Borken will doch nur ein "Kacktor"

von Felix Brüggemann

(24.03.24) Wenn irgendein überdurchschnittlich interessierter Leser über die Probleme des RSV Borken Buch führen würde, würde dieser eine nicht zu erklärende statistische Häufung feststellen. Die Männer aus der Kreisstadt stehen nämlich immer wieder vor der gleichen Herausforderung: Was mache ich mit dem Ball vorm Tor? Eine Frage, die zwar nicht kompliziert klingt, aber die Nerven von Borkens Coach Sven Elsbeck verlässlich sonntags zwischen 15:00 und 16:45 aufs Äußerste reizt. So auch an diesem Sonntag. Der RSV verlor auswärts bei Westfalia Osterwick mit 3:1 (0:0). 

Die erste Halbzeit stempelte der Osterwicker Trainer Tobias Paschert als “klassische 0:0-Halbzeit“ ab. Borken hatte mehr vom Spiel, Osterwick hatte Probleme, die gefährlichen Räume zu besetzen. Auf beiden Seiten ging, auch aufgrund der schlechten Platzverhältnisse, viel über Langholz. Heute begann Elsbecks Leiden früh. Björn Seeger hatte den Westfalia-Schlussmann schon überlupft, ehe er die Orientierung verlor und die Chance so vergab. Auch andere Abschlusssituationen, bei denen es die Gäste zu genau machen wollten, fielen auf. „Immer dann, wenn es gefährlich werden kann, treffen wir die falschen Entscheidungen“, ärgerte sich Elsbeck und fügte an: “Ich weiß auch nicht, wie ich den Zwang, zu schön spielen zu wollen, aus den Köpften kriegen soll.“ 

“Sebastian aus der Zweiten“

In der Halbzeitpause nahm sich die Westfalia vor, jetzt selber wieder stärker auf spielerische Lösungen zu setzen. Dafür wurden die Gastgeber schon nach guten fünf Minuten belohnt. Nach einem Doppelpass zwischen Mario Worms und Noah Eggemann traf letzterer aus zehn Metern ins Tor. Wiederum drei Minuten später staubte Sebastian Popinski nach einem Ecken-Gestocher zum 2:0 ab. In der 65. Minute traf Seeger nach einer Halbfeldflanke zum Borkener Anschlusstreffer. „Dann haben wir natürlich hinten aufgemacht, offensiv umgestellt und gewechselt.“ In Minute 77 stellte schnürte Popinski dann seinen Doppelpack und stellte den alten Vorsprung wieder her. Der linke Außenbahnspieler holte sich ein Extralob von Coach Paschert ab: “Er ist erst im Winter aus der Zweiten gekommen und hat sich seitdem zu einem absoluten Stammspieler entwickelt. Er verdient sich seine Tore durch harte Arbeit. Da ist man als Trainer natürlich auch ein wenig stolz.“ 

Am Ende stehen drei Punkte für die Westfalia, die die Rosendahler für den Moment an der erweiterten Spitzengruppe der Liga schnuppern lassen. Auf Schöppingen und Reken sind es nur noch zwei Punkte, auf den ersten Abstiegsrang immerhin schon elf. Paschert war mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden: “Ich glaube unterm Strich ist der Sieg verdient. Wenn du in einer Halbzeit drei Tore machst und hinten wenig zulässt, machst du nicht allzu viel falsch.“ Elsbecks Hauptärgernis blieb nach Abpfiff die Entscheidungsfindung seiner Mannschaft: “Wir treffen einfach viel zu oft die falschen Entscheidungen und wollen es zu schön machen. Ich brauch nicht das Tor des Monats der Sportschau, ich wär mit dem Kacktor des Monats aus Zeiglers wunderbaren Welt des Fußballs vollkommen zufrieden.“