste ging komplett an Mettingen. "Da haben wir richtig klasse gespielt, die Tore toll rausgespielt", erzählte Mettingens Übungsleiter Jochen Löffers. Neben Nagelmanns drei Buden (5./16./45.) traf noch Tristan Baune (45.). Die abgestiegenen Steinbecker waren zwar körperlich anwesend, aber..naja, mehr auch nicht.

Steinbeck war vor der Pause nicht existent

"Wir wollten nochmal ein gutes Heimspiel machen. Den Zuschauern, die dann nochmal kommen, zumindest zeigen, dass wir ein Team sind. Ich hab gesagt: Wir müssen als Mannschaft auftreten und die Mannschaft, die mehr will, die mehr Power hat, die einfach präsenter ist, wird gewinnen", holte GWS-Coach Klaus Frank aus. "Wir waren nicht da." Kann man so sagen. In der Halbzeitpause appellierte er an die Ehre seiner Jungs, sie würden ja wohl nicht 0:8 verlieren wollen. Und siehe da: Nach dem Wiederanpfiff war alles anderes.

Mettingen war gar nicht mehr präsent, gar nicht mehr richtig am Mann, die Fehler häuften sich in jeglichen Bereichen. Die Konzentration war offenbar im nahe gelegenen Kanal baden gegangen. Und so wurde aus dem so semispannenden Kick ein absoluter Hitchcock.

Bastin Determeyer war on fire

Bei den Hausherren schwang sich Bastin Determeyer zum Hautpdarsteller auf. Zwei Treffer gingen auf seinen Nacken - einmal nach einem Alleingang, einmal nach einem Abschluss auf etwa zwölf Metern. 1:4 (50.), 2:4 (71.). Und dann holte Bastin Determeyer auch noch einen Strafstoß raus. Julian Oelgemöller verwandelte. 3:4 (77.). Herrschaftszeiten. Steinbeck war dran, verballerte noch kräftig Großchancen. Gleichwohl: Auch Mettingen (abermals Nagelmann, Mathias Rottmann oder Kevin Burbrink) verpasste zunächst das fünfte Tor.

Frank hatte so einen Spielverlauf schon häufig miterleben müssen in dieser Saison. Oft sah er diese zwei Gesichter seiner Elf. Vielleicht, räumte der Trainer schließlich selbst ein, steige man daher auch nicht unverdient ab. Andererseits: Vielleicht wäre auch viel mehr drin gewesen in dieser Spielzeit.

Jedenfalls: Es blieb bis in die Nachspielzeit ein Nägelkauer. Dann machte Ben Baumann das 5:3 klar (90+2.). Und damit war die Messe endgültig gelesen. Für Toni Nagelmann wohl besser so. Wenn man einen Dreierpack schießt und das nachher nicht für einen Dreier gereicht hätte, nicht auszumalen, was das für seelische Folgen gehabt hätte...

GW Steinbeck - Eintracht Mettingen II 3:5 (0:4)
0:1 Nagelmann (5.), 0:2 Nagelmann (16.)
0:3 Baune (22.), 0:4 Nagelmann (45.)
1:4 B. Determeyer (50.), 2:4 B. Determeyer (71.)
3:4 Oelgemöller (77./FE), 3:5 Baumann (90+2.)