Bezirksliga 11
Stadtlohn gratuliert zähneknirschend
von Christian Lehmann
(07.05.20) In der Bezirksliga-Staffel 11 scheint die Sache eindeutig. Zumindest auf dem Papier. Laut Empfehlung des Verbands-Fußball-Ausschusses steht der TuS Haltern II als Aufsteiger in die Landesliga fest. Der aktuelle Tabellenführer stand auch nach Beendigung der Hinrunde ganz oben. Faire Gratulationen gab's vom Tabellenzweiten aus Stadtlohn. Dennoch ist man beim SuS nicht ganz glücklich mit dem Kompromiss-Vorschlag.
"Ich habe gerade die Glückwünsche von Stadtlohns Trainer Stefan Rahsing entgegen genommen. Er hat mir gesagt, dass wir uns den Aufstieg verdient haben, dass sie aber gerne noch das Rückspiel gegen uns gespielt hätten. Es fühlt sich schon gut an, aber die Emotionen fehlen natürlich. Wir hätten das gerne auf dem Platz entschieden", sagt Halterns Aufstiegstrainer Timo Ostdorf. Der Vorsprung des lange unangefochtenen Tabellenführers, der Stadtlohn am 11. Spieltag an der Spitze abgelöst hatte, war zuletzt immer weiter geschmolzen und hatte nur noch drei Punkte betragen.
Schley: "Wir hätten es verdient gehabt"
Gerade deshalb bedauert Stadtlohns Geschäftsführer Michael Schley. Als Vorsitzender der Bezirks-Spruchkammer ist er nah dran am Verband und kann die rechtlichen Dimensionen, mit denen sich die Entscheider in den vergangenen Tagen und Wochen beschäftigen mussten, einordnen. "Ich würde nicht sagen, dass wir uns als Verlierer oder Härtefall sehen. Wir hätten es einfach verdient gehabt. Ich finde es absolut in Ordnung, dass es keine Absteiger gibt, aber dann sollten nicht gleichzeitig den Teams, die oben stehen, Nachteile entstehen. Wir hätten es noch aus eigener Kraft schaffen können, aufzusteigen. Zum Teil steigen jetzt Mannschaften auf, die sechs oder sieben Punkte Rückstand auf den Tabellenführer haben. Eine Mannschaft wie die Hammer SpVgg, die nicht ein einziges Spiel gewonnen hat, bleibt in der Oberliga - wir dürfen mit einem Quotienten von 2,4 nicht aufsteigen! Das hat für mich mit sportlicher Wertschätzung nichts zu tun."
Die Verärgerung in Stadtlohn ist auch deshalb groß, weil das Team auch in der vergangenen Saison unter äußerst unglücklichen Umständen aus der Landesliga abgestiegen war - weil der SC Münster 08 seine Abmeldung vom Spielbetrieb erst nach Ablaufen der Frist am letzten Spieltag einreichte. "Da hatten wir's nicht verdient, jetzt ist das anders. Wir wollen diese Ausnahme-Situation ja gar nicht ausnutzen, wir wollen nur fair behandelt werden." Große Hoffnungen, dass es vielleicht doch noch ein Hintertürchen in die Landesliga gibt, macht sich Schley nicht. "Das wird uns aber nicht umwerfen. Wir haben eine gute, junge Mannschaft und werden von Neuem angreifen."
Aufstieg als wichtiger Baustein
Das wird auch die Zwote des TuS Haltern - allerdings in der Landesliga. Der Aufstieg ist auch ein wichtiger Baustein im Konzept des Regionalligisten, der in den kommenden Jahren konsequent auf Spieler aus der Region setzen will. In der nächsten Saison sollen nach dem Vorbild von Athletic Bilbao bereits 50 Prozent des Kaders der ersten Mannschaft aus Haltern kommen, im Jahr darauf sogar drei Viertel. Deshalb wird die Reserve auch die Leistungsträger Paul Keller und Marcel Klakus ans Regionalligateam abgeben. Dennoch sieht Ostdorf seine Truppe für die Zukunft gut aufgestellt. "Wir haben eine gute U19, von der wir einige Jungs übernehmen werden. Unsere ältesten Jugendjahrgänge werden so in Zukunft noch mehr gefordert sein. Ich finde das auch richtig. Nach Corona werden viele Vereine ohnehin diesen Weg gehen müssen. Ich glaube, dass sich der Amateurfußball dahingehend verändern wird - und muss."
Den knapp am Aufstieg gescheiterten Stadtlohnern wünscht er alles Gute. "Sie haben auch eine überragende Saison gespielt und hätten es sich verdient gehabt."