Lottes phänomenale Vorbereitung

Von Alex Piccin

(12.02.19) Wenn wir in den vergangenen Wochen die Trainer gefragt haben, wie sie die Wintervorbereitung ihrer Mannschaft beurteilen, kam die Antwort "phänomenal" eher selten zurück. So aber tituliert Raphael Palm die zurückliegenden Übungseinheiten bei Lottes U23. Die im Sommer neu zusammengestellte Truppe hat sich bereits innerhalb einer Halbserie so weit gemacht, dass sie ihrer Zeit ein Jahr voraus ist. 

"Die Mannschaft hat sich extrem weiterentwickelt und ist auf einem richtig guten Weg. Wir haben aber keinen Druck, aufsteigen zu müssen. Das ist für 2020 vorgesehen", wehrt Palm aber gleich eine Anmerkung um einen früheren Klassensprung ab. Allerdings weist er nicht von sich, dass ein Aufstieg der Weiterentwicklung förderlich wäre. Damit kokettiert er auch: "Wir haben alle ein gemeinsames Ziel."

Bei den Sportfreunden hat sich seit Sommer viel getan. Palm und Co. pickten sich damals Jungs aus der Dritten heraus und gingen auf Einkaufstour, verpflichteten einen neuen Kader. Anlaufschwierigkeiten sind da ganz normal. Also steuerte das Trainerteam dagegen, forcierte durch diverse Maßnahmen das Kennenlernen. Vorteilhaft sei auch, dass fast alle Spieler im gleichen Alter sind und entsprechend ähnliche Interessen außerhalb des Platzes haben.

In Liga angekommen

Die Außendarstellung von Lottes Reserve war in den vergangenen Jahren alles andere als glänzend. An die daher und vom "Großeinkauf" rührenden Vorurteile beim Anhang der Konkurrenz kann sich Palm noch gut erinnern: "In Saerbeck wurden wir beispielsweise von den Fans als "Söldnertruppe' bezeichnet. Das hat sich mittlerweile gewandelt." Auch weil Lotte einen sauberen Fußball zeigt und sich nicht provozieren lässt. "Der Auftakt in Dickenberg (1:4, Anm.) hat uns geholfen, in der Liga anzukommen", so Palm. Immer weiter hat sich die SF-Reserve hochgekämpft und ist nun in Lauerstellung auf den Relegationsplatz.

Während der Winterpause ist kaum eine Einheit abgesagt worden. Musste ein Testspiel ausfallen, wurde unverzüglich und kurzfristig Ersatz gefunden. Die Lotter haben sich mit A-Ligisten gemessen und sind laut dem Trainer "nie untergegangen. Die Jungs haben sich nie hängengelassen." Aus dem Kollektiv hebt Palm zwei Spieler hervor. Leonard Schmale-Hüsemann kennt er aus der Jugend. Er kam bei den Kobbos und in Laggenbeck nicht so recht zum Zug, spulte für Lotte jetzt aber bereits 1000 Spielminuten ab und ist "als Achter extrem wichtig". Dann ist da Alexander Meyer senior. Als mit der Älteste hält er durch seine Kommunikation und Zweikampfstärke die Mannschaft zusammen.

Drenkelfort für Dixon

Ein Dritter war ein herausragender Akteur für diese Kategorie. War, weil er nicht mehr da ist. Der Engländer Benjamin Dixon hat vor, im Fußball Fuß zu fassen und wurde laut Palm in der Jugend von Charlton Athletic und Queens Park Rangers groß: "Für das Drittliga-Team hat es nicht gereicht, daher hat er bei uns gespielt. Wir haben ihm versichert, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen würden." Der torgefährliche Mittelfeldmann (9 Buden in 14 Spielen) hat sich im Januar dem Oberligisten Brandenburger SC angeschlossen. Der Coach hat unterdessen für Ersatz gesorgt und Aljoscha Drenkelfort reaktiviert. Der ehemalige Laggenbecker und Jugendspieler der ISV hat in Lotte gebaut und steigt jetzt wieder ein. Der schnelle 28-Jährige besticht als Linksfuß mit einer feinen Technik und ist für die offensive Außenbahn eingeplant.

Zwei weitere interne Abgänge haben die Sportfreunde zu vermelden: Jan Engel und Luis Frye schließen sich der Dritten an. Dazu wird Alexander Meyer junior ab März für drei Monate aufgrund eines USA-Aufenthalts nicht zur Verfügung stehen. "Er hat mir zugesagt, am letzten Saisonspiel wieder da zu sein", sagt Palm augenzwinkernd. Der komplette Kader hat ligaunabhängig für die kommende Spielzeit zugesagt, sechs externe Neuzugänge hat Palm an der Angel. Steigt Lotte auf, ist die Zusage fix. Dazu darf er sich aus einem 14-köpfigen Topf A-Junioren bedienen.

Bock auf den Aufstieg haben sie am Lotter Kreuz, keine Frage. Doch die Sportfreunde sind, wie die Konkurrenz, auf Dickenberg angewiesen. Unwahrscheinlich sei es nicht, dass trotz der aktuell sechs Punkte Vorsprung noch etwas geht, meint Palm: "Dickenberg ist in der Vergangenheit in den Rückrunden eingebrochen."