Kreisliga C4
FC Polonia schlüpft aus dem Ei
Von Christian Lehmann
(24.07.18) Die Kreisliga C4 ist um einen Neuling reicher. Nach dem FC Birati, dem in seiner ersten Saison beinahe der Aufstieg in die Kreisliga B geglückt wäre, taucht nun mit dem FC Polonia ein weiterer Punkt auf Münsters bunter Fußball-Landkarte auf. Am 9. August steht das erste Pflichtspiel im Kreispokal gegen Portu Münster an, am 26. August empfängt Polonia auf der Sportanlage Hiltrup-Süd den SV Drensteinfurt III zum ersten Meisterschaftsspiel. Den Traum, einen neuen Verein zu gründen, hatten die Verantwortlichen schon lange. Mit einer Dekade Anlaufzeit hat es nun geklappt.
Schon vor über zehn Jahren, im Sommer 2008, stand das Projekt in den Kinderschuhen. Mehr als ein erfolgreicher Testkick gegen den FC San Diego (5:0) kam aber nicht zustande, weil die Verantwortlichen den bürokratischen Aufwand unterschätzten. "Damals waren wir noch nicht so weit", erinnert sich der erste Vorsitzende Lazhari Tabbi Anneni. Gemeinsam mit seinem heutigen Stellvertreter Simon Zaremba und dem Team aus dem fünfköpfigen Vorstand blieb er jedoch am Ball und fasste Ende 2017 den endgültigen Entschluss, es nun richtig anzugehen. Am 21. März ging es dann beim Notar in die Vollen. "Wir haben selber eine Vereinssatzung geschrieben, eine Mitgliederversammlung einberufen, ein Gründungsprotokoll verfasst. Nachdem wir am Amtsgericht eingetragen worden sind, haben wir das Finanzamt eingeschaltet, um den Körperschaftsfreistellungsbescheid zu erhalten. Wir mussten eine Versicherung nachweisen, einen Platz nachweisen - das alles haben wir ohne Hilfe eines Rechtsbeistandes oder Steuerberaters geschafft", betont der Mitbegründer, der als Versicherungskaufmann ein wenig Know-How mit einbringen konnte. Am 10. Mai wurde der neue Klub in den Verband aufgenommen. Einen Sponsor hat die Truppe auch schon gefunden. Auf den Trikots in den Farben der Polnischen Nationalmannschaft prangt das Logo einer Trockenbau-Firma aus Nottuln, deren Geschäftsführer polnisch-stämmig ist.
"Wir sind eine bunte Truppe"
Gerade im Hinblick auf die derzeit erneut entfachte Integrationsdebatte ist es Lazhari Tabbi Anneni wichtig, zu betonen, dass beim FC Polonia nicht nur gebürtige Polen spielen, sondern dass jeder willkommen ist. "Wir sind eine bunte Truppe und möchten niemanden ausgrenzen. Wir sind für jede Kultur und jede Religion offen!" Das darf man ihm allein schon wegen seines persönlichen Hintergrunds abkaufen: Seine Mutter ist Polin, der Vater Araber.
Sportlich hegt das neue Team keine übertrieben ehrgeizigen Ziele: "Bei uns steht der soziale Aspekt im Vordergrund. Wir möchten unsere Familien zusammen bringen. Wenn wir Letzter werden, tut das auch niemandem weh." Ganz ohne Ambitionen geht es aber nicht. "Sonst hätten wir uns ja auch für die Hobby-Liga melden können." Über eine ähnlich erfolgreiche Premierensaison wie die des FC Birati würden sie sich beim FC Polonia freuen. "Das war schon eine klasse Leistung. Wir möchten aber vor allem Spaß haben, Fußball spielen und fair bleiben - aber auch fair behandelt werden", sagt Lazhari Tabbi Anneni. Als Titelfavoriten nennt er neben Birati auch den ESV Münster.
Keine Eintagsfliege
Knapp eine Handvoll der Spieler im Kader hat bereits in einem anderen Verein gespielt, so zum Beispiel Robert Sprenger, Sven Rompczik sowie Mariusz und Krzysztof Ambrozuk. Die übrigen steigen komplett neu ein. Derzeit sucht die Truppe noch nach einem Trainer, bis dahin übernimmt Kapitän Piotr Zabski Coaching-Aufgaben. Bei den Stadtis wird das Team vermutlich nicht melden, dafür möchte man aber bei den HKM in Nienberge teilnehmen.
Als Eintags- bzw. Einjahresfliege möchten der Verein nicht in die Geschichte eingehen. "Im Moment spielen wir noch selber. Wenn wir aber in ein gewisses Alter kommen, dann wollen wir der jüngeren Generation das Feld zu überlassen", erklärt der Vorstandsboss.