Oberliga Westfalen/Westfalenliga 1 - Anschwitzen
Dann hat er einfach mal abgezogen
von Fabian Renger
(10.02.23) Was für ein irres Geschoss war das eigentlich? Es lief die 91. Minute in Erndtebrück. Spitzenreiter Preußen Münster II stand kurz davor, beim damaligen Drittletzten zu straucheln. Es stand 1:1. Da kam die Kugel mit etwas Glück vor die Flinte von Nick Selutin. Der machte noch zwei Gegenspieler nass und zog ab. Roundabout 25 Meter. Selutins Schuss passte genau oben links ins Kreuzeck. Die Definition von 'ansatzlos reingezimmert'. Glücksschuss oder Können? "Können - ganz klar", antwortet Selutin lachend. Glauben wir ihm das mal.
Fast wäre er mit dem Treffer sogar ganz groß rausgekommen. Sporttotal nominierte die Hütte zum 'Tor der Woche' auf Instagram. 34 Prozent stimmten für Preußens Linksaußen, einzig RW Oberhausens Rinor Rexha bekam mehr Stimmen. "Ich wohl einen guten Schuss, aber den treffe ich natürlich nicht immer so", sagt Selutin. "Ich hab mir gedacht: 90. Minute, ich nehme mal mein Herz in die Hand. Schießen kann ich auf jeden Fall." Ein Mann, ein Wort, ein Schuss, ein Traumtor. Einfache Gleichung.
"Könnte schlechter laufen"
Anfang des Jahres wurde er 21 Jahre jung. Bei sieben Toren steht er derzeit, für die Profis durfte er im Westfalenpokal gegen Wattenscheid ran in dieser Spielzeit - natürlich traf er. "Könnte schlechter laufen - ich hoffe, es bleibt so", sagt Selutin. Wie viele Saisontore gehen? Er strotzt nur so vor Selbstvertrauen: "Ich glaube, so 15." Er entstammt der Jugend des SV Burgsteinfurt, später zog es ihn zum FCE Rheine und zum BVB. Bis zur U17 blieb er bei der Borussia. Ansgar Knauff (Eintracht Frankfurt) oder Youssoufa Moukoko (BVB) waren die wohl bekanntesten Mitspieler. Die müssen Selutin diese Bude erstmal nachmachen. Zur U19 ging es dann zu den Preußen. Und dort ist er derzeit Teil einer wahnsinnigen Truppe.
Man muss sich das ja immer wieder vergegenwärtigen: Preußens Zwote kann nicht aufsteigen. Und dennoch reißen die eine sagenhafte Saison ab, verloren erstmal zweimal. Was macht Trainer Kieran Schulze-Marmeling bloß mit denen - es muss ganz schön hartes Motivationszeug sein. "Das kommt von alleine, wir sind alle sehr hungrig und wollen immer mehr", ist das Ende der Fahnenstage noch längst nicht erreicht, wenn's nach unserem Traumtor-Schützen geht. Klingt fast nach einer Drohung für die Konkurrenz.
Oberliga Westfalen
SC Paderborn II (U21) - FCE Rheine (So., 15 Uhr)
Eigentlich war der 2. Liga-Unterbau ja sowas wie ein Lieblingsgegner der Eintracht. Die vergangenen drei Duelle gewann Rheine allesamt zu Null. Jedoch ging es jeweils daheim an der Sache. Der letzte Ausflug nach Paderborn ist schon ein bisschen her. Es war der 14. Dezember 2018. Am Sonntag werden es 1.522 Tage sein. Das Ergebnis lautete seinerzeit: 8:1 für den SCP. Eigentlich muss Rainer Sobiech den Spielbericht von damals vor rappen - dann sollte die Mannschaft heiß genug auf Wiedergutmachung sein. Damit Paderborn auch der Lieblingsgegner bleibt. Mit
Melvin Kalac hat der FCE zudem einen neuen Mittelstürmer unter Vertrag genommen, der schonmal
höher aktiv war.
Heimspiel-Tipp: Ein besserer Auftritt als im Dezember 2018. Ein besserer Auftritt als in der Vorwoche. Dennoch verliert der FCE. 2:1 heißt es nach 90 Minuten.
