Das schwere Hackenfort-Erbe

von Christian Lehmann

(29.01.20) Dass er ein schweres Erbe antritt, wusste Uwe Stampfer bereits, als er im vergangenen Sommer die Nachfolge von Rainer Hackenfort antrat. Der stürmende Spielertrainer, der inzwischen beim SV Heek gelandet ist, bewegte den TuS Wüllen nach dem Aufstieg 2017 nah am Optimum, feierte mit Platz fünf und sechs in den letzten beiden Spielzeiten für den Verein große Erfolge. Dass er sein Team jedoch durch eine solche Seuchen-Hinrunde manövrieren muss, hatte der frühere Coach von Union Wessums Frauen nicht absehen können. Dennoch ist für den Tabellen-17. noch längst nicht alles verloren, vor dem Start der Rückrunde überwiegt der Optimismus.

Nicht nur Hackenfort, sondern auch Michael Haeske (Spielertrainer beim SC Ahle) und Tim Sicking (Eintracht Ahaus) musste Stampfer schon zu Saisonbeginn ersetzen, auch Moritz Uppenkamp hat sich zum Studium nach Frankfurt verabschiedet. Einer der größten Leistungsträger, Malte Tenhumberg, fiel mit Hüftprobleme ebenfalls lange aus. Auch der ursprüngliche Plan, Stampfer einen spielenden Co-Trainer zur Seite zu stellen, zerschlug sich. Keine guten Vorzeichen.

Trainerwechsel im Sommer

"Wir hatten wahnsinniges Verletzungspech. Und wenn man einmal unten drin steht, ist es nicht so leicht, dort wieder rauszukommen", sagt der Trainer, der sich im Sommer verabschiedet und vom Spielertrainer-Duo Johannes Dönnebrink und Maik Hollweg beerbt wird. "Ich hätte gerne weiter gemacht, aber der Verein will wieder einen Spielertrainer installieren und kommt mit dieser Philosophie besser klar." In der Tat fehlt der zweitschwächsten Defensive der Liga (54 Gegentreffer) im zentralen Bereich ein ruhender Pol, der auch mal dazwischenhaut - im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. 

Das heißt aber nicht, dass es in dieser Spielzeit keine erfreulichen Erkenntnisse gibt. Youngster Noah Thebelt etwa hat sich in der Abwehrmitte exzellent entwickelt und lädt schon jetzt große Last auf seine Schultern. Christopher Behrendt ist mit elf Treffern Wüllens Lebensversicherung. Generell ist der TuS mit ihm und Alexander Edel offensiv sehr gut besetzt. Weil das so ist, streut das Team im Spiel nach vorn auch mal einen langen Ball ein. "Wir wollen aber schon fußballerische Lösungen suchen", betont Stampfer. Er ist sicher: "Diese Mannschaft ist Bezirksliga-tauglich!" 

Neuer, alter Co-Trainer

Dass dem so ist, deutete der TuS in der Hinrunde phasenweise an - etwa beim Punktgewinn gegen Primus Haltern oder bei den Siegen gegen Union Lüdinghausen (4:0) und den RC Borken-Hoxfeld (3:1). "Wir brauchen Konstanz über 90 Minuten", fordert Stampfer. Eine Punkte-Vorgabe für die ersten Spiele - zum Auftakt stehen richtungsweisende Partien gegen Olfen, Gescher, Vreden und Reken an - mag der Übungsleiter nicht ausrufen. "Druck tut oft nicht gut, aber wir müssen natürlich auf die Tabelle schauen."

Einen Impuls erhoffen sich Mannschaft und Trainer von der Rückkehr eines alten Erfolgsgaranten. Daniel Tatti, Co-Trainer in der erfolgreichen Hackenfort-Ägide, unterstützt Stampfer bis zum Saisonende. "Ich glaube, das wird der Mannschaft sehr gut tun und könnte uns die nötigen Prozentpunkte für den Klassenerhalt bringen."