"Ein gutes Pferdchen...

von Christian Lehmann

(10.08.23) ... springt nicht höher, als es muss." Steffen Köhler hätte sich nach dem siegreichen Pflichtspiel-Auftakt in der ersten Runde des Kreispokals beim SC Reckenfeld mit dieser Binsenweisheit zufrieden geben können. Allein die Tatsache, dass die favorisierten Nullachter beim A-Liga-Absteiger mit 4:3 (2:0) die Oberhand behielten, stimmte den Spielertrainer des TuS Laer 08 aber nicht milde. "Es ist alles gut gegangen, wir sind eine Runde weiter. Mit dem Spielverlauf können wir aber sicherlich nicht zufrieden sein. Unerklärlich. Das ist ein kleiner Dämpfer", sagte er nach dem Spiel. 

Die erste Halbzeit verlief noch so, wie sich der A-Ligist das nach einer weitestgehend sehr ordentlichen Vorbereitung vorgestellt hatte: Die Gäste gingen nach einem langen Einwurf von Jannik Oldach durch den am zweiten Pfosten lauernden Neuzugang Ricardo Bredeck in Führung (19.), erhöhten nach Chip-Ball von Köhler über die gegnerische Kette durch Alex Hesener auf 0:2 (39.) und hatten im Verlauf des ersten Durchgangs weitere Top-Chancen durch Hannes Medding, Bredeck, Hesener und Nico Stippel.

Der, Bödeker und Simsek bringen Schwung rein

"Danach haben wir die Reckenfelder wieder ins Spiel zurück geholt", monierte Köhler. Sein Gegenüber, SCR-Coach Nemanja Jovanovic, hatte zur Pause drei Wechsel vorgenommen (Vargin Der, Tobias Bödeker und Ali Simsek kamen) - und damit den gewünschten Effekt erzielt. "Die erste Halbzeit hat Laer deutlich dominiert, sie hatten viele gute Momente. Die Gegentore haben wir allerdings ziemlich billig kassiert. Ich habe den Jungs zur Pause gesagt, sie müssen mehr Mut zeigen", erklärte er. 

Genau das taten sie: Nach einem gut getimten Pass von Ali Simsek in die Tiefe dribbelte Fabian Merfeld Laers Schnapper Alex Thüning aus und traf zum 1:2 (52.), nur zwei Minuten später stellte Der mit dem Treffer zum 2:2 die Uhren wieder auf Null. "Vargin weiß immer noch, wo die Kiste steht. 20 Meter vor dem Tor darfst Du ihn nicht frei zum Schuss kommen lassen", meinte Köhler. Blöd für sein Team, dass es genau das in der 54. Minute nicht machte. Der zog von der Strafraumkante ab und nagelte den Ball zum 2:2 ins Tor. Wenig später hätte Merfeld bei seinem Schuss an den Außenpfosten beinahe sogar die Führung für den Underdog erzielt (60.). 

Ampelkarte gegen Uhlenbrock

"Zu dem Zeitpunkt hat es sich angefühlt wie ein 50:50-Spiel, wir konnten zum Glück das Momentum für uns nutzen", sagte Köhler später. Nach einem Eckball bekam Marcel Lütke Lengerich den zweiten Ball und fand mit seiner Flanke Hannes Medding, der per Kopf auf 2:3 stellte (67.). Als dann in der 84. Minute der just aus dem Kroatien-Urlaub zurückgekehrte und 15 Minuten zuvor eingewechselte Julian Uhlenbrock mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen worden war, wurde es nochmal kribbelig für die Nullachter. Köhler marschierte jedoch nach eigener Balleroberung und guter Ballbehauptung von Leon Konermann durch und traf zum vorentscheidenden 2:4 (89.). Die Hausherren verkürzten zwar nochmal durch ein Kopfballtor von Der (90.+2), doch das kam zu spät.

"Wenn Fabian Merfeld das 3:2 macht, wird es ein anderes Spiel. Wir hätten nicht verlieren müssen. Ich hoffe, dass die Jungs jetzt verstanden haben, dass sie gegen jede Mannschaft bestehen können, wenn sie ein bisschen Mut und Willen zeigen", bilanzierte Jovanovic. Köhler wusste: "Zur Halbzeit muss es eigentlich schon 4:0 für uns stehen. Dann brennt in der zweiten Hälfte gar nichts mehr an..."

SC Reckenfeld - TuS Laer 08     3:4 (0:2)
Tore: 0:1 Bredeck (19.), 0:2 Hesener (39.),
1:2 Merfeld (52.), 2:2 Der (54.),
2:3 Medding (67.), 2:4 Köhler (89.),
3:4 Der (90.+2)
Gelb-Rote Karte: Laers Uhlenbrock (84./Foulspiel, Meckern)