Selutin: 2:1
Delbrücker SC - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
Gievenbeck wartet seit dem 16. Oktober (!) auf einen Sieg. Aus den acht Ligaspielen holten die 49ers seither nur noch einen Zähler. Natürlich waren Gegner wie Bövinghausen, Paderborn, Gütersloh oder Rhynern dabei. Natürlich war die Leistung meistens besser als das Ergebnis. Dennoch wird's allmählich bedrohlich. Sprockhövel sprang dank des 1:0-Erfolgs am FCG vorbei, jetzt würde auch Schlusslicht Delbrück (ähnlich katastrophal in Form) mit einem Sieg punktemäßig gleichziehen. Lieber FCG: Es wird Zeit!
Heimspiel-Tipp: Der langersehnte Dreier. 1:4. Die Gievenbecker kommen schlecht rein, liegen hinten und dann drehen sie richtig auf. Hoffentlich ein Brustlöser.
Selutin: 2:2
SpVgg Vreden - Preußen Münster II (So., 15 Uhr)
Falls die SpVgg noch keinen Fanclub hat, dann eröffne ich den ersten. Alleine die Vorwoche zeigte, wie geil diese Mannschaft sein kann. Auch wenn Vredens Cheftrainer Engin Yavuzaslan im Nachhinein die Kirche im Dorf lassen wollte. Gegen die Preußen dürfte keinem Vredener die Knie schlottern. Schließlich können sie ja Spitzenteams: Vreden holte im Hinspiel ein 3:3 und schlug beispielsweise schonmal Bövinghausen. Also dann: Abfahrt!
Heimspiel-Tipp: Preußen stolpert. Vreden ballt die Faust. 2:1. (falls da so kommt, möchte ich einen Vreden-Schal)
Selutin: Wird ein hartes Spiel. Wir gewinnen 3:1. Ich mache eines, Luca Tersteeg macht eines, Luca Steinfeldt macht auch eines.
TuS Ennepetal - SF Lotte (So., 15.15 Uhr)
Die SF Lotte spielen auswärts. Deswegen ist eigentlich alles gesagt. Vielleicht sollten die SFL noch schnell einen Heimrechttausch forcieren. Schließlich ist nur Ennepetal in der Auswärtstabelle schlechter. Wir würden jetzt gerne mal ins Trainerzimmer von Lottes Coach Fabian Lübbers schauen, was der an Motivationstricks in Petto hat: Hat der ein 3D-Modell der heimischen Arena erstellt? Oder ein Panoramabild knipsen lassen, das er aufhängt? Wir würden es sonst mal mit einem "Hypnotiseur" versuchen, der die Mannschaft benebelt und innerlich nach Lotte beamt. Keine Ahnung. Irgendetwas muss doch helfen.
Heimspiel-Tipp: UNFUCKING FASSBAR: LOTTE GEWINNT EIN AUSWÄRTSSPIEL! 2:4. Viel zu wild, aber völlig egal.
Selutin: 0:3
Westfalenliga 1
Borussia Emsdetten - Lüner SV (So., 15 Uhr)
ABSETZUNG!!! Die Plätze am Teekotten wurden gesperrt, das Spiel steigt daher zu einem späteren Zeitpunkt.
TuS Hiltrup - RW Deuten (So., 15 Uhr)
Zwei 1:0- und zwei 3:1-Erfolge sowie ein 0:0. An den Hiltruper Vorbereitungsergebnissen lässt sich nichts aussetzen. Marcel Stöppels Mannschaft wurde im Winter gleich vierfach aufgepimpt: Dzan-Laurin Alic, Richard Groß, Richard Joaquim und Sören Jankhöfer kamen neu dazu. Quantitativ war das bitter nötig, qualitativ dürfte das Quartett den TuS ebenfalls voran bringen. Gegner Deuten steht auf dem ersten Abstiegsplatz, hat mit 43 Gegentoren die anfälligste Hintermannschaft. Hiltrup hat acht Punkte Vorsprung. Man könnte, wenn man wollte, von einem Sechs-Punkte-Spiel sprechen. Das RWD-Trainerteam Markus Falkenstein und Marek Swiatkowski verlängerte indes. Falkenstein fällt aufgrund einer Hüft-OP jedoch erstmal aus, daher steht vorerst Marco Jedlicka neben Swiatkowski an der Seitenlinie. Stöppel verlängerte unterdessen bereits bis 2025.
Heimspiel-Tipp: Hiltrup, wie es singt, siegt und lacht. 3:0!
Selutin: 3:1