90+3.: Goltsche ist Steinbecks Derbyheld

Von Fabian Renger

(26.08.23) Es läuft die 93. Minute. Der SV Uffeln hat GW Steinbeck zu Gast, es steht 2:2. Für Steinbeck ist es aber zum Abschalten noch zu früh. Zu dritt gehen Nico Kewe, Bastin Determeyer und Oliver Schmerge vorne nochmal drauf. Uffelns Keeper Lukas Weber spielt einen bescheidenen Ball zu einem seiner Verteidiger, der offensichtlich Angst bekommt vorm Steinbecker Dreigestirn und den Ball eher schlecht als recht zurückspielt. Determeyer läuft dem Rückpass hinterher, kriegt ihn so halb und stößt dabei mit Weber zusammen. Das Leder fliegt nach links, Malte Goltsche muss aus 15 Metern nur noch einschieben. 3:2 für GWS. Der Rest: Ekstase, eine fliegende Kappe und drei Steinbecker Derby-Punkte. Kurz danach war nämlich Schluss. Und danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen - der Halbzeitstand lautete noch 2:0 für Uffeln...

"Ich glaube nicht, dass die Leute, die am Platz gewesen sind, zu dem Zeitpunkt noch was auf Steinbeck gesetzt hätten", meinte Uffelns Coach Frank Otte. Die erste Halbzeit gehörte zunächst zwar Steinbeck , große Torchancen waren allerdings Mangelware. "Wir haben uns reingefightet", so Otte. Und auf den Fight folgte ein Doppelpack: Halbfeld-Freistoß Patrick Sundermann, Kopfball Janek Unnerstall, 1:0 (31.). We call it Klassiker. Kurz danach legten die Hausherren nach. Schön sah das aus, wie sich Levin Hillermann und Robin Wehmeyer durchs Mittelfeld doppelpassten. Am Ende schoss Wehmeyer ein. 2:0 (33.). (Laut Netz soll's Hillermann gewesen sein, falls er es wirklich gewesen ist: Kloppt euch drum...)

Steinbeck und die Blödheit

Jau. Gut begonnen und dann 0:2 hinten. Toll. Die 200 Zuschauer - mindestens, tendenziell wohl mehr - waren sich wirklich sicher: Das Derby geht an den SVU. "Das war wieder das typische Bild: Durch eigene Blödheit machen wir uns das kaputt", schüttelte GWS-Coach Patrick Hoffmeyer ebenfalls mit dem Kopf.

Spannend wäre es geworden, wenn Mathis Sand kurz vor der Halbzeit nicht an die Uffelner Latte geköpft hätte. Kein 2:1. Langweilig wäre es geworden, wenn kurz nach der Halbzeit GWS-Keeper Christian Niehüser nicht gegen Hillermanns Distanzschuss zur Stelle gewesen wäre. Kein 3:0.

Malte Goltsche braucht keine lange Anlaufzeit

Kommen wir jetzt zu einem neuen Mann in unserem Kreis. Malte Goltsche ist neu in Steinbeck, trieb vorher in Niedersachsen sein Unwesen. Für uns ist er noch ein Phantom. Bei fussball.de fehlt ein Bild, in unserem Archiv auch. Aber wir werden ihn wohl noch knipsen (müssen), denn der Junge kann was. Hoffmeyer wechselte ihn nach 50 Minuten ein. Und nach 57 Minuten verwandelte Goltsche einen Freistoß mit seinem linken Huf direkt. Sah gut aus. Es kam noch besser für den Ex-A-Ligisten: Bastin Determeyer glich wenig später zum 2:2 aus (59.). Alles wieder offen.

Die zweite Halbzeit sei stark gewesen, befand Hoffmeyer. Was genau? "Einfach die Moral! Die Jungs haben daran geglaubt, haben die Meter gemacht, der Wille war da." Es entwickelte sich ein offenes Derby mit Vorteilen für die Gäste, allerdings hatten sie auch ein paar Wackler in petto. Irgendwann brach die Schlussphase an. Nico Kewe erzielte sogar das vermeintliche 3:2 - aber der gute Referee Oliver Bruns entschied auf Abseits (90+1.). Zwei Minuten drauf war dann Kacktor-Zeit. Uffeln spielte eine Runde 'Nimm du ihn, ich hab ihn sicher' und Goltsche wurde zum Derbyhelden. Der Rest war eine fette Jubeltraube in grün und weiß. Hoffmeyer verlor dabei sogar noch seine Kappe. Geschenkt.

"Dass du im Derby nach einem 0:2-Rückstand noch in der 93. mit 3:2 gewinnst, ist 'ne geile Sache", freute sich der Gäste-Coach. Otte seufzte und stöhnte: "Ein Derby zu verlieren und das in der letzten Minute, das tut immer weh."

SV Uffeln - GW Steinbeck 2:3 (2:0)
1:0 Unnerstall (31.), 2:0 Wehmeyer (33.)
2:1 Goltsche (57.), 2:2 B. Determeyer (59.)
2:3 Goltsche (90+3.)